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In unheimlichen Situationen mindert die bloße Anwesenheit anderer Menschen die Angst. Das zeigt eine Studie Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Für ein Jahr alleine auf Auslandsreise gehen, eine Nachtwanderung in einem abgelegen Waldstück machen oder ein Solo vor Riesenpublikum singen - viele Situationen machen uns Angst und dann wünschen wir uns nichts sehnlicher, als dass eine Freundin oder ein anderer vertrauter Mensch bei uns sein möge. Dabei muss es gar kein_e Vertraute sein, die in unserer Nähe ist, und wir müssten noch nicht mal die gleiche Sprache sprechen, eigentlich sogar überhaupt nicht kommunizieren. Denn wie eine Gruppe um Professorin Grit Hein von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg in einer Studie herausfand, reicht die bloße Anwesenheit anderer Menschen allein schon aus, um die Angst zu reduzieren.

*Menschen im Raum verringern Angst*
In der Studie bekamen die Versuchspersonen über Kopfhörer entweder neutrale oder angsterzeugende Geräusche vorgespielt – das Plätschern von Wasser oder menschliche Schreie. Ihre körperlichen Reaktionen darauf wurden über den Hautwiderstand gemessen, denn bei Angst verändert sich die elektrische Leitfähigkeit der Haut. War bei den Tests eine unbekannte Person im Raum mit dabei, durfte diese nichts sagen und blieb von der Versuchsperson körperlich abgewandt. Dieses Setting sollte soziale Interaktionen zwischen den beiden verhindern. Sobald eine Person mit im Raum war, verringerte sich die Angstreaktion. Und zwar egal, ob die unbekannte Person der gleichen oder einer anderen Ethnie angehörte. „Interessanterweise war der angstmindernde Effekt umso stärker, wenn die Probanden die andere Person als weniger ähnlich wahrnahmen – wahrscheinlich, weil sie dann davon ausgingen, dass der andere im Gegensatz zu ihnen selbst keine Angst hat“, so die JMU-Professorin.

*Spielt das Geschlecht ein Rolle?*
In der jetzigen Studie wurden nur Frauen in Anwesenheit von Frauen getestet. In Folgestudien möchte das Würzburger Forschungsteam nun auch die Effekte messen, wenn sich Männer mit Männern oder Männer mit Frauen der unheimlichen Situation im Labor aussetzen.
Dabei werden sich eventuell Unterschiede zeigen. „Es gibt Hinweise aus der Stressforschung, dass das Geschlecht der anwesenden Person eine Rolle spielen könnte“, sagt die JMU-Professorin. Die Erkenntnisse aus diesen Forschungen lassen sich womöglich für die Therapie von Angsterkrankungen nutzen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 3. Februar 2020