Erneuter Gammelfleisch-Skandal

Transparenz überfällig

Grün, grau und stinkend - solch ein Fleisch würde niemand freiwillig essen. Wieder sorgt ein Betrieb in Deutschland für Schlagzeilen wegen mutmaßlichen Gammelfleischs. Wenn der Vorfall stimmt, ist klar: Die amtliche Lebensmittelkontrolle hat nicht funktioniert. Erst „Whistleblower” brachten den Skandal ans Licht. Bund und Länder dürfen wichtige Maßnahmen nicht länger aufschieben, fordert darum der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

*Eine "Task Force" gegen Ekelfleisch?*
Seit längerem setzt sich der vzbv für eine Neuorganisation der Lebensmittelüberwachung und ein bundeseinheitliches Transparenzsystem zur Veröffentlichung von Kontrollergebnissen ein. „Wie viel Tonnen Gammelfleisch muss Deutschland noch essen, bis Bund und Länder endlich nötige Reformen auf den Weg bringen?“, kritisiert Gerd Billen, Vorstand des vzbv. Als nötige Reform fordert der Verband, interdisziplinäre, spezialisierte und überregional tätige Kontrollteams einzurichten, sogenannte „Task Forces“. Zudem brauche Deutschland ein bundesweit einheitliches Auditierungssystem der Lebensmittelüberwachung, um in allen Bundeländern die gleichen Standards zu gewährleisten.

*Regeln, die Whistleblower schützen, benötigt*
Der aktuelle Fall und die anhaltend hohen Zahlen an Hygienebeanstandungen in der Gastronomie zeigten, dass die Informationsrechte der Verbraucher ausgebaut werden müssten. So solle die neue Bundesregierung zusammen mit den Ländern das bereits seit langem angekündigte Transparenzsystem für die Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung auf den Weg bringen – zum Beispiel als Smiley oder Kontrollbarometer. Informationen von Mitarbeitern aus Betrieben sollten zudem dazu beitragen können, gegen schwarze Schafe der Branche vorzugehen. „Wir brauchen bundesweite Regeln, die Whistleblower schützen. Sie riskieren oft ihren eigenen Job, um auf Fehler im Betrieb hinzuweisen und Verbrauchern zu helfen“, so Gerd Billen.

*Bessere Herkunftskennzeichnung*
Auch auf EU-Ebene müsse Transparenz eine wesentlich größere Rolle spielen. In der aktuellen Diskussion um eine verbindliche Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Fleischprodukte stehen die Bedenken der Fleischindustrie offenkundig im Vordergrund – die Wünsche der VerbraucherInnen rangieren hinter dem Kostenargument der Industrie. Zwar kann eine Kennzeichnung des Ursprungslands illegale Umetikettierungen (von Pferde- zu Rindfleisch oder von Gammelfleisch zum Beispiel) nicht verhindern. Sie kann aber über verbesserte Rückverfolgbarkeitssysteme mehr Transparenz schaffen und somit Kriminellen das Leben schwerer machen. „Die wiederholten kriminellen Handlungen entlang der Fleischwertschöpfungskette zeigen, dass Investitionen zur Verbesserung der Transparenz unumgänglich sind”, sagt Gerd Billen.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung vzbv, - Stand: 8. November 2013