Liebenswert unperfekt
Experiment zeigte, dass Menschen Roboter mit fehlerhaftem Verhalten lieber mögen
"Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, macht mehr Fehler. Nur wer die Hände in den Schoß legt, macht gar keine Fehler", sagte einst der Industrielle Alfred Krupp, der von 1812-87 lebte. Anscheinend haben wir diese Ansicht tief in uns verwurzelt - so tief, dass wir selbst Robotern zugestehen, dass sie Fehler machen. Und nicht nur das; wir mögen sie anscheinend auch noch mehr dafür als ihre einwandfrei funktionierenden Kollegen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, in der Forscher_innen untersuchten, wie Menschen auf Roboter reagieren, die ein fehlerhaftes Verhalten an den Tag legen.
Erforscht wurden sogenannte soziale Roboter, die unsere Mimik und Körpersprache lesen, unsere Sprache verstehen können und in der Lage sind, sinnvoll zu reagieren. Sie sollen in der Zukunft unser Leben erleichtern, aber auch bereichern, indem sie Gefühle erlernen und eine Art Persönlichkeit entwickeln. Zwar ist die soziale Robotik ein schnell wachsendes Feld, aber natürlich sind soziale Roboter noch nicht auf einem technischen Niveau, wo sie fehlerlos arbeiten. Aber wie reagieren Menschen darauf? Das wollte Nicole Mirnig von der Universität Salzburg herausfinden und programmierte mit ihrem Team gezielt fehlerhaftes Verhalten in einen NAO-Roboter und ließ ihn mit Versuchspersonen agieren. Sie maßen zuvor, wie liebenswert, menschenähnlich und intelligent die Versuchspersonen den Roboter fanden und analysierten dann, wie sie reagierten, als der Roboter einen Fehler machte. Mit Hilfe von Videoaufnahmen, Interviews und Nutzerbewertungen fand das Forscherteam heraus, dass die fehlerhaften Roboter im Vergleich zu den perfekten überraschenderweise nicht weniger intelligent oder menschenähnlich wahrgenommen wurden, sondern im Gegenteil: Obwohl die Menschen erkannten, dass es sich um einen fehlerhaften Roboter handelt, beurteilten sie ihn tatsächlich sympathischer als sein perfektes Gegenstück.
"Unsere Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer den fehlerhaften Roboter deutlich mehr mochten als den makellosen. Dieser Befund bestätigt den Pratfall-Effekt, der besagt, dass die Attraktivität der Menschen zunimmt, wenn sie einen Fehler machen", erklärt Nicole Mirnig. "Besonders die fehlerhaften Instanzen der Interaktion zu erforschen könnte nützlich sein, um die Qualität der Mensch-Roboter-Interaktion weiter zu verfeinern."
Diese Erkenntnisse können spannende Auswirkungen auf den Bereich der sozialen Robotik haben, da sie die Entwickler_innen daran erinnern, dass sie bei der Gestaltung von Robotern potenzielle Unvollkommenheiten im Kopf behalten, statt ihn nur zur Perfektion zu bringen. Das könnte die Roboter auch den Menschen sympathischer machen. "Wenn wir die Quellen des unvollkommenen Roboterverhaltens untersuchen, führt das zu glaubwürdigeren Robotercharakteren und einer natürlicheren Interaktion", schließt Nicole Mirnig.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 8. August 2017