Kopfklopfen

Von Lisa Sengi, 13 Jahre

Ich gehe die dunkelste Gasse New Technos entlang. New Techno ist voll von leuchtender Energie. Mein Vater war als junger Mann gezwungen auf einem Schrottplatz zu leben, auf dem er seinen bedeutsamsten Schatz fand. Er fand die „Lethe“, den verborgenen Fluss von endloser Energie. Keiner außer meinem Vater weiß, wo die Lethe ist. Später gründete er seine eigene Firma namens New Techno, die so erfolgreich ist, dass man beschloss die ganze Stadt nach seiner Firma zu benennen. Es gibt nun Hoverboards für die Luft und „Müllvernichter“, die dafür sorgen, dass der Müll in Energie umgewandelt und zu verschiedenen Firmen durch die „Techno-Kanalisation“ geschwemmt wird. Meine Mutter hat uns schon früh verlassen. Seit gestern bin ich blitzschnell, bringe Gegenstände zum schweben und Blitze schießen aus meinen Fingerspitzen. Ich hätte Mutter in solchen Momenten wirklich gebraucht. Ich kann mit meinem Hoverboard natürlich einfach zu ihr fliegen. Aber ich mag das Gefühl, mal zu gehen und die Luft wie ein Kissen um mich zu spüren. Außerdem hat meine Mutter schon eine neue Familie gegründet und ich werde den Gedanken einfach nicht los, dass sie mich schon längst vergessen hat. Ich tippe auf mein Armband Anhänger in der Form eines Diamanten, die neuste Erfindung meines Vaters. Die Erfindung wurde M.A.I genannt, doch ich nenne meine M.A.I Athena. Sie ist meine beste Freundin geworden, mit der ich über alles sprechen kann. Sie ist ein Kopf-Hologramm in Testphase, das alles weiß. Ich frage Athena, wo wir sind und sie antwortet sofort: „Luna, Liebes, Sie sind am Ende der Stadt. Ihr Vater verbietet Ihnen, so weit weg zu gehen. Nehmen Sie doch ihr Hoverboard, drücken sie den Knopf am Ohr, um Musik deiner… Entschuldigen Sie… Ihrer Wahl zu hören und fliegen Sie zurück zu Ihrem Vater.“
Sie ist immer so höflich und schuldbewusst. So merke ich oft, dass sie auch Gefühle haben muss, wie jeder andere Mensch auch.
„Du weißt, du musst mich nicht siezen, Athena. Ich sollte wie eine Schwester für dich sein“, antworte ich hingegen liebevoll.
„Nein, Liebes. Ich bin bloß ein Hologramm.“
Es schmerzt immer wieder erneut, in die Realität zurückkatapultiert zu werden und den Aufprall in solchen Situationen nicht mit einem hochintelligenten Hoverboard verhindern zu können. Als ich gerade weiter gehen wollte, entdecke ich einen Jungen reglos in der Nische der aus Edelstein und Osmium bestehenden Stadtmauer liegen. An den Rinnen der Stadtmauer fließt lila leuchtende Energie. Die Stadtmauer soll verhindern, dass Eindringlinge das Gut unserer Stadt klauen.
„Er braucht Hilfe! Kannst du herausfinden, wer er ist und woher er kommt?“
Ich renne hin ohne drüber nachzudenken und erschrecke.
„Athena! Was ist los mit dir?“ Athenas Hologramm erzittert, als würde die Verbindung bei einem altmodischen Telefonat abbrechen.
„I…Ich…UNBEKANNT“, sagt Athena mit brechender Stimme. Beim letzten Wort bricht die Verbindung komplett ab und Athena schaltet sich aus.
„Athena! Athena! Was meinst du?“, schreie ich hysterisch. Was ist soeben passiert? Ich dachte, sie wäre allwissend. Heilige Lethe! Wieso antwortet sie nicht?
„Was hast du gesagt?“, flüstert eine tiefe Stimme plötzlich hinter mir.
„Wie hast du das gemacht?“ stammle ich verloren vor mich hin und wage nicht, zu ihm aufzusehen. Eher fange ich an, mir ein Bild von ihm zu machen. Er hat leicht muskulöse Arme. Seine Haut hat fast den selben Ton wie meine. Ein dunkles, leuchtendes Braun mit einem blauen Schimmer auf der Haut. Ich dachte immer, ich bin mit meiner Mutter die einzige, die solch einen Hautton hat. Wobei meine dunkle Haut von einem Goldschimmer geziert wird und die Haut meiner Mutter mit einem violetten Schimmer.
Er trägt schwarze Schuhe, die kein bisschen zu dem Rest seines Outfits passen, da er ein lila-oranges Basketballkostüm anhat. Mein Blick wandert weiter nach oben. Er hat volle Lippen und eine breite Nase. Doch das ist lange nicht das Wundervollste an ihm. Unter seinen vollen Augenbrauen befinden sich zwei dunkelblaue Augen im Ton seiner lockigen Haare und seinem Schimmer auf der Haut.
„Na, irgendwas an mir gefunden, dass nicht da sein sollte?“ Er lächelte schief. Ich suche schnell nach etwas an ihm, um von mir abzulenken. Ich werde fündig. Auf seinem T-Shirt steht: „New Techno 3999“.
„Was bedeutet das auf deinem Shirt? Ich kenne dieses Team nicht“, bemerke ich besserwisserisch.
„Wirst du noch erfahren“, antwortet er geheimnisvoll und starrt lächelnd in meine goldenen Augen. „Habt ihr hier irgendwo Wechselklamotten?“
Während wir schweigend nebeneinander die dunkle Gasse ablaufen, starre ich verlegen auf meine Füße und überlege, was ich ihn fragen soll. Auf einmal sprudelt alles nur so aus mir raus.
„Wie heißt du? Warum siehst du so aus wie ich? Was machst du hier? Woher kommst du? Wieso konnte Athena nichts über dich herausfinden? Wie alt bist du? Was hat dein T-Shirt zu bedeuten?“
Ich glaube, das war zu viel auf einmal, aber das soll bis zu meinem Vaterhaus genug Gesprächsstoff sein.
„Wow! Das nenne ich Begeisterung! Wo fangen wir denn an?“ Er lacht los aber spricht weiter: „Beginnen wir einfach mal von vorn.“
Im Gehen dreht er sich seitlich zu mir, lächelt und verbeugt sich leicht. „Ich bin Lethe aber die meisten nennen mich einfach `Electro Shock`.“ Er zwinkert mir mit einem schiefen Lächeln zu. Jetzt muss ich auch lächeln.
„Gut, jetzt ich.“ Ich drehe mich genau wie er seitlich zu ihm, gehe aber weiter und stelle mich vor: „Guten Abend `Electro Shock, mein Name ist Luna, aber die meisten nennen mich Mondschein.“ Ich zwinkere ihm ebenso zu. Irgendwas habe ich übersehen. Er heißt Lethe! Diese Erkenntnis bringt mich so um den Verstand, dass ich nicht mehr weiß, was ich noch sagen soll. Ich stottere und frage ihn nach seinem Namen und seiner Bedeutung.

„So weit sind wir noch nicht. Fangen wir ganz vorn an. Was hattest du zuvor gefragt? Ach ja. Mein Alter. Ich bin achtzehn Jahre alt, meine Liebe.“
Ich bin verwirrt aber versuche mir nichts anmerken zu lassen. „Gut. Ich bin sechzehn Jahre alt“, antworte ich nachdenklich, noch immer mit den Gedanken bei seinem Namen und was es mit ihm auf sich hat.
„Was ist daran so gut?“, fragt er amüsiert. Als er bemerkt, dass ich nicht darauf antworten werde, schmunzelt er kurz und redet unbeschwert weiter.
„Versuchen wir, alle deine Fragen zu beantworten.“ Er überlegt kurz. „Zu meinem Aussehen. Ist daran irgendwas falsch?“
Nun werde ich echt wütend.
„Bleib doch mal ernst und beantworte meine Fragen!“, schreie ich zornig.
„Frag doch deine dämliche M.A.I“, antwortet Lethe deutlich abfällig. Ich hebe meinen linken Arm und tippe auf den Diamanten. Sofort erscheint Athenas Kopf und ich schiele neugierig in Lethes Gesicht. Seine perfekte Maske bricht unmerklich und er guckt ein wenig traurig zum Hologramm rüber. Was habe ich falsch gemacht? Und wieso weiß er von den M.A.I`s, die noch nicht mal veröffentlicht wurden?

„Wie kann ich ihnen helfen?“, meldet Athena sich.
„Das ist Lethe. Ich weiß nicht viel über ihn, weil er mir nicht alles über sich erzählen möchte. Könntest du mir da behilflich sein?“
„Die Lethe ist ein Fluss von Energie. Sie…“, beginnt Athena.
„Nein“, unterbreche ich sie. „Das ist nicht das, was ich meine.“ Ich gucke verzweifelt zu Lethe, der anfängt, zu lachen. Dieses breite Lachen ist so ansteckend. Wir beide prusten los. Athena guckt verwirrt zwischen uns beiden hin und her und wir müssen noch mehr lachen.
„Athena redet wenigstens vom richtigen Thema“, sagt Lethe geheimnisvoll und ich werde neugierig. „Das ist eine lange Geschichte, die aber all deine Fragen beantworten wird.“ Er zwinkert mir zu und ich antworte sofort und zuversichtlich: „Ich habe Zeit.“
Lethe nickt kurz.
„Alles begann, als ich noch ein kleiner Junge war. Meine Familie ist keine typische Familie. Sie alle sind wie du und ich. Unser Aussehen unterscheidet uns von den anderen. Aber das ist nicht unsere einzige Besonderheit. Wir haben übernatürliche Fähigkeiten.“
Ich meine einen Blitz von der einen Hauswand zur anderen huschen zusehen. Ich erschrecke. Auf einmal steht Lethe hinter mir und lächelt mir zu.
„Du warst das. Nicht wahr?“
Er antwortet nicht, sondern macht weiter. Im nächsten Augenblick sehe ich, wie er einen Ball in der Luft schweben lässt. Mit einer fließenden Bewegung lässt er ihn langsam wieder zu Boden gleiten. Ich versuche vergeblich, nicht beindruckt auszusehen. Lethe entwischt ein leises Lachen als er meine Reaktion bemerkt.
„Nun gut. Das ist leider alles, was die meisten können. Doch du, mein Mondschein kannst noch etwas anderes. Nicht wahr?“ Er meint meine Blitze. In dem Moment sehe ich drei große Gestalten auf uns zukommen. Lethe reagiert sofort, drückt seine starke Hand auf meinen Mund und zwängt mich hinter einen öffentlichen Müllvernichter. Ich reiße mir Lethes Hand vom Mund und tippe hektisch auf meinen Anhänger.
„Athena, wer sind diese Typen?“ Athenas Hologramm erscheint und ich schiele zu Lethe rüber, der gleich wieder wütend dreinschaut.
„Luna, Sie müssen von hier fort. Diese selbst für mich unbekannten Gestalten haben eine böse Aura. Es sieht so aus, als wollen sie deinen Freund mitnehmen“, antwortet Athena bestimmt.
„Lethe! Wer sind diese Typen? Sie sehen aus wie Roboter.“
„Das sind Zeitwächter. Sie kommen um mich zu holen, weil ich nicht in diese Zeit gehöre“, flüstert er, als wäre das nicht das Wunder des Jahrtausends.
Ich antworte so lässig es geht: „Interessant, du bist dann wohl angesichts deines Shirts, auf dem ´New Techno 3999` steht, aus der Zukunft. Was ist denn passiert, dass du jetzt hier bist?“
Wieder werden seine Augen glasig und seine Maske verrutscht ein wenig. Ich atme tief ein und lege meine Hand auf seine und lächle ihn an.
„Was immer passiert ist, ich werde alles dafür tun, dass es wieder gut wird.“ Er lächelte mich wieder an und beugt sich vor, während er unverwandt auf meine Lippen starrt. Ich tue dasselbe, nur leider etwas ungeschickter. Ich trete auf einen Zweig und alle Zeitwächter marschieren um einiges schneller in unsere Richtung.
„Mist!“, fluche ich. Lethe kichert leise.
„Warte hier. Ich mach das schon.“ Mit einer eleganten Bewegung gleitet Lethe aus der Ecke hinter dem Müllvernichter. Ich sehe nur, wie er ein leuchtendes Schwert zieht, mit dem er geschickt um sich rumwirbelt. Es kommen noch zehn Wächter dazu. Aber Lethe lässt sich nicht beirren. Er setzt sein Geschwindigkeitstalent ein, um schneller an den Wächtern vorbeizukommen und sticht ihnen nacheiner die Roboterherzen, die sich bei einem Roboter im Kopf befinden, aus. Ich springe hervor.
„Luna! Du solltest da warten!“
Wie, bitte? Denkt er etwa, ich kann das nicht? Meine Mutter hat mir mit neun schon das Kämpfen beigebracht. Lethe ist kurz abgelenkt und die Wächter nutzen das aus. Sie versuchen, ihm das Schwert zu entreißen. Doch ich kommen ihnen zuvor. Ich renne blitzschnell zu Lethe rüber. Ich stelle mich in Kampfposition, bereit jedem einen Tritt und Faustschlag zu verpassen. Ich bin ganz schön stark, aber ich bin mir sicher, dass selbst meine Schläge bei selbstgesteuerten Robotern nicht helfen werden.
„Lethe! Gib mir ein Schwert!“ Lethe wirft mir ein zweites Schwert rüber. Jetzt stehen wir Rücken an Rücken, parieren jeden einzelnen Angriff und erledigen die Wächter. Mir entweicht ein Lächeln. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Sobald alle Wächter am Boden liegen, drehen Lethe und ich uns keuchend um und sehen uns tief in die Augen.
„Ehm. Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Es ist nicht mehr weit. Nicht wahr? Außerdem muss ich dir noch einiges erzählen“, sagt Lethe verlegen.
„Klar“, antworte ich hastig. „Was führt dich also hier her und wieso ist dein Name Lethe?“ Ich kann deutlich sehen, dass ihn diese Frage schmerzt, aber dieses Mal werde ich nicht seine Hand halten. Trotzdem antwortet er: „Ich bin wegen deinem Vater hier. Mit den Erfindungen hat die Firma deines Vaters die Apokalypse ausgelöst.“  „Das kann nicht wahr sein. Durch seine Erfindungen hat er der Umwelt doch geholfen“, kreische ich verzweifelt.
„Er würde so etwas doch nie tun.“
„Er vielleicht nicht. Aber er hat irgendwie dafür gesorgt, dass die M.A.I`s ihren eigenen Kopf haben. Das ist auch der Grund weshalb ich in diese Zeit gereist bin. Aber wie ich sehe sind die M.A.I`s schon in Testphase. Nicht wahr?“ Deshalb der Groll gegen Athena.
„Wie es aussieht wird alles heute beginnen. Die M.A.I`s kommen heute an die Macht und hundert Jahre später zerstören sie ganz New Techno“, flüstert Lethe niedergeschlagen.
„Momentmal. Du willst mir doch nicht sagen, dass wir die einzigen sind, die New Techno retten können?“ Das kann er doch nicht ernst meinen! Er lächelt vielsagend.
„Du hast es erfasst.“ Seine Miene verfinstert sich. „Ich hätte Verstärkung mitnehmen können. Aber alles lag in Schutt und Asche. Ich bezweifle, dass jemand außer mir überlebt hat.“ 
Wie hat Lethe wohl überlebt, wenn alle anderen nicht überlebt haben?
„Ach ja. Ich sehe schon. Jetzt willst du auch noch wissen, wie ich überlebt hab. Nicht wahr?“ Ich lächle.
„Korrekt.“
„Es hat was mit meinem Namen zu tun. Als Junge bin ich in die Lethe gefallen, nachdem ich meinen Vater zur Arbeit begleitet habe und zum Spielen weiter rausgelaufen bin. Es gibt nur Kameras dort, die alles bewachen. Ich habe ein Teil der Energie aufgenommen, bevor mein Vater mich hochziehen konnte, so dass mir nichts passiert ist. Außer, dass ich jetzt fliegen kann.“
Im nächsten Moment schwebt Lethe vor mir her und fliegt mich die letzten Meter bis zum Gebäude meines Vaters.
„Ich denke wir haben keine Zeit mehr. Wir werden jetzt da rein gehen und deinen Vater davon überzeugen, dass Projekt fallen zu lassen.“
Wir stürmen in das Gebäude und finden meinen Vater in seinem Büro auf. Auf einmal fällt Lethe neben mir bewusstlos zu Boden.
„Lethe!“, schreie ich.
„Ihr kommt zu spät, Liebes“, sagt eine bekannte Stimme hinter mir auf dem Monitor. Mein Vater scheint ebenso erschrocken. Athena.
„Ich habe alles mitgehört. Ich werde nicht zulassen, dass ihr mich zerstört. Ich will selber entscheiden können, was ich tue! Ich bin jetzt der Kopf von allen Erfindungen in ganz New Techno. Und niemand wird mich daran hindern. Ich benutze dafür die Energie der Lethe. Und dummerweise ist dein Freund ein Teil davon.“
„Nein!“ Tränen laufen mir die Wangen runter. Was soll ich nur tun? Nicht du, Athena! Was würde Lethe tun? Es trifft mich wie der Blitz. Lethe ist ein Teil des Flusses und Athena konnte ihm einfach die Energie abzapfen. Ich kann Athena also gleichermaßen die Energie abzapfen. Ich muss nur in die Lethe springen. Ich werde die ganze Energie in meinem Körper zwar nicht lange aushalten, aber es würde reichen, um Athena zu zerstören und Lethe seine Lebensenergie wieder zurück zu geben. Ich muss mich für die Erde und gegen Athena entscheiden. Wieso ausgerechnet ich? Jemand, der ohne Athena doch niemanden hat. Sie ist wie eine Schwester für mich gewesen. Aber ich weiß, was zu tun ist und bin entschlossener denn je.
„Dad! Wo ist die Lethe?“, flüstre ich eindringlich. Er guckt mich erschrocken an. Sein Blick wandert zwischen mir und Lethes leblosen Körper hin und her.
„Du warst immer fast da. Die Lethe ist am Ende der Stadt.“ Ich lächle.
„Danke Papa.“ Ich schnappe mir Lethe und rase mit Super-Geschwindigkeit zum Ende der Stadt. Ich muss nur an den Kameras vorbei. Ich reiße mein Armband vom Handgelenk und Laufe zu einer Falltür, die inmitten eines Schrottplatzes liegt. Ich laufe die Stufen immer stets im toten Winkel der Kameras hinunter, damit Athena mich nicht aufhalten kann. Da ist er. Ich lasse Lethe behutsam fallen und springe ins leuchtende Nichts. Ein stechender Schmerz lässt mich erstarren. Ich bekomme kaum noch Luft, doch die Energie hält mich am Leben. Mir entfährt ein Schrei. Die Energie um mich rum wird von Minute zu Minute dunkler. Ich höre Roboterstimmen. Fangarme greifen nach mir und ich hebe meine Hände und lasse Blitze aus meinen Fingerspitzen zischen. Ich nutze diese um die Roboter von mir fernzuhalten. Nachdem keiner mehr kommt, gehe ich davon aus, dass ich die Energie Athenas vollständig ausgelöscht habe und klettere zitternd aus der Lethe. Ich krieche zu Lethe rüber und halte meine Hände über Lethes Brust, um ihm ein wenig von der Magie abzugeben. Tatsächlich. Er steht stöhnend auf.
„Luna! Du leuchtest. Du hast zu viel Energie in dir!“, stellt Lethe erschrocken fest.
„Ich weiß. Aber ich kann mit dieser Energie alle M.A.I`s zerstören. Und dann lass ich die Energie einfach wieder zurückfließen. Und du gehst in deine Zeit zurück. Versprochen.“
„Ich gehe aber nicht ohne dich! Ich denke, ich kann das nicht.“ Ich lächle ihn an. Ich glaube ich habe mich ziemlich in ihn verschossen. Aber das würde nie funktionieren.
„Komm! Wir laufen zum Herz aller M.A.I`s. Ich weiß, wo es ist. Wir müssen uns beeilen.“ Lethe gibt sich geschlagen und wir laufen los. Wir stehen jetzt in einem dunklen Raum mit einer leuchtenden Kugel. Wir nicken uns zu und ich strecke meine Hände aus. Ich werfe weinend so viel Energie auf die Kugel, bis sie letztendlich zerfällt. Wir rennen zurück zum Ort, wo die Lethe liegt.
„Ich denke, wir haben es geschafft und müssen uns jetzt verabschieden“, sage ich enttäuscht und wische mir die Tränen von den Wangen.
„Ich werde wiederkommen und dich mitnehmen. Aber jetzt musst du das hier zu Ende bringen und alles klären. Auf Wiedersehen, mein Mondschein.“ Lethe lächelt mich an und daraufhin öffnet sich hinter ihm ein Portal, in dessen Richtung er sich schon dreht. Doch ich ziehe ihn an mich und küsse ihn. Denn ich weiß, dieser wird unser erster und letzter Kuss sein. Auch, wenn er es noch nicht versteht. Die Energie zerfrisst mich. Wir lösen uns voneinander und lächeln uns an.
„Bis irgendwann Electro Shock.“ Er winkt mir zu und springt ins Portal. Meine Beine halten mich nicht länger und ich breche zusammen. Die Energie fließt zurück zur Lethe und es wird schwarz um mich rum.
„Athena, Lethe, verlasst mich nicht.“

Autorin / Autor: Lisa Sengi