Forscht!

Studie zeigt, dass aktives Forschen mehr Mädchen für Wissenschaft interessiert als Vorbilder

Seit Jahren wird diskutiert, wie man mehr Mädchen und junge Frauen für Technik und Wissenschaft begeistern könnte. Oft wird dabei mit sogenannten Role Models gearbeitet, weil Viele denken, dass Vorbilder eine wichtige Sogwirkung ausüben. Eine neue US-amerikanische Studie hat aber jetzt herausgefunden, dass es mehr positive Auswirkungen auf ihr tatsächliches Interesse an Wissenschaft hat, wenn Mädchen dazu angeregt werden, aktiv zu forschen, statt immerzu von ihnen zu verlangen, "Wissenschaftlerin zu sein". Das trifft zumindest auf jüngere Mädchen zu.

Marjorie Rhodes von der New York University und ihre Co-Autor_innen von der Princeton University stellen fest, dass die Botschaften in Fernsehsendungen für Kinder sich eher auf die Identität als auf Handlungen konzentrieren, wenn es um Wissenschaft geht. So fanden sie in einer Analyse von Kinderfernsehsendungen aus dem Jahr 2017 heraus, dass populäre Sendungen sich häufiger auf Wissenschaftler als Person beziehen, als auf die wissenschaftliche Aktivität, die Menschen ausüben. Diesen Fernsehsendungen fehle eine effektive Ansprache, um Mädchen zur Wissenschaft zu ermutigen, so ihr Fazit.

Um ihre Ergebnisse abzusichern führten die Wisenschaftler_innen vier Studien mit Kindern im Alter von vier bis neun Jahren durch. Dabei bekamen die Kinder entweder eine Einführung, die den Fokus auf die Identitäten in der Wissenschaft legte ("Lass uns Forscher sein! Wissenschaftlerinnen erforschen die Welt und entdecken neue Dinge!"), oder die den Fokus auf die wissenschsftliche Aktion legte ("Lass uns forschen! Wissenschaft zu machen bedeutet, die Welt zu erforschen und neue Dinge zu entdecken!").

Anschließend sollten die Kinder ein neues Wissenschaftsspiel spielen, das wissenschaftliche Methoden veranschaulicht. Bei der Messung, wie lange die Kinder bei der Sache blieben, zeigte sich dann, dass insbesondere Mädchen, die ursprünglich aufgefordert wurden, "Wissenschaft zu machen", mehr Beharrlichkeit bei dem anschließenden Wissenschaftsspiel an den Tag legten als Mädchen, die gebeten worden waren, "Wissenschaftlerin zu sein".

Im Gegensatz dazu waren die Auswirkungen der Sprache auf die Jungen unterschiedlicher. So kam bei einer der Studien heraus, dass Jungen, die jünger als fünf waren, eine größere Ausdauer zeigten, wenn die Sprache handlungsorientiert war, während diejenigen, die älter als fünf waren, das Spiel länger spielten, wenn die Sprache identitätsorientiert war.

Insgesamt deuten diese Ergebnisse laut den Forscher_innen darauf hin, dass eine identitätsorientierte Sprache bei einigen Kindern die Ausdauer untergraben kann, wenn sie neue Fähigkeiten erwerben, besonders dann, wenn kulturelle Stereotypen dazu führen, dass die Kinder sich fragen, ob sie die entsprechende Identität besitzen.

Die Ergebnisse stimmen übrignes auch mit einer anderen Studie von Rhodes und ihren Kolleg_en überein. Diese ergab, dass die Verwendung von Verben, wie z.B. die Aufforderung, "zu helfen" statt "Helfer zu sein", zu mehr sozialem Hilfsverhalten führte.
Für die Studienautor_innen zeigen die Untersuchungen, dass es sinnvoller ist, die Aktivitäten des Wissenschaftsbetriebs zu beschreiben, wenn man Mädchen zur Wissenschaft ermutigen möchte, anstatt sie aufzufordern, wissenschaftliche Identitäten anzunehmen - zumindest in der frühen Kindheit. Denn dort lägen die Wurzeln der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der wissenschaftlichen Leistung, so Rhodes. "Diese Forschung identifiziert ein Element, das gezielt eingesetzt werden könnte, um frühe geschlechtsspezifische Unterschiede im Wissenschaftsverhalten von Kleinkindern zu reduzieren."

Die Studie erschien in der Zeitschrift Psychological Science.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. April 2019