Die Stadt ist ein großes Dorf

Telefonstudie: Soziale Netze in Städten sind größer, aber ähnlich gestrickt

Auch wenn immer so getan wird, als sei es ein himmelweiter Unterschied, ob man in einer Großstadt oder in einem Dorf lebt: das soziale Netz von DorfbewohnerInnen ist ganz ähnlich strukturiert wie das von StädterInnen. Das haben WissenschaftlerInnen um Markus Schläpfer vom Massachusetts Institute of Technology, Cambridge herausgefunden. Sie hatten 15 Monate lang mehrere Millionen Handydaten von portugiesischen Dorf- und StadtbewohnerInnen ausgewertet und daraus Rückschlüsse auf die sozialen Strukturen und Freundeskreise gezogen. Zwar geben Handydaten kein hunderprozentiges Abbild der tatsächlichen Beziehungen wieder - schließlich kann man auch heutzutage (zumindest theoretisch ;-)) befreundet sein, ohne zu telefonieren - dennoch gelten Handydaten mittlerweile als gut verwertbar für solche Untersuchungen.

Es zeigte sich, dass die Größe des sozialen Netzwerks, welches die Bewohner um sich herum spannen, mit der Größe des Wohnortes wächst. StädterInnen telefonieren dementsprechend öfter und mit mehr verschiedenen Menschen. Je kleiner das Dorf, desto kleiner der Kreis von Menschen, in dem man sich bewegt.
Es gibt aber auch eine überraschende Ähnlichkeit zwischen dem Dorf- und dem Stadtleben: denn das soziale Netz wird - anders als man meinen sollte  - nicht unbedingt lockerer, wenn man in einer Stadt lebt. Die Mobilfunkdaten offenbarten, dass Städter zwar mit mehr Menschen zu tun haben, diese aber ein enges und dicht verwobenes Netzwerk bilden, in dem die meisten sich auch untereinander kennen.

Tatsächlich scheinen Menschen - ob im Dorf oder in der Stadt - sich wohlzufühlen, wenn in ihrem Umfeld ganz dörflich jeder jeden kennt. Der große Unterschied besteht letzten Endes darin, dass Städter wählen können, welche Gleichgesinnten zu ihrem kleinen Dorf in der Stadt gehören sollen, während Menschen in Dörfern mehr oder weniger nehmen müssen, wer nah an ihnen dran wohnt.

Die Ergebnisse der Studie erscheinen in dem Fachmagazin Journal of the Royal Society Interface.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. Juli 2014