Kennen wir uns?

Studie: Warum wir manchmal Gesicht und Namen nicht zusammen kriegen

"Mensch - das Gesicht kenn ich doch! Aber wie heißt sie nochmal?" Nicht nur eure Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, sprich: die "ältere Generation" wird von solch panischen Namens-Suchattacken befallen, diese Situationen passieren offenbar allen, unabhängig vom Alter. NeurowissenschaftlerInnen an der Universität in Bristol sind jetzt auf der Suche nach den Gründen dafür, warum wir manchmal nicht in der Lage sind, bekannten Gesichtern auch den passenden Namen zuzuordnen.

Offenbar fällt es uns leichter, Gesichter zu erkennen, wenn wir wissen, wo oder wann wir die Person zum ersten Mal getroffen haben. Die WissenschaftlerInnen Dr. Clea Warburton und Dr. Gareth Barker erklären das Phänomen damit, dass wenn wir darüber nachdenken, woher wir ein Gesicht kennen, mehrere Hirnregionen zusammen arbeiten müssen und nicht unabhängig voneinander. Schon länger sind den ForscherInnen drei Hirnregionen bekannt, die bestimmte Rollen in der Verarbeitung von Erinnerungen einnehmen. Eine ist zuständig für unsere Fähigkeit zu erkennen, ob uns ein Objekt vertraut ist, eine regelt die "Navigation", speichert also Orte ab, während eine andere wiederum mit höheren Hirnfunktionen verbunden ist. Bisher wurden die Hirnregionen meistens getrennt voneinander untersucht. Die neuesten Studien beschäftigen sich nun zum ersten mal mit Situationen, in denen diese Hirnregionen zusammen arbeiten.

Die ForscherInnen untersuchten die neuronale Grundlage für unsere Fähigkeit, unterschiedliche Reize unter verschiedenen Bedingungen zu erkennen. Besonders interessiert waren sie dabei an zwei Arten von Wahrnehmungen: der "Objekt/Ort-Wahrnehmung" (wir erinnern uns, wo wir unsere Schlüssel haben) und der "Objekt/Zeit-Wahrnehmung" (wann haben wir die Schlüssel das letzte Mal gesehen). Dabei fanden sie heraus, dass weder die "Objekt/Ort-Wahrnehmung" noch die "Objekt/Zeit-Wahrnehmung" funktionierten, wenn die Kommunikation zwischen den Hirnregionen unterbrochen wurde. Das Trennen der Hirnregionen verhinderte also die Erinnerung sowohl an den Ort als auch an die Zeit. Dieses Forschungsergebnis zeigt, dass alle diese Hirn-Regionen gemeinsam handeln müssen; es hilft zu verstehen, wie Gedächtnis funktioniert und kann hoffentlich langfristig Menschen von Gedächtnisstörungen wie Alzheimer erlösen.

"Wir freuen uns sehr, diesen wichtigen Kreislauf im Gehirn entdeckt zu haben. Jetzt wollen wir herausfinden, wie Informationen darin verarbeitet werden, um endlich verstehen zu können, wie unsere "interne Bibliothek" funktioniert.." Das Forschungseregbnis wurde im Journal of Neuroscience veröffentlicht.

Stand: 4. August 2011