Change Your Shoes

Kampagne gegen die Missstände in der Leder- und Schuhproduktion

Ein durchdringender Schrei, denn schon wieder ist ein Paket mit den neuesten Schuhen angekommen - seit Onlineshopping zu den Lieblings-Hobbys zählt und Schuhe (nicht nur in Onlineshops) billiger zu haben sind als ein Handyvertrag, werden sie inzwischen hemmungslos bestellt, gekauft und meistens nach einmaligem Tragen in die hinterste Ecke des Schuhregals abgeschoben.

Dass sie so günstig zu haben sind, liegt vor allem daran, dass etwa 87 Prozent der 22 Milliarden Paar Schuhe, die im Jahr 2013 weltweit produziert wurden, aus Asien stammten. (Übrigens die meisten teureren Marken-Schuhe kommen auch aus diesen Ländern... ) Durch die Globalisierung des Schuhhandels wurde die Produktion in sogenannte Niedriglohnländer verlagert. Und was wir über die unfairen Arbeitsbedingungen in der globalisierten Bekleidungsindustrie inzwischen gelernt haben, trifft auch auf die Leder- und Schuhproduktion zu: die Menschen, die unsere Schuh-Schnäppchen herstellen, verdienen einen Hungerlohn und riskieren ihr Leben in Fabrikgebäuden, die hierzulande noch nicht einmal gebaut werden dürften. Erst am 20. Juli 2015 sei wieder eine Schuhfabrik in Bangladesch zusammen gestürzt, im Januar seien in Indien zehn Arbeiter/innen bei einem Mauereinsturz in einer Gerberei in den Abwässern ums Leben gekommen, so die Aktivist_innen der Vereine INKOTA und SÜDWIND, die sich für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit einsetzen. „Ein Arbeiter oder eine Arbeiterin in Tamil Nadu verdient zwischen einem und zwei Euro am Tag. Das reicht nicht zum Leben“, sagt Anton Pieper von SÜDWIND. Hinzu kommt, dass etwa 85 Prozent des Leders weltweit mit Chromsalzen gegerbt werden; dieses chemische Verfahren birgt hohe Risiken für Mensch und Umwelt. "Gesundheitsgefährdend ist die Chromgerbung vor allem dann, wenn es dabei zur unerwünschten Bildung von Chrom-VIVerbindungen kommt, welche hochgiftig und krebserregend sind und leicht in die Haut eindringen können. Das kann sowohl bei den Produzentinnen als auch bei den TrägerInnen des Leders zu Haut- und Atemwegserkrankungen führen", erklärt Lena Bullerdieck vom INKOTA-Netzwerk.

Zusammen mit 16 weiteren Partnerorganisationen aus europäischen Ländern, Indien, Indonesien und China haben INKOTA und SÜDWIND die Kampagne „Change Your Shoes” gestartet, die nun die Missstände in der Leder- und Schuhproduktion ins Visier nehmen und Verbraucher/innen besser aufklären will. Dass das dringend nötig ist, belegt eine von der Kampagne in Auftrag gegebene Studie: „Es ist alarmierend, wie wenig Verbraucher und Verbraucherinnen über die Herstellung von Schuhen wissen“, so Pieper. Ziel der Kampagne ist eine grundlegende Verbesserung der sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen unsere Fußbekleidung produziert wird.

Die Kampagne steht im Zeichen des Europäischen Jahr für Entwicklung und dessen Motto „Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft“.

Wenn ihr lieber auf fair produzierte Schuhe umsteigen wollt, sucht ein bisschen im Internet; ihr werdet erstaunt sein über die Vielfalt und auch die Bezahlbarkeit von Schuh-Marken, die nicht unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt werden :-)

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressematerial - Stand: 7. August 2015