Lego macht auf Barbie

Kritik an Rollenklischees in neuer Produktlinie "Lego Friends"

Die meisten Kinder lieben diese kleinen kantigen Männchen mit den gelben Köpfchen. Und die kleinen Kunststoff-Klötzchen, mit denen man ganze Städte errichten kann, mit denen die Träume eines kunterbunten Eigenheims, eines eigenen Raumschiffs, einer Burg oder eines selbst gebauten Zoos in Erfüllung gehen. Doch die Träume von Mädchen sehen rosarot und kitschig aus, will Lego nach eigenen Angaben in vier Jahren Forschung und eigenen Umfragen unter tausenden Müttern und Mädchen herausgefunden haben. Demnach lieben Mädchen Rollenspiele und mögen es harmonisch. Das Ergebnis: eine neue, putzige Lego-Produktserie nur für Mädchen: „Lego Friends“. Vom typischen Lego-Charme ist nicht mehr viel geblieben. Die Figuren sind größer, haben Rundungen, geschminkt wirkende Gesichter und tragen Röcke - eine Mischung aus Barbie und Polly Pocket. Mädchen sollen sich schließlich in die Figuren hineinversetzen können.

Eine passende Biografie für die Hauptcharaktere hat Lego auf der eigenen Website auch parat. Bei „Lego Friends“ dreht sich alles um die fünf Freundinnen, die in der Heartlake City leben. Die Hobbies der Miniatur-Püppchen: sie lieben Klamotten, beraten ihre Freundinnen, was Schminke und Mode angeht, planen Partys, spielen mit ihrem Häschen Daisy, singen und tanzen gerne. Wenigstens Olivia, man kann sie fast als Rebellin bezeichnen, liebt es laut Steckbrief „Dinge zu erfinden, zu bauen“ und will Forscherin oder Technikerin werden.

Bauen, Steine zusammensetzen und konstruieren kann man auch in der Lego-Mädchenwelt, zum Beispiel Schönheitssalons, Cafés und Tierheime. Doch neben dem Teile ineinanderstecken und gestalten lernen Mädchen hier wohl vor allem eines kennen: Rollenklischees. Wenn die Figuren in der Jungen-Themenwelt als Ritter die Welt retten, während die Freundinnen in der „Heartlake City“ Kuchen backen, wird es schwer, den Kindern Gleichberechtigung zu lehren, ihnen etwas von Emanzipation beizubringen. Doch sie bieten den Mädchen nur, was sie haben wollen, verteidigt sich Lego in Pressemitteilungen und verweist auf die Studie mit 3.500 Teilnehmerinnen. Und schließlich können ja auch Mädchen mit den Ritterburgen und Hubschraubern spielen und Jungen ihr eigenes Café errichten.

Aber warum geht's denn nicht ein wenig geschlechtsneutraler? Das fragen sich auch KritikerInnen. In den USA haben sich Mütter zusammengetan und eine Online-Petition mit dem Aufruf „Tell Lego to stop selling out girls“ gestartet, in der sie das altmodische Frauenbild der „Lego Friends“ beklagen. Sie sind verärgert, dass kleine Kinder bereits in blaue und pinke Schubladen gesteckt werden. Das „traditionelle“ Lego, das alle so lieben, tauge schließlich für Mädchen und Jungen. Man müsse dieses einfach mehr für und mit Mädchen bewerben, so der Lösungsvorschlag der UnterzeichnerInnen.

Wollen das Mädchen wirklich? Was haltet ihr von der neuen Lego-Produktserie?

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Autorin / Autor: Redaktion; - Stand: 16. März 2012