Leerer Magen sieht mit

Forschung: Unsere Sinne bedienen unsere Bedürfnisse

Wenn der Hunger besonders groß ist, dann stechen dem Hungrigen Wörter, die etwas mit Essen zu tun haben, stärker ins Auge als Menschen, die gerade erst gegessen haben. Das mag keine besonders aufregende Erkenntnis sein. Schließlich wissen PsychologInnen schon lange, dass unser Innenleben auch unsere Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Wir betrachten und begreifen die Welt um uns herum nicht objektiv, sondern basteln uns eine ganz eigene Welt zusammen, die stark davon abhängt, in welchem Zustand wir uns befinden. Wie, und vor allem wann diese veränderte Sinneswahrnehmung von statten geht, wollte nun eine Wissenschaftlerin der Université Nice untersuchen.

Zu diesem Zwecke lud sie Testpersonen ein, die alle noch nichts gegessen hatten. Einen Teil der Teilnehmer ließ sie dann eine Weile warten und immer hungriger werden, während ein anderer Teil ein Mittagessen serviert bekam.
Dann zeigte sie ihren Testpersonen Worte auf einem Bildschirm, die teilweise mit Essen zu tun hatten (z.B. gateau - Kuchen) oder neutral waren (bateau = Boot). Die Wörter wurden nur in Bruchteilen von Sekunden und in einer Größe gezeigt, die gerade so an der Grenze zu dem ist, was der Mensch noch bewusst wahrnehmen kann.

Die Abfolge der Wörter war aber so schnell, dass ihr Sinn von den Testpersonen nicht verlässlich erfasst werden konnte. Als sie aber entscheiden sollten, welches der gezeigten Wörter heller gewesen sei, wählten die hungrigen Testpersonen in der Regel das Wort, das Nahrungsmittel bezeichnete. Und es gelang den Hungrigen auch besser als den satten Versuchsteilnehmern, solche Essenswörter überhaupt zu identifizieren.

Für die Forscherin bedeutet das, dass die veränderte Wahrnehmung bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt einsetzt, nämlich schon bei der Sinneswahrnehmung und nicht erst, wenn das Gehirn genau registriert hat, was es da gelesen hat. Die Forscherin zeigt sich begeistert über die Erkenntnis, dass unsere Wahrnehmung uns das zeigt, was wir im Moment brauchen ohne dafür größere Hirnkapazitäten in Anspruch zu nehmen. So kann das Gehirn sich weiter anderen wichtigen Aufgaben widemn, während sozusagen schon die Augen aus der Umwelt herauspicken, was gerade für uns wichtig ist. "Da ist etwas in uns, das Informationen über die Umwelt selektiert, um das Leben einfacher zu machen", sagt Radel.

Wundert euch also nicht, wenn ihr mit knurrendem Magen selbst im Vorbeifahren adleraugenmäßig jedes Imbissschild erspäht, das eure satten Mitfahrer erst gar nicht wahrnehmen ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. März 2012