Gesenkter Kopf wirkt dominant

Forschung: Die Haltung des Kopfes beeinflusst die Wahrnehmung auch bei neutralem Gesichtsausdruck

Die in den Studien 1 und 2 verwendeten Bilder. Jeweils der gleiche Ausdruck bei veränderter Kopfhaltung. Bild: (c) Witkower & Tracy, Psychological Science

Wenn wir Menschen ins Gesicht schauen, dann registrieren wir, ob sie grimmig gucken, ob sie lächeln, verkniffene oder geweitete Augen haben. Denn an solchen Signalen lässt sich ablesen, was diese Menschen gerade denken und fühlen, ob sie uns freundlich gesonnen oder ob von ihnen möglicherweise eine Bedrohung ausgeht. Wie Zachary Witkower und Jessica Tracy von der British Columbia Universität in der Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift Psychological Science berichten, ist dies aber nicht das einzige Merkmal, an dem wir solche Informationen erkennen können. Offenbar spielt auch die Haltung des Kopfes eine Rolle. Ein leicht nach vorne geneigter Kopf verändert nämlich die Wahrnehmung des Gesichts deutlich, ganz ohne dass Gesichtsmuskeln oder die Mimik beteiligt ist. Denn der geneigte Kopf erzeugt bei den Betrachter_innen den Eindruck, die Augenbrauen seien V-förmig nach unten gezogen, ein Signal für Aggression, Bedrohung und Dominanz.

Für die Forscher_innen zeigt dies, dass Gesichter auch zu uns sprechen, wenn sie eigentlich einen völlig neutralen Ausdruck haben.

*Kopfhaltungen von Avataren*
In ihrer Online-Studie ließ das Team zunächst die Gesichter von Avataren bewerten. Diese hatten einen neutralen Gesichtsausdruck, wurden aber mit verschiedenen Kopfhaltungen präsentiert (um zehn Grad gesenkt, gerade oder um 10 Grad angehoben). In einer zweiten Studie wurden Gesichter realer Menschen mit den jeweiligen Kopfhaltungen gezeigt. Die Betrachter_innen sollten dann angeben, wie sehr sie bestimmten Aussagen zu den Gesichtern zustimmten (z.B. "Diese Person genießt es, andere zu dominieren" oder "Diese Person würde aggressive Taktiken verwenden, um ihren Willen zu bekommen").

Dabei kam heraus, dass die gesenkten Köpfe trotz des neutralen Ausdrucks als deutlich dominanter und aggressiver wahrgenommen wurden als die gerade gehaltenen oder angehobenen Köpfe. Dafür war allerdings fast ausschließlich die Augenpartie verantwortlich, weil durch das Senken die Illusion zusammengezogener Augenbrauen entsteht. Die Forscher_innen wollen diese Phänomen nun in künftigen Studien noch genauer beleuchten.

Für den Alltag kann das insofern Bedeutung haben, als dass wir in bestimmten Situationen nicht nur mit unserem Gesichtsausruck, sondern auch mit unserer Kopfhaltung Signale aussenden. Sich dieser bewusst zu sein, hat Vorteile. Wenn ihr also mal besonders dominant erscheinen wollt, senkt den Kopf (aber nicht den Blick!). Möchtet ihr eine freundliche und kooperative Stimmung verbreiten, Kopf hoch!

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung; Bild: (c) Witkower & Tracy, Psychological Science - Stand: 17. Juni 2019