Die Erde ist leer

Am 13. August ist Erdüberlastungstag. Ab diesem Tag haben wir die nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für das gesamte Jahr verbraucht.

Heute morgen kein warmes Wasser mehr in der Dusche? Kein Strom mehr für die Kaffeemaschine? Und dann auch noch kein Brot auf dem Teller? So könnte es aussehen am 13. August 2015, denn heute ist der globale Erdüberlastungstag. Ab diesem Tag haben wir die nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für das gesamte Jahr schon verbraucht. Und weil viele das nicht kommentarlos und schulterzuckend hinnehmen wollen, haben Aktivist_innen verschiedener Umwelt- und Menschenrechtsgruppen eine drei Meter hohe Erdkugel in Form einer Trinkpackung vor das Kanzleramt gestellt. Untermalt von einem lauten Schlürfgeräusch wird sie mit einem überdimensionierten Strohhalm ausgesaugt. Nach und nach fällt sie in sich zusammen. Mit dieser Aktion unter dem Motto „Leer! Die nächste bitte!“ machen verschiedene Organisationen auf den Erdüberlastungstag und seine Folgen aufmerksam. „Wir verbrauchen die Ressourcen der Erde, als hätten wir noch eine zweite Erde im Keller“, erklärt INKOTA-Referentin Christine Pohl. „So ist es aber leider nicht: Alles, was wir ab heute verbrauchen, wächst nicht nach oder kann von der Erde nicht kompensiert werden“, so Pohl weiter.

So wie wir uns derzeit ernähren, anziehen, verreisen und wie wir konsumieren, bräuchten wir 1,5 Erden, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. Und das ist noch milde gerechnet, denn würden alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, bräuchten wir sogar 2,6 Planeten! Der ökologische Fußabdruck eines Deutschen ist damit zwar deutlich kleiner als der einer US-Amerikanerin. Dennoch liegt Deutschland im obersten Viertel aller Länder weltweit. Zum Vergleich: Der ökologische Fußabdruck von Inder_innen verbraucht zurzeit nur die Hälfte der jährlich nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde.

„Unsere Wirtschaftsweise ist weder ökologisch nachhaltig noch global gerecht“, erklärt Julia Otten, Referentin bei Germanwatch. „Damit beuten wir die Erde auf Kosten künftiger Generationen und der in Armut lebenden Menschen aus, die insbesondere im globalen Süden leben.“ Neben weltweiter Landübernutzung und dem Rückgang der Biodiversität in schrumpfenden Wäldern und überfischten Meeren, ist der globale Klimawandel eine der spürbarsten Auswirkungen der ökologischen Überlastung. Extreme Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überschwemmungen treffen schon heute die Menschen im globalen Süden besonders hart. Dadurch und durch den Kampf um Rohstoffe verlieren immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlage, müssen ihr Land verlassen oder vor Konflikten fliehen.

„Die Bundesregierung unterstützt zwar bessere Energie- und Rohstoffeffizienz der deutschen Wirtschaft, bezieht aber die Einhaltung globaler Umweltgrenzen nicht konsequent in ihre Rohstoffpolitik ein“, erklärt Christoph Röttgers, Bundesjugendsprecher von der Naturschutzjugend. Es fehle bisher an verbindlichen Aussagen, den absoluten Ressourcenverbrauch in Deutschland zu senken. Die Organisationen fordern die Bundesregierung deshalb auf, endlich auch die Frage nach Suffizienz auf die politische Agenda zu setzen. Mit Suffizienz ist das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch gemeint; in der Diskussion um Suffizienz geht es in erster Linie um Verhaltensänderungen wie Selbstbegrenzung und Konsumverzicht als Mittel des Umweltschutzes – im Gegensatz zu technischen Umweltschutzstrategien wie einer gesteigerten Energie- und Ressourceneffizienz oder dem vermehrten Einsatz regenerativer Ressourcen.

„Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die nicht mehr nach Wachstum um jeden Preis strebt, sondern die dem übermäßigen Ressourcenverbrauch ein Ende setzt und ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen ermöglicht“, so Röttgers weiter.

An der Aktion beteiligen sich INKOTA, Germanwatch, BUNDjugend, Naturschutzjugend (NAJU), FairBindung, PowerShift, der Christlichen Initiative Romero und der Kampagne Stop Mad Mining.

Stichworte

Umwelt  Konsum  Engagement

Autorin / Autor: Redkation/ Pressemitteilung - Stand: 13. August 2015