Glucksen und Quietschen

Warum ein Babylachen so ansteckend ist

Kaum eine_r kann widerstehen, wenn ein Baby lacht - unwillkürlich muss man mitlachen, wenn aus einem Säuglingsmund dieses ungehemmte Glucksen und Quietschen hervorsprudelt. Lacht hingegen ein Erwachsener, bleibt das Phänomen meist aus. Woran liegt es also, dass wir uns von Baby-Lachern so mitreißen lassen? Eine neu Studie aus den Niederlanden zeigt: es gibt einen Unterschied in der Lachweise von Erwachsenen und Babys. Letztere lachen nämlich sowohl beim Aus- als auch beim Einatmen, was übrigens auch dem Freudensausdruck nichtmenschlicher Primaten bemerkenswert ähnlich ist.

Disa Sauter, Psychologin und außerordentliche Professorin an der Universität Amsterdam hat zusammen mit ihren Kolleg_innen Lachclips von 44 Säuglingen und Kindern im Alter von 3 bis 18 Monaten untersucht. Die Aufnahmen stammen aus Online-Videos, in denen Babys in spielerische Interaktionen verwickelt waren. 102 Psychilogiestudent_innen analysierten diese Aufnahmen dann und bewerteten, wieviele Lacher die Kinder in jedem Clip beim Ausatmen und beim Einatmen erzeugten. Dabei setllte sich heraus, dass die jüngsten Babys sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen lachten, genau wie es zum Beispiel Schimpansen tun. Bei den älteren Babys veränderte sich das dann; sie lachten in erster Linie nur bei der Ausatmung. Und dabei bleibt es dann meist auch im Kindes- und Erwachsenenalter, auch wenn es Ausnahmen gibt.

"Erwachsene Menschen lachen manchmal beim Einatmen, aber die Häufigkeit unterscheidet sich deutlich vom Lachen der Kinder und Schimpansen. Unsere bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich um eine allmähliche und nicht um eine plötzliche Veränderung handelt", sagt Sauter und weist darauf hin, dass der Übergang nicht mit bestimmten Entwicklungsmeilensteinen verbunden zu sein scheint. Da diese Beobachtung bislang aber nur auf dem Urteil von Laien beruht, will das Forschnungsteam diese Ergebnisse mithilfe von Phonetiker_innen überprüfen.

Warum Menschen - übrigens als einzige von allen Primaten - nur beim Ausatmen lachen, ist unerforscht. Sauter vermutet, dass das Phänomen ein Ergebnis der Stimmkontrolle sein könnte, die Menschen entwickeln, wenn sie sprechen lernen.

Derzeit prüfen die Wissenschaftler_innen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Menge des beim Ein- und Ausatmen erzeugten Lachens und den Gründen für das Lachen gibt, die sich auch mit dem Alter ändern. Säuglinge und jüngere Babys lachen zum Beispiel wenn sie gekitzelt werden oder ähnliche körperliche Berührungen erfahren. So sei das auch bei Schimpansen. Bei älteren Menschen kommen zusätzlich zu den körperlichen Erfahrungen auch soziale Interaktionen dazu.

"Außerdem hinaus würde mich interessieren, ob unsere Erkenntnisse auch auf andere Lautäußerungen als das Lachen zutreffen", berichtet Sauter. Möglichweise könnte die Forschung auch einen Einblick in die Stimmproduktion von Kindern mit Entwicklungsstörungen geben. "Wenn wir wissen, wie sich normalerweise entwickelnde Babys anhören, könnte es interessant sein, gefährdete Säuglinge zu untersuchen, um zu sehen, ob es sehr frühe Anzeichen einer atypischen Entwicklung in ihren nonverbalen Emotionsäußerungen gibt."

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 9. November 2018