Du nicht!
Eine aktuelle Studie zeigt: Wenn Menschen als wenig verträglich und unzuverlässig wahrgenommen werden, werden sie eher ausgegrenzt
Wieso werden manche Menschen eher gemieden und ausgegrenzt als andere? Was hat Mobbing mit der Persönlichkeit des oder der Gemobbten zu tun? Diese Fragen stellte sich Juniorprofessorin Dr. Selma Rudert von der Universität Koblenz-Landau zusammen mit Kolleg_innen von den Universitäten Basel (Schweiz) und Virginia (USA). Gemeinsam führten sie sieben Studien online und im Labor mit 40 bis 800 Teilnehmer_innen pro Studie durch. Den Proband_innen wurden dabei Beschreibungen von Menschen mit unterschiedlich ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen vorgelegt. Im Anschluss mussten sie dann zum Beispiel entscheiden, ob sie die Person aus einer zukünftigen Gruppenaktivität ausschließen wollten.
*Die „Big Five“:*
Bei den Persönlichkeitsmerkmalen fokussierten die Forscher_innen sich auf die so genannten „Big Five“: Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extravertiertheit, emotionale Stabilität und Offenheit für Neues. Bei den Versuchen stellte sich heraus, dass besonders diejenigen ausgegrenzt werden würden, die als "wenig verträglich" und "unzuverlässig" beschrieben wurden. „Somit haben Menschen, die sich gegenüber anderen Menschen häufig kalt, misstrauisch und gleichgültig verhalten oder in der Zusammenarbeit mit anderen unzuverlässig und nachlässig sind, ein erhöhtes Risiko, von anderen ausgegrenzt zu werden“, erklärt Sozialpsychologin Selma Rudert.
*Bedrohung für die Gruppe?*
Warum das so ist, könne man gut aus der evolutionspsychologischen Perspektive erklären, so Rudert: Menschen würden andere Menschen insbesondere dann ausschließen, wenn sie diese für schlechte Kooperationspartner halten. Dies treffe insbesondere auf unverträgliche und wenig gewissenhafte Personen zu. „Menschen, die sich durch eine geringe Verträglichkeit auszeichnen, stellen oftmals eine Bedrohung für den Zusammenhalt der Gruppe dar, da sie sich nicht an soziale Regeln halten. Und Menschen mit einer geringen Gewissenhaftigkeit könnten sich schnell als eine Belastung für eine Gruppe herausstellen, insbesondere wenn diese bestimmte Ziele erreichen möchte“, so die Sozialpsychologin.
*Sozial Ausgrenzung verstehen*
Da sich die bisherige Forschung zu sozialer Ausgrenzung meistens auf das Erleben der ausgegrenzten Person bezieht, konzentrierte sich das Team diesmal auf die wahrgenommenen Persönlichkeitsmerkmale der gemobbten Person. „Um das Phänomen der sozialen Ausgrenzung zu verstehen und ihm entgegenwirken zu können, ist es notwendig zu verstehen, warum es überhaupt zur Ausgrenzung kommt“, erklärt Rudert den neuen Fokus der aktuellen Studien.
*Auch bestimmte Situationen führen zu Mobbing*
Die Untersuchungen seien wichtig für Themen wie Mobbing und Ausgrenzung in der Schule oder am Arbeitsplatz, so die Wissenschaftlerin. Sie will aber auch nicht falsch verstanden werden, denn sie betont, dass auch freundliches und zuverlässiges Verhalten nicht vor sozialer Ausgrenzung schützen könne. Vielmehr gäbe es neben der Persönlichkeit der ausgegrenzten Person natürlich auch Situationen, die soziale Ausgrenzung bedingen können, wie zum Beispiel starke Konkurrenz innerhalb von Gruppen oder auch einfach Zufall, weil eine Person versehentlich übergangen wird. Wenn man Ausgrenzung in Gruppen verhindern wolle, müsse man Maßnahmen ergreifen, die sowohl externen Druck als auch den Konkurrenzkampf innerhalb einer Gruppe verringern.
Bevor ihr also das nächste Mal Zeugin oder Zeuge von Mobbing werdet oder sogar selbst jemanden ausschließt, haltet mal inne und schaut euch die Situation an, in der ihr euch befindet. Vielleicht kann ein bisschen Druck rausnehmen ja schon viel mehr Gemeinschaft entstehen lassen...
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung