Je näher, desto ansteckender

Gähn-Studie: In der Familie gähnt man am häufigsten mit

Gähnt eineR, gähnen alle?! Nicht ganz. Gähnen ist zwar tatsächlich ansteckend, wie einige Studien bereits bewiesen haben wollen, allerdings lassen wir uns nicht von jeder x-beliebigen Person zum Mitgähnen hinreißen. Ob wir mit einstimmen und uns dem Mundaufreißen anschließen, hängt ganz davon ab, wie vertraut uns die gähnende Person ist. Das haben italienische Forscher in einem Verhaltensexperiment festgestellt. Ganz besonders ansteckend sei das Gähnen innerhalb der Familie. Unter Freunden und Bekannten nehme der unbewusste Zwang zur Nachahmung bereits ab und gegenüber Fremden sei dieser nur noch sehr schwach ausgeprägt, so das Ergebnis der Studie. Schon lange mutmaßten WissenschaftlerInnen, dass Gähnen etwas mit Empathie zu tun hat, damit, dass wir mit anderen mitfühlen.

Ein Jahr lang gingen Ivan Norscia von der Universität Pisa und Elisabette Palagi vom Institute of Cognitive Sciences and Technologies in Rom der Frage nach, wann und warum Gähnen ansteckt. 109 Männer und Frauen aus Europa, Nordamerika, Asien und Afrika beobachteten sie dazu in ihrer gewohnten Umgebung. Sie hielten fest, wann, wo und von wem sich die Testpersonen zum Gähnen verleiten ließen. Dabei berücksichtigten die ForscherInnen mehrere mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht, Nationalität, Uhrzeit, den momentanen Aufenthaltsort und die Entfernung zur gähnenden Person. Die gesammelten Daten werteten sie am Computer aus. Bei 149 Aktionen hat das Forscherteam letztendlich ein eindeutiges Ergebnis festgestellt: Das Gähnen war umso ansteckender, je näher die Testpersonen den Gähnenden standen. Die anderen zuvor in Erwägung gezogenen Faktoren hatten in den Beobachtungen keinen entscheidenden Einfluss auf das Nachahmen. Entscheidend für das Mitgähnen war die soziale Bindung, so die italienischen Forscherinnen.

Damit bestätigen sie die bisherigen Annahmen, dass wir uns vom Gähnen anderer anstecken lassen, weil wir uns in sie hineinversetzen. In anderen Studien wurde bereits gezeigt, dass das Gähnen dieselben Hirnregionen aktiviert wie das Mitgefühl. Je näher uns eine Person steht, desto eher fühlen wir mit ihr mit und spiegeln ihr Verhalten durch das Mitgähnen wider.

Wenn euch bei der nächsten Familienfeier zum Gähnen ist, könntet ihr dies folglich mit eurem enorm großen Mitgefühl zu euren Verwandten entschuldigen – oder es zumindest versuchen ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 12. Dezember 2011