Kleine mit großem Gerechtigkeitssinn

Fairness erlernen wir schon im Kindesalter

„Nein, ich will meine Bonbons nicht teilen“ – diesen Spruch gibt es aus Forschersicht wohl gar nicht allzu oft aus Kindermündern zu hören. Zumindest, wenn die Belohnung auf Teamarbeit zurückzuführen ist, seien schon kleine Kinder bereit, den Preis gerecht aufzuteilen. Wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Psychological Science“ berichtet, entwickeln wir die Fähigkeit, fair zu handeln nicht erst als Erwachsene.

Innerhalb einer Studie untersuchten die WissenschaftlerInnen, wie und ob Kinder bereit sind zu teilen, vor allem, in den Situationen, in denen sie gemeinsam auf ihr Ziel hinarbeiten. Eine Gruppe von Dreijährigen teilten die ForscherInnen in mehrere Zweierpärchen auf. In ihren Teams sollten die Kinder nun Geschicklichkeitsaufgaben lösen. Bei einer Aufgabe etwa ging es darum, den Preis – Gummibärchen, Sticker oder andere Gegenstände – aus einer transparenten Box zu befördern. Dafür mussten beide Kinder gleichzeitig an einer Schnur ziehen. Nur in Teamarbeit war diese Aufgabe zu lösen. In einigen Durchgängen gab es in der transparenten Box zwei Löcher, so dass beide Kinder gleichzeitig den Preis ergattern konnten. In weiteren Durchläufen jedoch hatte der Kasten nur ein Loch, so dass trotz der Kooperation nur eines der Kinder letztendlich den Preis aus der Box holen konnte. Dennoch teilten die Kleinen die Belohnung fast immer gerecht auf – und das sogar ohne Streitereien, berichten die ForscherInnen. „Wir waren überrascht, dass sie diese Regel so streng beachteten und die Kinder soviel Wert auf Gleichberechtigung legten“, sagt Felix Warneken von der Harvard Universität. „Es kam äußerst selten vor, dass eines der Kinder all die Süßigkeiten an sich riss und das andere einwenden musste ‚Hey, das ist nicht fair’“. In einigen Fällen wiesen die Kinder ihre Partner sogar darauf hin, ihren Anteil an sich zu nehmen, wenn sie dies nicht direkt taten.

Die ForscherInnen schließen aus ihren Beobachtungen, dass wir schon als Kleinkinder einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitzen. Den Kindern der Versuchsanordnung sei bewusst gewesen, dass sie gemeinsam die Aufgaben gelöst hatten und deshalb auch beide gleichberechtigt belohnt werden müssten. Bisher wurde angenommen, dass insbesondere junge Menschen nicht gerne bereit sind, miteinander zu teilen.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemeldung - Stand: 18. Februar 2011