Die Angst, ausgelacht zu werden

ForscherInnen untersuchen Gelotophobie bei SchülerInnen

Lachen tut gut, entspannt und fördert in der Regel Gemeinsamkeiten in Gruppen. Doch es gibt auch eine schmerzhafte Seite des Lachens: die so genannte Gelotophobie. Der Begriff Gelotophobie leitet sich von den griechischen Wörtern gelos = „Lachen“ und phobía = „Furcht“/„Angst“ ab. Wer unter dieser Krankheit leidet, hat Angst davor, ausgelacht zu werden. Solche Menschen bewerten das Lächeln und Lachen anderer grundsätzlich als negativ und sind ständig auf der Suche nach Anzeichen von herabsetzendem oder spöttischem Lachen in ihrer Umgebung. Hinzu kommt, dass sie überzeugt davon sind, lächerlich zu sein.

Prof. Dr. Ilona Papousek vom Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität in Graz, schätzt, dass rund sieben Prozent der ÖsterreicherInnen in einem gewissen Ausmaß von Gelotophobie betroffen sind. Die Merkmale dieser Phobie werden dadurch sichtbar, dass sich die Betroffenen besonders vor feindseligen oder zynischem Humor fürchten. Gemeinsam mit ihren KollegInnen Prof. Dr. Elisabeth Weiss und Prof. Dr. Harald Freudenthaler widmet sich Papousek der genauen Erforschung dieses Symptoms und Persönlichkeitsmerkmals bei Jugendlichen, die panische Angst davor haben, in der Schule von anderen ausgelacht und verspottet zu werden. Die WissenschafterInnen erarbeiten neue Ansätze eines gezielten Trainings für die Betroffenen.

„Es gibt Menschen, die fürchten sich von anderen ausgelacht zu werden. Hier reicht meist eine bestimmte Mimik und sie sind verunsichert. Sehr stark kann dieses Symptom bei pubertierenden Jugendlichen ausfallen“, erklärt Papousek. Die Ursachen dieser Krankheit liegen vermutlich in wiederholten traumatischen Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Wer oft verspottet oder gehänselt wurde und nicht gelernt hat, darauf zu reagieren, wird auch meist noch im Erwachsenenalter davon belastet - zum Beispiel durch Mobbing.

19 Prozent der österreichischen Schulkinder von neun bis zehn Jahren und elf Prozent der 15 bis 16-Jährigen SchülerInnen gaben im österreichischen Bildungsbericht 2009 an, Opfer von verbaler oder psychischer Aggression zu sein. In praktisch jeder Klasse sei zumindest ein Kind, das von anderen verbal oder psychisch schikaniert wird. Das Gefühl, ausgelacht zu werden, spiele dabei eine große Rolle. „Bekannt ist auch, dass jugendliche AmokläuferInnen in Schulen sich oft dafür rächen wollen, ausgelacht oder verspottet worden zu sein“, betont die Wissenschaftlerin.

In einem Projekt wollen die Grazer LachforscherInnen nun herausfinden, wie sich Gelotophobie bei SchülerInnen auswirkt. Ziel der Studie ist, Probleme des Umgangs mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer zu untersuchen, die die Entwicklung der Krankheit begünstigen und gleichzeitig Risikofaktoren für Aggression und Gewalt in der Schule darstellen. Wenn die ForscherInnen besser darüber Bescheid wissen, können sie Programme entwickeln, die den Betroffenen die Angst vor dem Auslachen nehmen.

Quelle und weiterführende Infos

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 23. Februar 2012