Ein Union Jack ohne das schottische Blau? - Volksabstimmung auf der Britischen Insel

Bekannt ist Schottland für vieles: Whisky, Shortbread, Haggis, Kilts, Dudelsäcke, Nessie, Rockmusik, Braveheart, Harry Potter… und natürlich für die Abneigung seiner Bewohner gegen das benachbarte England. Deswegen stimmen die Schotten jetzt über ihre Unabhängigkeit vom Rest des United Kingdoms ab.

Schottische Fahne, Bild: Jana Schaefer

Grüne Berge, silbrige Lochs, Schafe auf den Wiesen, Papageientaucher in der Luft und ein Dudelsack spielender, rothaariger, bärtiger Mann im Kilt: Das  sind die Bilder, die den meisten bei der Erwähnung von Schottland durch den Kopf gehen. Oder sie denken an England und meinen eigentlich das Land nördlich davon. Oder den United Kingdom.

Das stört viele der Schotten, waren sie doch Jahrhunderte lang ein eigenständiges und souveränes Land und wurden „erst“ vor rund 300 Jahren ein Teil des UK. Und es gibt große Unterschiede zwischen dem Land des Tartan und dem des Tweeds. Hohe Berge gegenüber eher flachen Landschaften, raue Felsen im Vergleich zu lieblichen Wiesen, eine Distel oder eine Rose im Wappen. Und die unterschiedlichen Akzente darf man auch nicht vergessen. Regen fällt in beiden Ländern wohl gleich oft.

Doch kann man sich die beiden Rivalen ohne einander vorstellen? Ein Union Jack ohne das schottische Blau? Heutzutage kaum zu glauben, vor 306 Jahren noch Realität und nun der Traum des schottischen Parlaments.

Oft in der Geschichte der Britischen Inseln hat das für Whisky und Haggis bekannte Land versucht, seine Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Und nun steht es kurz vor dem Erfolg: Nächstes Jahr im September findet eine Volksabstimmung zu dem Thema Abspaltung vom United Kingdom statt. Doch jetzt, da die Schotten die Wahl haben, gibt es deutlich kritischere Stimmen als vorher. Kann die Unabhängigkeit überhaupt finanziert werden? Was bedeutet das für die englischen Bewohner Schottlands und ihre Arbeitsplätze? Und die Schotten in England? Was für eine Auswirkung wird das Ganze auf Europa haben?

Oder ist Europa nicht sowieso wichtiger geworden als die einzelnen Länder? Theoretisch sicherlich. In der Praxis hapert es da noch, aber könnte das Wissen, dass die EU die Ländergrenzen immer unwichtiger werden lässt, trotzdem ein Argument sein, das viele Schotten vor der Eigenständigkeit abschreckt? Schließlich müsste auch viel neu organisiert werden, denn wenn Schottland kein Teil des United Kingdoms mehr wäre, fiele auch die Mitgliedschaft in UN und NATO weg und müsste erst neu aufgenommen werden...

Abgesehen davon hat das Ursprungsland der Harry-Potter-Bücher seit 1998 schon ein eigenes Parlament, das über die Landespolitik entscheidet. So gibt es in Schottland im Gegensatz zum südlichen Nachbarn zum Beispiel keine Studiengebühren. Solche Aspekte könnten im Falle eines Abspaltungsentschlusses natürlich ausgebaut werden, Schottlands erster Minister Alex Salmond verspricht etwa ein grundsätzlich besseres faireres System.

Der Stolz der Schotten auf ihr Land, der sie den Unabhängigkeitstraum träumen lässt, ist immer noch deutlich spürbar. Ein gutes Beispiel dafür ist auch der Trailer des BBC Radio 1 für das Festival T in the Park. Dort kriegt so ziemlich jeder eine Vorstellung davon, was dieses Land ausmacht. Unterlegt ist das Video natürlich mit Musik der schottischen Band Biffy Clyro.

Egal ob nun Teil des United Kingdoms oder nicht, an diesem Stolz wird sich wohl nie etwas ändern. Im Falle eines Votums für die Abspaltung könnte er nur noch größer werden. Für diesen möglichen Ausgang hat das Parlament auch schon einen Zeitplan ausgearbeitet. Demnach wird der Unabhängigkeitstag, sollte es ihn denn geben, in den März 2016 fallen.

So hätten also die Läden, die Accessoires mit dem aktuellen Union Jack verkaufen, nach der Abstimmung noch anderthalb Jahre Zeit, ihre Waren loszuwerden. Vielleicht gibt es dann ja eine Unabhängigkeits-Rabatt-Aktion?

BBC Radio 1 Trailer für T in the Park - Scottish Is

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Autorin / Autor: Jana Schaefer; Bild: Jana Schaefer - Stand: 27. November 2013