Gesten stecken an

Studie zur Nachahmung am Beispiel von Schnick-Schnack-Schnuck

schickschnackschnuck/ lizzynet.de

Dass Menschen leichter eine Aktion ausführen, wenn sie sie zuvor bei einer anderen Person beobachtet haben, ist schon lange bekannt. Fängt in einer Gruppe etwa jemand an, mit den Finger auf dem Tisch zu trommeln, werden einige andere das blitzschnell übernehmen. Verantwortlich für diese als "automatische Imitation" bezeichnete Nachmacherei werden sogenannte Spiegelneuronen.
Bisher herrscht allerdings noch Unklarheit darüber, ob die Nachahmung vielleicht gar nicht so automatisch ist, wie bisher vermutet wurde.

Britische WissenschaftlerInnen wollten das in einem Experiment überprüfen, in dem die Nachahmung gewissermaßen bestraft wurde. Ihre Annahme: wenn eine Nachahmung negative Auswirkungen hat und Nachahmung nicht automatisch geschieht, sondern willentlich, dann sollten sich Testpersonen eher gegen eine Nachahmung entscheiden.

Als Versuchsszenario hatten sich die ForscherInnen das Spiel Schick-Schnack-Schnuck (Schere, Stein, Papier) ausgesucht. Sie ließen Probanden mehrere Runden gegeneinander spielen, wobei in machen Konstellationen eineR der SpielerInnen verbundene Augen hatte, in anderen beide.
Die Gewinner der einzelnen Matches konnten Geld gewinnen. Kam es zu einem Unentschieden, gingen aber beide leer aus. Dies war also der schlechtest mögliche Ausgang des Spiels für alle beteiligten.

Auch wenn bei diesem Spiel ja eigentlich beide gleichzeitig Schere, Stein oder Papier anzeigen sollen, gibt es doch immer einen, der einen Tick schneller ist.

Die ForscherInnen fanden zunächst einmal heraus, dass Nachahmen bei diesem Spiel zu einem häufigen Unentschieden führt (Schere zu Schere, Stein zu Stein), also definitiv von Nachteil ist. So zeigte sich, dass sehende TeilnehmerInnen häufig die Gesten des "blinden" Spielers imitierten und damit insgesamt schlechtere Spielergebnisse erreichten als die Gruppen, in denen beide Spieler blind waren.

Mit dieser Erfahrung hätten sich die Testpersonen nun eigentlich bewusst gegen die Nachahmung entscheiden sollen, was ihnen aber offenbar nicht gelang. Die ForscherInnen glauben darum, dass Schnick-Schnack-Schnuck-Spieler wahrscheinlich tatsächlich einer "automatischen Imitation" zum Opfer fallen. Diese muss in weniger als einer Sekunde von statten gehen, darum wurde auch die "Schere" am häufigsten nachgeahmt, weil sie am deutlichsten und signalstärksten ist, während der Nachahmungseffekt beim Blatt nicht nachgewiesen werden konnte - diese Geste ist vermutlich einfach zu unspezifisch.

Wenn ihr also künftig Schnick-Schnack-Schnuck spielt, dann schließt die Augen. Das erhöht die Chancen, auf einen klaren Sieg oder eine klare Niederlage. Wenn ihr sehenden Auges spielt, dann seid eurem Gegenspieler nicht böse, wenn er euch immer die Schere nachmacht. Er kann nichts dafür ;.-).

Die Ergebnisse der Studie werden im Fachblatt Proceedings of the Royal Society veröffentlicht.