EHEC-Erreger schlummerten in Bockshornkleesamen

Ausbruchsgeschehen in Deutschland aufgeklärt?

Die Ursache für die in vielen Fällen tödlich geendeten EHEC O104:H4-Ausbrüche in Deutschland und Frankreich scheint nun endgültig gefunden zu sein. Ursache sind mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen, die mit EHEC O104:H4 kontaminiert sind und aus denen in einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb Sprossen hergestellt wurden. Der Verzehr dieser Sprossen habe dann zu den Erkrankungen geführt. Das teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gemeinsam mit dem Robert Koch Institut und dem Bundesamt für Verbraucherschutz gestern nachmittag mit.

Nachdem auch in Frankreich Ausbruchsfälle mit demselben Erreger aufgetreten waren, hat eine europäische Task Force die Rückverfolgung von Samenlieferungen auf europäischer Ebene übernommen. Alle Beteiligten sowie die deutschen Behörden empfehlen deshalb, bis auf weiteres keine Sprossen für den Eigenbedarf zu ziehen und keine Sprossen oder Keimlinge zu verzehren, die nicht gründlich durchgegart wurden. Es könne nach gegenwärtigem Kenntnisstand möglich sein, dass immer noch mit EHEC kontaminierte Sprossensamen im Umlauf sind. Für den Privathaushalt gelte: Noch vorhandene Sprossensamen und Samenmischungen sollten im Restmüll entsorgt werden.

*Neuinfektionen rückläufig, aber keine endgültige Entwarnung*
Der derzeitige EHEC-Ausbruch ist der größte, der je in Deutschland je beschrieben wurde; in Bezug auf die Anzahl der Fälle von hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) ist er sogar weltweit bisher der größte. Dennoch sind die in Deutschland gemeldeten Neuinfektionen mit dem gefährlichen Erreger zum Glück rückläufig. Seit dem Höhepunkt der Erkrankung am 22.5.2011, der sich auf den Beginn der Durchfallsymptomatik bezieht, geht die Zahl der übermittelten Infektionen durch EHEC und der Neuerkrankungen mit der schweren Verlaufsform HUS zurück, berichtet das Robert Koch Institut. Eine komplette Entwarnung geben die Behörden allerdings nicht, denn auch in Zukunft sei mit weiteren Erkrankungen beim Menschen bzw. Ausbrüchen durch den Erreger EHEC O104:H4 zu rechnen. Grund sei, dass die Infektionen durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung (Schmierinfektion) oder auch durch Lebensmittel erfolgen könnten, die von erkrankten Menschen kontaminiert wurden.

*Wo findet man Bockshornkleesamen?*
Bockshornkleesamen werden als Gewürz und auch als Heilmittel eingesetzt und finden sich in einer Vielzahl verschiedener Lebensmittel, unter anderem in Nahrungsergänzungsmitteln und Gewürzmischungen. Bisher gibt es aber laut den Behörden keinen Hinweis darauf, dass außer Sprossen auch andere, aus Bockshornkleesamen hergestellte Produkte EHEC O104:H4-Infektionen verursacht haben. Die Ämter wollen aber derzeit nicht ausschließen, dass vereinzelte Erreger unter bestimmten Bedingungen auch in oder auf den Samen überleben können. Deshalb arbeitet das BfR weiterhin an einer gesundheitlichen Bewertung von verarbeiteten und unverarbeiteten Bockshornkleesamen in anderen Produkten außer Sprossen.

*Hygiene weiterhin oberstes Gebot*
Da erkrankte Menschen auch nach ihrer Genesung und infizierte Personen, die selbst nicht krank wurden über eine bestimmte Zeit Krankheitserreger ausscheiden, sind penible Hygienemaßnahmen - besonders bei der Zubereitung von Lebensmitteln - nach wie vor die beste Vorbeugung gegen Infektionen. Also bleibt es dabei:

Entwarnung: Jain!
Händewaschen: Auf jeden Fall!!

Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 6. Juli 2011