Wieviel Erden verschwenden wir noch?

Am 4. Mai ist Erdüberlastungstag in Deutschland. Der BUND fordert ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Schutzzielen

Es ist schon wieder soweit: Heute am 4. Mai ist Erdüberlastungstag, das heißt Deutschland hat dann seine erneuerbaren natürlichen Ressourcen für den Rest des Jahres aufgebraucht. Gegen diese Verschwendung fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in seinem Ende April veröffentlichten Positionspapier von der Bundesregierung bis 2026 ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Schutzzielen. Es muss sich auf Ressourcen wie Böden und Flächen, Acker- und Weideland, Fischgründe, Wald und Holz beziehen. Und gleichermaßen auf Baumaterialien wie Beton und Gips sowie Lithium und andere Metalle, die unter anderem für Elektronik und Batterien benötigt werden.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Ab heute leben wir in Deutschland für den Rest des Jahres auf Pump. Das geht auf Dauer nicht gut. Wir verschwenden Ressourcen auf Kosten unserer Kinder, Enkel und der gesamten Weltbevölkerung. So verspielen wir die Lebensgrundlage der Menschen. Die Bundesregierung muss noch in dieser Legislaturperiode ihre Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag einlösen. Der rechtliche Rahmen muss so angepasst werden, dass der Ressourcenverbrauch reduziert wird. Das geht nur mit einem Ressourcenschutzgesetz. Um Klimakrise und Artensterben aufzuhalten, muss der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken.“

Weniger (Verbrauch) ist mehr (Zukunft)

Die Analyse zeige, dass dringend verbindliche Ziele für den Schutz der Ressourcen benötigt werden. Aus Sicht des Umweltverbandes muss der Verbrauch in Deutschland als Zwischenziel bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum jetzigen Bedarf sinken. Dazu brauche es in fast allen Bereichen unseres Lebens deutlich weniger Verbrauch. Neben der Kohleindustrie würden noch zahlreiche andere Branchen verschwinden, deutlich schrumpfen oder ganz neu aufgestellt werden müssen. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssten sich neu aufstellen. Denn die Ziele würden wir nur mit weniger Autos, Straßenbaubetrieben und Tankstellen erreichen, so der BUND.

Ressourcenverschwendung ist das Problem - Klimakrise das Symptom

Mit dem Wegfall ihres Hauptrohstoffes Erdöl brauche es auch in der Chemieindustrie weniger umweltschädliche Produkte, denn ein Ausweichen auf nachwachsende Rohstoffe sei nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Das Gute aber sei: Ein Ressourcenschutzgesetz und verbindliche -schutzziele können dabei helfen, diesen Wandel planbar zu gestalten. Andernfalls würden uns Klimakrise, Wasserknappheit und Artensterben bald zu viel radikaleren Maßnahmen zwingen.

Bandt: „Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Klimakrise niemals aufhalten können. Denn das ökologische Hauptproblem ist die Ressourcenverschwendung. Artensterben und globale Erwärmung sind nur die Symptome. Wenn wir eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir das Problem endlich bei der Wurzel packen. Wir brauchen einen rechtlich verbindlichen und klaren Reduktionspfad.“

Verbraucht Autoindustrie die Ressourcen für den Ausbau der Windkraft?

Weder national noch international gäbe es bisher einen rechtlichen Rahmen, um den Ressourcenverbrauch zu verringern. Nicht einmal verbindliche Ziele sind formuliert. Dabei sei der Verbrauch für 90 Prozent des Wasserstresses und des Verlusts an biologischer Vielfalt verantwortlich, zudem für die Hälfte der globalen Treibhausgase. Auch werden die Ressourcen weltweit sehr ungleich in Anspruch genommen. Entsprechend ungleich verteile sich der Schaden, resümiert die Umweltschutzorganisation.

Zwar habe sich die Bundesregierung mit der Erarbeitung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie auf den Weg gemacht den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, aber dies könne nur der erste Schritt sein. Eine Kreislaufwirtschaftsstrategie allein wird nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu meistern.

Die politischen Bemühungen um einen besseren Schutz der Ressourcen seien bisher ins Leere gelaufen. Seit 1970 hat sich ihr Verbrauch weltweit verdreifacht, ohne Gegenmaßnahmen würde er sich bis 2060 noch einmal verdoppeln. In Deutschland stagniere der Verbrauch seit Jahren auf einem viel zu hohen Niveau.

Ein Beispiel aus einer Studie der Organisation PowerShift: Volkswagen würde nach einem aktuellen Zukunftsszenario 2030 allein für die Batterien seiner Fahrzeuge knapp 800.000 Tonnen Aluminium und 250.000 Tonnen Nickel benötigen. Das ist zehnmal so viel Nickel und Aluminium wie der gesamte geplante Ausbau der Windkraft in Deutschland (bis 2030) – bei nur einem Konzern. Übergeordnete und rechtlich verankerte Ressourcenschutzziele würden verdeutlichen, dass dies nicht möglich ist und wir als Gesellschaft zukünftig priorisieren müssen. Im konkreten Fall ist dies einfach: eine klimafreundliche Energieversorgung wird nicht ohne Windkraft gehen, eine klima- und ressourcenfreundliche Mobilität jedoch (nur) mit deutlich weniger und leichteren Autos, so die Schlussfolgerung von BUND.

Lest mehr darüber im Netz

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 4. Mai 2023