Beruf: Buchhalter, Hobby: Religion

Forschende ermitteln ödesten Menschen, um das Stigma der Langweile zu erforschen.

Ob die Autor:innen dieser Studie wohl unter Langeweile litten? Oder zu viel Kontakt zu waschechten Schnarchnasen hatten? Was auch immer sie zu diesem Thema angetrieben hat, ein Team um Dr. Wijnand Van Tilburg von der University of Essex hat den langweiligsten Menschen ermittelt, bzw. eine Person, die alle Eigenschaften aufweist, die offenbar eine Mehrzahl von Befragten als sterbensöde empfinden. Und wer ist nun der langweiligste Mensch? Ein religiöser Mensch, der beruflich Daten eingibt, gerne fernsieht und in einer kleinen Stadt lebt.

In fünf Experimenten mit mehr als 500 Personen hatten die Forschenden herausgefunden, dass Datenanalyse, Buchhaltung, Reinigung und Bankwesen an der Spitze der Berufe stehen, die als extrem langweilig angesehen werden. Zu den schnarchigsten Hobbies zählten Religion, Fernsehen, Vogelbeobachtung, Schlafen, Mathematik und Rauchen (ob das tatsächlich ein Hobby ist, ist allerdings fraglich ;-).

Langweilige Menschen meiden den Ergebnisse zufolge auch große Siedlungen und verbringen ihr tristes Dasein lieber in kleinen Städten und Dörfern - so zumindest sehen es die Studienteilnehmenden. Solch klischeehaft langweiligen Menschen werden aufgrund von Vorurteilen nicht gemocht und eher gemieden. Wer Zeit mit ihnen verbringen muss, möchte dafür mindestens 35 Pfund am Tag dafür bezahlt bekommen.

Als langweilig angesehene  Menschen haben unter Vorurteilen zu leiden

Van Tilburg gab die Studie in Auftrag, um das Stigma der vermeintlichen Langeweile zu erforschen und zu untersuchen, wie es sich auf die Wahrnehmung auswirken kann. Er sagte: "Die Ironie ist, dass das Studium der Langeweile eigentlich sehr interessant ist und viele Auswirkungen auf das wirkliche Leben hat."

Die Studie hat auch gezeigt, dass als langweilig empfundene Menschen als weniger kompetent angesehen werden und ihnen weniger zwischenmenschliche Wärme angedichtet wird.
Wer als langweilig empfunden wird, hat daher möglicherweise ein höheres Risiko für gesundheitliche Schäden, Sucht und psychische Probleme.

Menschen nähmen sich möglicherweise zu wenig Zeit, um mit Menschen zu sprechen, die langweilige Jobs und Hobbys haben. "Sie haben keine Chance, den Leuten das Gegenteil zu beweisen und diese negativen Stereotypen zu durchbrechen. [...] Allein die Tatsache, dass sie gemieden werden, kann zu sozialer Ächtung führen und die Einsamkeit verstärken, was sich sehr negativ auf ihr Leben auswirkt", erklärt Van Tilburg.

Dabei sei die Gesellschaft gleichzeitig auf solche vermeintlich langweiligen Personen angewiesen. Der Forscher betont, dass Menschen wie Bucherhalter:innen und Banker im Gegenteil zur öffentlichen Wahrnehmung sehr leistungsfähig seien und auch Macht in der Gesellschaft hätten. Der Job von Steuerberater:innen mag als wenig spannend empfunden werden, bei der eigenen Steuerklärung könnte es allerdings tatsächlich aufregend werden ;-).

Im Gegensatz zu den ödesten in dieser Studie ermittelten Berufen (Datenanalyse, Buchhaltung, Steuern/Versicherungen, Reinigung und Bankwesen), galten als spannendste Berufe Darstellende Künste, Wissenschaft, Journalismus, Gesundheitsberufe und Lehrer:innen.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Personality and Social Psychology Bulletin erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. April 2023