Gesundheitsschädliche Rollenmuster

Studie: Die Rolle des Alleinernährers macht Männer krank, aber Frauen stolz

Wenn Paare sich dazu entschließen, dass nur eine_r das Haushaltskonto auffüllt und der/die andere zu Hause bleibt, sollten sie sich vom immer noch vorherrschenden geschlechtstypischen Modell des Mannes als Alleinernährer verabschieden, denn diese Lebensweise schadet seiner seelischen und körperlichen Gesundheit. Das ist das Ergebnis einer neuen soziologischen Studie der University of Connecticut (UConn), die zwischen 1997 und 2011 mehr als 3.000 verheiratete Personen im Alter von 18 und 32 Jahren untersucht hatte. Bei der Langzeitstudie ergab sich, dass bei Männern, die in der Familienphase die Rolle des Alleinernährers übernommen hatten, das psychische Wohlbefinden um etwa 5 Prozent zurückging im Vergleich zu der Zeit der Berufstätigkeit beider Partner. Auch die körperliche Gesundheit des männlichen Alleinverdieners verringerte sich um 3,5 Prozent, während sie die Hauptverantwortung für das Familieneinkommen trugen.

Interessanterweise hatte die Rollenumkehr den gegensätzlichen Effekt: Gingen Frauen alleine arbeiten, um die Familie zu ernähren, fühlten sie sich gesünder als wenn sie weniger zum Haushaltseinkommen beitrugen als ihre Männer - und das unabhängig von der Einkommenshöhe.

Studienautorin Christin Munsch sieht in diesem Phänomen die Auswirkungen von stereotypen Rollenerwartungen. "Männer verdienen in der Regel viel mehr Geld als ihre Partnerin, das führt zu hohen Erwartungen und einem Pflichtgefühl, den Ernährer-Status auszufüllen", erklärt die Soziologie-Professorin. Für Frauen bedeute die Rolle der Alleinernährerin oft eher eine Chance, durch ihren wirtschaftlichen Beitrag ein Gefühl von Stolz zu entwickeln. Weil sie nicht so hohen gesellschaftlichen Erwartungen hinsichtlich der Ernährerinnenrolle ausgesetzt seien, bräuchten sie sich weniger Gedanken darüber zu machen, ob sie es auch schaffen.

"Viel von dem, was wir über die Geschlechterverhältnisse in der Ehe wissen, konzentriert sich auf die Benachteiligung von Frauen", sagt Munsch. "Frauen sind zum Beispiel häufiger Opfer von häuslicher Gewalt und übernehmen immer noch den Löwenanteil der Hausarbeit. Unsere Studie trägt zu einem wachsenden Forschungszweig bei, der zeigen will, dass geschlechtsspezifische Erwartungen auch für Männer schädlich sind. Wenn von Männern erwartet wird, der Ernährer zu sein, ist das nicht immer hilfreich für die Familie und hat sogar oft negative Auswirkungen." Besser sei es, wenn beide Geschlechter für das Familieneinkommen sorgen und die Sorge für den Lebensunterhalt von der Männlichkeitsrolle entkoppelt würde. So hätten beide mehr Vorteile.

Die Studie "Relative Income, Psychological Well-Being, and Health: Is Breadwinning Hazardous or Protective?" wird auf der 111. Jahrestagung der American Sociological Association (ASA) präsentiert.

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