Bin ich schön genug?

Studie: Fixierung auf das eigene Aussehen verstärkt Ängste bei der Partner*innensuche

Bild: Luise Weber

Deine Freundin steht die ganze Zeit vor dem Spiegel, macht Selfies ohne Ende, aber traut sich nicht, ihrem Schwarm ein Kennenlerntreffen vorzuschlagen? Das ist offenbar keine Seltenheit, denn laut einer aktuellen Studie leiden junge Erwachsene, die sich zu sehr auf ihr Äußeres konzentrieren und mit ihrem Erscheinungsbild unzufrieden sind bei der Partnersuche eher unter Ängsten als andere. Die von Professor Viren Swami von der Anglia Ruskin University (ARU) geleitete Studie ist die bisher umfangreichste, die sich mit Körperbild und Dating-Angst befasst.

Laut den Studienergebnissen leiden Menschen, die eher auf ihr Äußeres achten, mit größerer Wahrscheinlichkeit unter sogenannter "sozialer Körperangst", das bedeutet, sie machen sich Sorgen darüber, wie sie aussehen und wie andere sie beurteilen wenn sie in der Öffentlichkeit oder anderen sozialen Situationen sind. Dieses Phänomen wiederum stehe in Zusammenhang mit zwei Formen der Angst vor der Partnersuche: der Angst vor negativen Bewertungen und sozialem Stress. Interessanterweise tauchen diese Ängste bei Frauen und Männern gleichermaßen auf.

"Ich habe Angst, dass meine Verabredung etwas an mir auszusetzen hat"

An der Untersuchung nahmen 501 heterosexuelle junge Erwachsene aus dem Vereinigten Königreich mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren teil. In Fragebögen wurden sie gebeten, sich zu folgenden Aussagen zu äußern: "Bevor ich in die Öffentlichkeit gehe, achte ich immer darauf, wie ich aussehe", "Wenn es darum geht, anderen meinen Körper/ meine Figur zu zeigen, bin ich schüchtern" und "Ich habe Angst, dass die Person, mit der ich mich treffe, etwas an mir auszusetzen hat".

Zu den Ergebnissen der Selbsteinschätzung erklärte Hauptautor Viren Swami, Professor für Sozialpsychologie an der Anglia Ruskin University (ARU), dass die Studie darauf hindeute, dass eine ungesunde Fixierung auf das Äußere mit sozialer Körperlichkeitsangst verbunden sei. Außerdem hätte sich gezeigt, dass Menschen mit einem hohen Maß an sozialer Körperlichkeitsangst sich bei Verabredungen auch mehr vor einer negativen Bewertung durch andere fürchten. Und um den Teufelskreis zu schließen: Tatsächlich erführen die Betroffenen dann bei Verbredungen mit potenziellen romantischen Partnern auch noch häufiger "soziales Leid".

Da zwischenmenschliche Beziehungen eine so wichtige Rolle in der sozialen und emotionalen Entwicklung junger Erwachsener spielen, glauben die Forscher_innen, dass gezielte Interventionen dazu beitragen könnten, die Angst vor Verabredungen zu verringern. Und das ist auch nötig, denn Verabredungsangst kann laut den Wissenschaftler_innen zu verschiedenen psychischen Gesundheits- und Verhaltensproblemen führen.

Verabredungsangst kann zu Gesundheits- und Verhaltensproblemen führen

"Verabredungen können für diese Menschen besonders schwierig sein, und sie vermeiden eher Situationen und Aktivitäten, bei denen ihr Körper und ihr Aussehen unter die Lupe genommen werden könnten, wie z. B. erste Verabredungen", so der Forscher.
Diese Probleme seien für junge Erwachsene alles andere als trivial. "Wir wissen, dass ein hohes Maß an Verabredungsangst und Stress zu verschiedenen psychischen Gesundheits- und Verhaltensproblemen führen kann, zum Beispiel zu einem geringeren Selbstwertgefühl, einer schlechteren sexuellen Entwicklung, Gefühlen der Einsamkeit, einem Mangel an Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen sowie Hemmungen bei der Suche nach romantischen Beziehungen."

Die Studie zeigt also: die Einstellung zum Körperbild und die Angst vor dem sozialen Erscheinungsbild sind stark mit der Angst vor der Partnersuche verbunden. Deshalb sollte man laut Swami prüfen, ob Maßnahmen,die gegen körperbezogene Ängste helfen sollen, nicht auch zur Verringerung der Angst vor der Partnersuche beitragen könnten - etwa Therapien, die das Selbstmitgefühl fördern oder auf Achtsamkeit basieren.

Zurück zu eurer Freundin: Wenn sie also wieder mal kein Date mit ihre Schwarm vereinbart hat, dann solltet ihr nicht genau darauf eure Hilfsaktion ausrichten, sondern sie zuerst mal darin unterstützen, dass sie sich so annimmt, wie sie ist und lernt, sich selbst zu mögen ;-).

Die Studie wurde in der Zeitschrift Body Image veröffentlicht.

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