HeRoes - Hoffnung und Engagement für eine bessere Welt

"Was ist Ehre?" "Wie können wir gleichberechtigt zusammenleben?" - das sind Fragen die sich die HeRoes aus Duisburg stellen und angehen.

Bild: HeRoes. Sie sind auch in Coronazeiten aktiv und 2020 für den Engagementpreis NRW nominiert

Ausgerechnet im  Duisburger Norden, der Gegend, die deutschlandweit automatisch mit Gewalt und anderen negativen Schlagzeilen verknüpft wird, gedeiht seit zehn Jahren ein großartiges Projekt: Die HeRoes. Ähnlich wie das kleine gallische Dorf in den Comics mit Asterix und Obelix wehren sich hier Menschen gegen die von außen zugeschriebene Rollenverteilung, gegen Gewalt und Ungerechtigkeit. Sie engagieren sich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von allen Geschlechtern und wollen damit über Duisburg hinaus die Gesellschaft zum Besseren verändern. Sie gehen als Multiplikatoren in Schulen und Jugendeinrichtungen und bieten Workshops an, die im Format von Rollenspielen für gesamtgesellschaftliche Probleme (wie beispielsweise Gewalt in Beziehungen) sensibilisieren und in denen gemeinsam Lösungswege erarbeitet werden. Gegründet wurden sie ursprünglich in Berlin, seit 2011 sind sie auch in Duisburg beheimatet. Mittlerweile gibt es die HeRoes auch in München, Augsburg, Schleswig-Flensburg, Salzburg, Graz, Nürnberg, Schweinfurt und Offenbach. Von daher sind die HeRoes kein einzelnes Projekt mehr, sondern eher eine kleine soziale Bewegung.

*Wie kann man Teil der Heroes-Bewegung werden?*
Mitmachen können junge Männer zwischen 16 und 21 Jahren mit internationaler Familiengeschichte, die bereit sind sich mit Themen wie Gleichberechtigung, Ehre, Respekt und Menschenrechten auseinanderzusetzen. Sie bilden zusammen eine Gruppe, die diese Themen unter Anleitung von Gruppenleitern diskutiert. Ganz wichtig ist hier der gleichberechtigte Umgang der Gruppenleiter mit den zukünftigen Heroes. Diskussions- und Denkanstöße werden gegenseitig gegeben und Empathiegefühle werden entwickelt.

Die Ausbildung zum HeRo dauert fast ein Jahr. Einmal wöchentlich und auf Intensiv-Wochenenden werden die angehenden HeRoes in Gesprächsführung und Diskussionskultur, sowie Rollenspiel geschult. Das Workshopkonzept, dass sie später in Schulen und Jugendeinrichtungen umsetzen werden, wird gemeinsam (weiter-)entwickelt. Dabei werden immer wieder aktuelle gesellschaftliche Problemstellungen aufgegriffen. Es geht den HeRoes darum, die Mitte der Gesellschaft zu stärken. Dies passiert automatisch, wenn junge Generationen selbst die Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen indem sie demokratisch und solidarisch handeln. Aber dafür braucht es entsprechende Strukturen, die den Jugendlichen einen Freiraum eröffnen und sie in diesem Prozess begleiten. Susanne Lohaus, die Gründerin und Projektleiterin von HeRoes Duisburg, wünscht sich für ihr vierköpfiges Team daher verlässliche Strukturen, damit noch lange weitere Generationen von HeRoes von Duisburg aus die Welt ein bisschen besser machen können. Bis Ende des Jahres sind die HeRoes durch Fördermittel des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW (MKFFI) und des Jugendamts der Stadt Duisburg finanziert. Für den Eigenanteil, den der Trägerverein von HeRoes "Jungs e.V." erbringen muss, sind Spenden natürlich immer herzlich willkommen.

*Die Nachfrage nach HeRoes-Workshops ist groß*
Das Erfolgsrezept von HeRoes liegt in der sogenannten Peer-to-Peer Education. Gerade bei schwierigen Themen wie Ehre, Respekt oder geschlechtsspezifischem Rollenverhalten lernen Jugendliche am besten von etwa gleichaltrigen „Vorbildern“, die ihren kulturellen und sozialen Kontext teilen und mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren. Es geht dabei nicht um die Vermittlung von "richtigen" Sicht- und Verhaltensweisen sondern um Perspektivwechsel, um kleine Anstöße das eigene Verhalten einfach mal zu überdenken. Die Heroes möchten (pädagogische) Räume zur Verfügung stellen, die nicht von Vorneherein durch Rollenstereotypen normiert und eingeschränkt sind. Veränderung beginnt bei jedem Einzelnen ist die Devise der HeROES, einfach anfangen.

*HeRoes Originalton*
"Wir sind junge Duisburger mit Migrationszuschreibungen und setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der jeder, unabhängig von Geschlecht und sozio-kulturellem Hintergrund, die gleichen Möglichkeiten und Rechte hat. Als HeRoes sind wir an Schulen und Jugendeinrichtungen unterwegs und suchen gemeinsam mit anderen jungen Menschen nach Wegen, wie wir das Ziel einer friedlicheren und gerechteren Gesellschaft umsetzen können. „Was ist Ehre?“ - „Was ist Gleichberechtigung?“ - „Welche Rolle spielt der Einzelne?“ sind unsere zentralen Fragen. Wir wollen Denkanstöße geben und diskutieren."

Lest weiter: Interview mit Emre Bayanbas, einem HeRo aus Duisburg

Autorin / Autor: Redaktion; Bild: heRoes. - Stand: 28. Mai 2021