Der typische Europäer ist typisch "Ich"

Studie: Wird man zu den Eigenschaften einer Gruppe befragt, der man selbst angehört, nennt man die eigenen

Wie sieht eigentlich der typische Europäer aus? Ist er groß oder klein? Dick, oder dünn? Hat er blaue oder braune Augen? Und welche Hautfarbe hat er eigentlich? Die Antwort auf die Frage, wie ein typischer Europäer aussieht, hängt davon ab, WEN man fragt. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universität Bonn, der Radboud University Nijmegen und des University Institute of Lisbon. Wird die Frage beispielsweise einem Deutschen gestellt, würde der sicherlich antworten, dass der typische Europäer deutsch aussieht. Ein Portugiese hingegen, würde den Europäer „portugiesischer“ beschreiben, so das Forscherteam.

Schon zuvor hatten Studien belegt, dass Menschen, die zu typischen Charaktereigenschaften einer Gruppe befragt werden, der sie selbst angehören, dazu neigen, ihre eigenen zu nennen. Neu ist in diesem Fall allerdings, dass die Studie mithilfe von Bildern durchgeführt wurde. Zur Durchführung der Studie stellten die Forscher jeweils eine Gruppe mit deutschen Testpersonen in Deutschland - und eine mit portugiesischen Testpersonen in Portugal zusammen. Jede Testperson saß 20 Minuten vor einem Computerbildschirm und sah sich insgesamt 770 Bilderpaare an. Jedes Bild zeigte denselben Mann. Allerdings waren alle Bilder manipuliert, sodass die Gesichtszüge des Mannes auf einem Bild zum Beispiel (anders) verzerrt wirkten als auf einem anderen. Bei jedem betrachteten Bild sollten die Testpersonen entscheiden, ob der Mann für sie europäisch aussieht, oder nicht. Am Ende wurde sowohl für die deutsche als auch für die portugiesische Gruppe ein „Durchschnittsbild“ ermittelt.

Die Auswertung zeigte, dass der typische Europäer für den Portugiesen dunklere Haut und weiter auseinanderstehende Augen hat. Für den Deutschen hingegen hat er hellere Haare und sieht insgesamt „deutsch“ aus.

Nach Roland Imhoff von der Universität Bonn kann dieses Ergebnis allerdings auch damit zusammenhängen, dass die Teilnehmer versuchten, den eigentlich abstrakten Begriff „europäisch“ zu definieren. Seiner Meinung nach ist es auch denkbar, dass damit der Glaube zum Ausdruck gebracht wird, dass die eigene Gruppe besser ist als andere. Besonders auf die rassistische Erstellung von Profilen könnten diese neuen Erkenntnisse Auswirkungen haben.

Und was sagt uns das? Oft denken wir, dass Dinge oder Personen Eigenschaften haben sollten, die auch wir haben. Aber wer sagt denn, dass der perfekte Europäer nicht eigentlich pink und winzig klein ist und momentan noch unentdeckt auf dem Mars lebt?

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Autorin / Autor: Anika Krüger/Pressemitteilung; - Stand: 7. September 2011