Das Handy als Einschlafhilfe?

Mobile Geräte können Jugendliche vor dem Schlaf von negativen Gedanken ablenken, so eine neue südaustralische Studie

Übermäßige Handy-Nutzung - besonders vor dem Einschlafen - hat einen ziemlich schlechten Ruf. Eine neue Studie der Flinders University legt aber nun nahe, dass der Griff zum Smartphone auch Vorteile haben kann: Die Beschäftigung mit digitalen Inhalten kann ablenken und sich sogar positiv auf Teenager auswirken, die Einschlafprobleme haben.

Das Feedback von mehr als 600 Jugendlichen zwischen 12 bis 18 Jahren an südaustralischen Schulen hat die internationale Forschungsgruppe dazu veranlasst, differenzierter auf die Nutzung von Youtube, Musik-Apps, Instagram und Snapchat zu schauen.

Rasende Gedanken

"Viele Jugendliche haben mit rasenden Gedanken zu kämpfen, wenn sie nicht schlafen können", sagt die Erstautorin der Studie, Dr. Serena Bauducco, die an der Universität Örebro in Schweden forscht. "Diese Studie zeigt, dass viele Jugendliche die Technologie nutzen, um sich von negativen Gedanken abzulenken, was ihnen helfen könnte, den Einschlafprozess zu bewältigen. Somit könnte Ablenkung ein Mechanismus sein, der erklärt, wie der Schlaf die Technologienutzung beeinflusst und nicht umgekehrt", so das Fazit der Studie.

Die Mehrheit der 631 befragten Jugendlichen nutzte Apps zur Ablenkung von negativen oder beunruhigenden Gedanken, wobei 23,6 % mit "ja" und 38,4 % mit "manchmal" antworteten. Allerdings zeigte sich auch, dass Jugendliche mit Schlafproblemen eher Apps nutzten als jene ohne. Am beliebtesten waren dabei passive Unterhaltung durch Musik-Apps oder Youtube-Videoclips oder die Interaktion mit Gleichaltrigen über Instagram oder Snapchat. 

Studienautorin Alexandra Daniels: "[...]die Beziehung zwischen Teenagern, Technologie und Schlaf ist viel komplexer ist als die bisher akzeptierte Vorstellung, dass die Nutzung von Apps vor dem Einschlafen immer negativ und schädlich ist".

Auch der Schlafexperte für Kinder und Jugendliche, Professor Michael Gradisar, glaubt nach den Studienergebnissen, dass Empfehlungen für die gezielte Nutzung bestimmter Apps ein fester Bestandteil der Schlafroutine einiger Jugendlicher werden könnten, um ihnen zu helfen, ihre negativen Gedanken zu regulieren.

Daddeln auf dem Kopfkissen? In Maßen!

Dennoch ist die Studie kein Freifahrtschein für endloses Daddlen auf dem Kopfkissen, denn eine frühere Studie der Flinders University, die in der Fachzeitschrift Sleep Medicine veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Nutzung von Telefonen, Laptops und Spielkonsolen durch Schüler:innen der Sekundarstufe in der Stunde vor dem Schlafengehen oder im Bett vor dem Einschlafen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für unzureichenden Schlaf verbunden ist. "Die abendliche Technologienutzung sollte im Hinblick auf machbare Grenzen und Schadensminimierung überwacht werden, da die Technologie ein integraler Bestandteil der Abende von Jugendlichen bleiben wird", so die Schlussfolgerung. 

Die Nationale Stiftung für Schlafforschung empfiehlt Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren, zwischen 8 und 10 Stunden pro Nacht zu schlafen.

Die Studie wurde in der Zeitschrift Sleep Advances (Oxford Academic) veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. März 2023