Das Geschlecht der Ernährung

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Männer essen doppelt so viel Fleisch wie Frauen. Und alle essen zu wenig Obst und Gemüse.

Auch wenn man glaubt, dass das Bild vom Steak vertilgenden Mann und der am Salat knabbernden Frau mittlerweile zu den Geschlechter-Klischees zählen dürfte, die man getrost entsorgen kann - ganz aus der Welt ist dieses Verhalten offenbar nicht. Wie eine neue Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) feststellt, essen Männer mit 1092 Gramm pro Woche - also einem ganzen Kilo - doppelt so viel Fleisch und Wurstwaren wie Frauen. Damit verzehren Männer auch zweimal so viel Fleisch wie von der DGE empfohlen. Und auch Frauen liegen mit knapp 600 Gramm Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurstwaren pro Woche an der oberen Grenze der Empfehlung. Aber nicht nur im Fleischverzehr unterscheiden sich die Geschlechter: Männer trinken etwa doppelt so viel Limonade und mehr als sechsmal so viel Bier wie Frauen. Besonders der hohe Spirituosenkonsum von jungen Männern zwischen 19 und 24 Jahren fiel den ErnährungswächterInnen auf: Sie trinken viermal so viel Schnäpse, Liköre, Cocktails oder Alkopops wie Männer anderer Altersgruppen. Im 12. Ernährungsbericht der DGE wurde der Lebensmittelverzehr von knapp 14.000 Männern und Frauen zwischen 14 und 80 Jahren aus Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) ausgewertet.

Auch das Vorurteil, dass Frauen größere Naschkatzen sind als Männer wurde entkräftet. Laut dem Ernährungsbericht verzehrt die männliche Bevölkerung mehr Zucker, Süßwaren, Kuchen, Torten und Gebäck sowie Fruchtsäfte und Nektar als Mädchen und Frauen. Auch isst sie mehr Brot, Getreide, Getreideerzeugnisse, wie Reis, Nudeln oder Cerealien sowie Knabberartikel. Dabei verzehren junge Männer unter 25 Jahren nahezu doppelt so viel Getreide und Getreideerzeugnisse wie die über 65-Jährigen.

Frauen essen dagegen mehr Milcherzeugnisse wie Joghurt, Buttermilch, Kefir oder Molke. Männer trinken mehr Milch. Allerdings erreichen sowohl Frauen als auch Männer den Orientierungswert der DGE zum Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen (außer Käse und Quark) von 200 g bis 250 g pro Tag nur zu zwei Dritteln. Beim Käse und Quark gibt es kaum geschlechtsspezifische Unterschiede. Auch hier liegt der Verzehr unterhalb der DGE-Empfehlung von 50 bis 60 g pro Tag. Die empfohlenen Mengen für Fisch – 80 g bis 150 g fettarmer Seefisch und 70 g fettreicher Seefisch pro Woche – werden von allen deutlich unterschritten.

Frauen haben beim Obst die Nase vorn: Sie essen 182 g pro Tag, Männer nur 143 g. Damit wird der von der DGE genannte Orientierungswert von mindestens 250 g pro Tag von beiden Geschlechtern nicht erreicht. Ähnlich sieht es beim Gemüse aus, wobei Frauen mehr Rohkost und Männer mehr erhitztes Gemüse verzehren. Ob roh oder gegart, die DGE empfiehlt mindestens 400 g Gemüse am Tag. Dies wird von Männern und Frauen nur zu einem Drittel erreicht. Denn der Gemüseverzehr liegt bei beiden Geschlechtern nur bei 124 g pro Tag. Mehr Gemüse und Obst sind also wünschenswert.

Erfreulich ist für die DGE, dass die empfohlene Trinkmenge von mindestens 1,5 Liter für Erwachsene von beiden Geschlechtern mit etwa zwei Litern pro Tag erreicht wird. Während Männer mehr Limonade trinken, greifen Frauen häufiger zu Wasser, Kräuter- oder Früchtetee. Wasser ist mit etwa 1 Liter pro Tag das am meisten getrunkene Getränk. Frauen trinken im Mittel knapp 100 ml alkoholhaltige Getränke pro Tag, Männer hingegen 351 ml. Damit überschreiten die Männer deutlich den Alkohol-Richtwert von maximal 20 g reinem Alkohol pro Tag. Diese Menge entspricht z. B. 0,5 Liter Bier. Für Frauen liegt der Richtwert bei 10 g pro Tag.

Insgesamt betrachtet essen die Deutschen nach Meinung der DGE zu wenig Lebensmittel pflanzlichen und zu viel tierischen Ursprungs.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 08. Januar 2014