Feste Geschlechterrollen haben keine Zukunft

Studie: Männer brauchen mehr Teamfähigkeit, Frauen mehr Egoismus und Mut zur Individualität

Wer sich heute nur noch auf seine Jungen/Männer-Rolle oder Mädchen/Frauen-Rolle zurückzieht, hat in der Zukunft weniger Chancen. Den Jungs fehle die heute notwendige Fähigkeit zur Kooperation, den Mädchen dagegen eine gesunde Egozentrik und die Bereitschaft zur Individualität. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie "Rosa Ritter, schwarze Prinzessinnen" des Münchener Marktforschungsinstitutes iconkids & youth, für die in einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung 700 Kinder von 6 bis 12 Jahren befragt wurden.

Wie tief zum Beispiel das Bedürfnis nach persönlichem Status schon bei Jungen verwurzelt sei, zeigen die Ergebnisse der Studie: 69 % mögen es, wenn Dinge besonders cool und nach Kraft und Stärke aussehen (Mädchen: 31 %), und 67 % wollen gerne bei den Besten dabei sein (Mädchen 51 %).

Bei den Mädchen stellten die Forscher dagegen vorrangig das Bedürfnis nach Harmonie, Konsens und intakten Beziehungen fest: 73 % gaben an, es zu mögen, wenn Dinge besonders schön aussehen (Jungen: 47 %) und 68 % kümmern sich gerne um Tiere, Kinder oder Pflanzen (Jungen: 42 %). Das führe allerdings dazu, dass Mädchen allzu leicht auf die Erfüllung eigener, berechtigter Ansprüche verzichten. Dazu Studienautor Dammler: "Es gibt das schöne Sprichwort: 'Der Klügere gibt nach' und es ist wie gemacht für Mädchen. Eigentlich müsste das Sprichwort heißen: 'Wenn der Klügere immer nachgibt, dann wird die Welt von den Dummen regiert'. Leider hat man wohl vergessen, das den Mädchen zu sagen."

Weder Jungen/Männer noch Mädchen/Frauen seien mit diesen Eigenschaften auf die Anforderungen der heutigen Gesellschaft vorbereitet. Heute gehe es darum, die Balance zu finden zwischen Wettbewerbsfähigkeit, einem gesunden Egoismus und Mut zur Individualität einerseits sowie der Fähigkeit zu Integration und Kooperation andererseits. Dammler kritisiert, dass Mädchen in der Konsensfalle feststeckten, weil ihr natürliches Bedürfnis nach Integration und Kooperation durch die Erziehung sogar noch verstärkt werde. Jungen sein dagegen immer noch Opfer ihres "Wettkampf-Gens", weil es nicht gelänge, ihr Bedürfnis nach Status und Anerkennung in Motivation für die Dinge zu kanalisieren, die in unserer Gesellschaft wirklich wichtig seien. 

Wichtig sei deshalb, die Stereotype und den statischen Begriff von Geschlechteridentität aufzubrechen und die aktuelle Gender-Diskussion nicht nur entweder auf den Einfluss von Genen oder der Umwelt zu beschränken, meint Studienleiter und Buchautor Axel Dammler. Um der Geschlechterfalle zu entkommen und tradierte Stereotypen und Rollenzuweisungen aufzubrechen, müssten aber solche Bedürfnisse bedient werden, meint Dammler. "Eine wirklich geschlechteradäquate Erziehung kann nur mit einer Erfüllung der Bedürfnisse erreicht werden und nicht gegen sie". Man müsse es nur richtig machen und die Bedürfnisse miteinander kombinieren. Ein emotional-beziehungsorientierter Zugang könne Frauen für Technik begeistern, und Teamarbeit könne wie beim Fußball auch mit Männern funktionieren, wenn diese sich innerhalb des Teams in ihrer eigenen Rolle Status verschaffen können.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 7. Dezember 2011