Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Conscious Collection, Bio-Baumwolle, Wolle von kleinen Farmen: Auf immer mehr Kleidungsstücken, Lebensmitteln und sonstigen Konsumgütern prangt das Wort „nachhaltig“. Aber was genau heißt das eigentlich?

Meistens verwenden wir den Begriff „Nachhaltigkeit“ im Zusammenhang mit den Umweltauswirkungen eines Produkts. Zum Beispiel gilt Hafermilch als nachhaltiger als Mandelmilch, da für erstere weniger Wasser gebraucht wird. Und ein Second-Hand T-Shirt ist nachhaltiger als ein neu gekauftes, da keine neuen Ressourcen (also Baumwolle, Färbemittel oder Chemikalien) dafür genutzt werden. Aber was ist mit anderen Aspekten, die bei der Entstehung eines Produktes, etwa deines Lieblings-Shirts, eine Rolle spielen?

Wie setzt sich Nachhaltigkeit zusammen?

Seit den 1990er Jahren wird in wissenschaftlichen Kontexten und auch in der Politik immer wieder von dem drei-Säulen Modell oder den drei Nachhaltigkeitsdimensionen gesprochen. Sie können als Handlungsempfehlungen an Politik und Unternehmen verstanden werden. Demnach sind für eine nachhaltige Produktion oder ein nachhaltiges Handeln ganz allgemein nicht nur der ökologische Fußabdruck, sondern auch wirtschaftliche und soziale Komponenten ausschlaggebend.

Ein Unternehmen, das wirklich nachhaltig sein will, so das Credo, muss alle drei Säulen im Blick behalten. Das heißt für ein Textilunternehmen, dass bei der Produktion eines T-Shirts nicht nur ein ökologischer Baumwollanbau ohne Pestizide entscheidend ist (ökologische Nachhaltigkeit), sondern auch die Landwirt_innen gut und fair bezahlt werden (soziale Nachhaltigkeit), während das Unternehmen gut wirtschaftet, um Gewinne beispielsweise in Fortbildungen oder Rohstoffe investieren zu können (ökonomische Nachhaltigkeit). Nur dann, wenn alle drei Ziele erreicht werden, kann sich das Unternehmen guten Gewissens „nachhaltig“ auf die Fahne schreiben. Denn nach dem Drei-Säulen Prinzip ist es wichtig, dass alle drei Aspekte gleichwertig nebeneinanderstehen und nicht ohne einander gedacht werden.

Aber noch einmal langsam

Hinter der ökologischen Säule verstecken sich Aspekte wie ein rücksichtsvoller und gemäßigter Ressourcenverbrauch (Ressourcen können etwa Baumwolle oder Wasser sein, aber auch Energie fällt darunter). Das heißt etwa, dass fossile Energieträger, aber auch andere endliche Rohstoffe nicht, oder nur sehr sparsam, eingesetzt werden. Oder, dass Pflanzen, die jede Menge Wasser brauchen, etwa Avocados, nach Möglichkeit nicht in sehr wasserarmen Regionen angebaut werden (siehe hierzu auch virtuelles Wasser). Es heißt aber auch, dass wenige oder keine Pestizide zum Einsatz kommen, da Insektengifte nicht nur die Biodiversität verringern, sondern auch schlecht fürs Grundwasser sind.

Der Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit dreht sich dagegen vermehrt um den Menschen. Darunter fallen Regeln, die für viele von euch ganz logisch sein dürften: Keine Kinder- oder Zwangsarbeit, keine Arbeit ohne Entlohnung. Generell versteht man darunter auch die faire Bezahlung von Mitarbeiter_innen und deren Sicherheit am Arbeitsplaz. Als Negativbeispiel könnte man hier eine einstürzende Textilfabrik anführen. Aber auch schlecht belüftete, enge Schlachthallen in Pandemiezeiten strahlen nicht gerade Sicherheit für Arbeitnehmer_innen aus. Und es ist natürlich empfehlenswert, dass ein Unternehmen nicht nur die eigenen Interessen im Blick hat, sondern auch ans Gemeinwohl, also an gesellschaftliche Belange denkt.

Bei ökonomischer Nachhaltigkeit denken vermutlich viele zunächst an die Bezahlung von Mitarbeiter_innen oder Menschen, die im Zusammenhang mit einem Unternehmen arbeiten. Tatsächlich versteht man unter diesem Aspekt aber eher ein zukunftsorientiertes, profitables Wirtschaften des Unternehmens. Das ist wichtig, weil nur Unternehmen, die gut wirtschaften, auch eine Perspektive für ihre Mitarbeitenden bieten, und ihnen darüber hinaus Dinge wie eine Fortbildung ermöglichen können. Außerdem verhindert ein nachhaltiges Wirtschaften, dass Unternehmen sich dazu verleiten lassen, (zu) günstige Rohstoffe zu kaufen oder ihre Mitarbeiter_innen schlecht zu bezahlen. Außerdem fällt darunter, dass langfristig geplant und gewirtschaftet wird, statt kommenden Generationen ein insolventes Unternehmen zu hinterlassen.

Und nun?

Ganz so einfach ist das mit der Nachhaltigkeit also nicht. Viele Unternehmen und Staaten beherzigen vor allem die Aspekte, die ihnen leicht fallen und lassen den Rest unter den Tisch fallen. Auch wenn es schwerfällt, an Produkten vorbeizugehen, die dir gut gefallen und auf deren Preisschild auch noch ein fettes *Nachhaltig* steht: ein reduzierter Konsum ist wohl in jeder Hinsicht am nachhaltigsten. Und wenn es doch mal etwas neues sein soll, lohnt es sich, vorher ein paar Label und Marken herauszusuchen, die deinen Ansprüchen an soziale, öknomische und ökologische Nachhaltigkeit genügen.

Quelle:

Autorin / Autor: Karla Groth - Stand: 24. Juni 2022