Machen Kalorien depressiv?

Wenn fettreiche Nahrung zur Sucht wird

Es gibt vieles, was man tun kann, wenn man niedergeschlagen ist. Viele denken, sie würden sich mit einem Riegel Schokolade oder einem Stück Pizza etwas Gutes tun. Schließlich ist es erst mal wichtiger, die gedrückte Laune wieder ins Lot zu bringen als auf die Ernährung zu achten. Oftmals ist die Folge dieses Essverhaltens aber Übergewicht. Und Übergewicht senkt die Stimmung noch mehr. Was dann? Ein Riegel Schokolade, ein Stück Pizza… – das Ausbrechen aus dem Teufelskreis fällt schwer.

Forscher der Universität Montreal haben sich nun diesem Phänomen gewidmet. Ihren Untersuchungen nach verursachen gehaltvolle Lebensmittel dieselben chemischen Reaktionen im Gehirn wie Drogen, auf ein „Hoch“ folgen ähnlich wie bei einem Entzug Depressionen, erklärt Forschungsleiterin Dr. Stephanie Fulton. Der Teufelskreis beginnt wie bei den Drogensüchtigen dann, wenn die durch kalorienreiches Essen hervorgerufenen Hochphasen dazu genutzt werden, Depressionen zu kompensieren. „Die Daten zeigen, dass mit Fettleibigkeit ein erhöhtes Risiko einhergeht, an Depressionen zu erkranken. Aber noch haben wir nur wenig Wissen über die neuralen Mechanismen und die im Gehirn ablaufenden Belohnungsmuster“, sagt Fulton.

Das "Glückshormon" Dopamin ermöglicht es dem Gehirn, uns mit angenehmen Gefühlen zu belohnen und ermutigt uns somit zu bestimmten Verhaltensmustern. Was sich gut anfühlt, macht man schließlich gern öfter. Das ist nicht nur bei Menschen so; auch Mäuse und andere Tiere werden durch Dopamin belohnt. Das Forscherteam fütterte darum Versuchsmäuse mit unterschiedlicher Nahrung und beobachtete dann das Verhalten und die Emotionen, die die Mäuse zeigten. Dazu wurden wissenschaftlich anerkannte Techniken verwendet, um sicherzugehen, dass da wirklich ein Zusammenhang bestand. Im Anschluss wurden die Gehirne der Mäuse auf eine Veränderung untersucht.

Die Mäuse, die fettreich gefüttert wurden, zeigten Anzeichen von Ängstlichkeit und Depression: Sie verkrochen sich in ihren Unterschlupfen und machten wenig Anstalten, sich zu befreien wenn man sie fing. Darüber hinaus zeigten sich auch Veränderungen im Gehirn sowie eine höhere Konzentration des Stresshormons Corticosteron.

Die Studie hat zwar noch keine Lösung für das Problem parat, aber ebnet den Weg für weitergehende Untersuchungen und kann womöglich zumindest eine Sensibilisierung für das Thema schaffen. Beim nächsten Stimmungstief also lieber eine Möhre knabbern! ;-)

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Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 23. Mai 2012