Ein Besuch der Neonyt 2023 in Düsseldorf

Vom 28. bis 30. Januar fand die „Neonyt“ - eine Messe für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation – in Düsseldorf statt. Über 80 Aussteller:innen präsentierten interessante Produkte und neue Ideen. In verschiedensten Talks und Gesprächsrunden wurde die Zukunft der Fashion-Industrie skizziert, Ideen vorgestellt und diskutiert. Alina, Mitglied der Redaktionsgruppe ´Klima und Klamotten´, hat sich für LizzyNet auf der Messe umgeschaut und schildert euch nun mit einigen Fotos ihre Eindrücke eines spannenden Tages auf der Neonyt!

Als ich die Messehalle betrat, war ich umgeben von Kleidung – nicht aber wie in einem Fast-Fashion-Geschäft, sondern auf eine ganz andere Art. Mir wurde schnell klar: Hier gibt es einiges zu entdecken! Produkte, die ich zuvor noch nie gesehen habe, interessante Infomaterialien und innovative Ideen, die die Fashion-Industrie nachhaltiger gestalten können, wurden vorgestellt.
Zudem sah man überall Menschen, die mit Kamera oder Smartphone in der Hand herumliefen und Content für Social Media produzierten, Fotos machten oder Gespräche aufnahmen. Denn: die Messe war zwar Fachbesucher:innen und Journalist:innen vorbehalten, aber die spannenden Eindrücke müssen natürlich auch die breite Masse erreichen und begeistern können.
Meine Eindrücke von dem Tag in bewegten Bildern könnt ihr euch übrigens auch auf der instagram-Seite von lizzynet (@lizzynet.de) in Form eines Reels anschauen.

Nun aber zu einigen der spannenden Eindrücke in Foto- und Textform. Hierbei handelt es sich tatsächlich nur um eine kleine Auswahl:

Habt ihr schon mal eine Tasche aus Äpfeln in der Hand gehabt? Oder gar aus Weintrauben oder Mais? Ich zuvor jedenfalls nicht. Aber diese stylischen Taschen sind tatsächlich aus exakt diesen Materialien und mir direkt ins Auge gefallen. Durch ihre Ästhetik heben sie sich klar von den klischeebehafteten typischen Öko-Taschen ab. Die Marke „Miomojo“ aus Italien hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein 100% ethisches Unternehmen zu sein und designt und produziert ausschließlich vegane umweltfreundliche und zum Teil recyclte Accessoires wie z.B. Handtaschen. Dabei achtet die Firma auf kurze Lieferketten und hohe soziale Standards. Ich bin schlichtweg begeistert, wie toll sich Äpfel, Mais und Co als Handtasche anfühlen können. Man würde wirklich niemals auf die Idee kommen, dass es sich hierbei letztlich um Obst oder Gemüse handelt.

Ein paar Stände weiter konnte man sich die aktuelle Kollektion von „HempAge“ anschauen – Kleidung aus Hanf also. Inzwischen schon gar nicht mehr so neu und unbekannt, aber trotzdem immer wieder interessant anzuschauen. Ich ließ mir erklären, dass es sowohl Hanf-Kleidungsstücke aus 100% Hanf gibt, wie z.B. die Jeans in naturfarben, einige Textilien aber auch einen Baumwoll oder Wollanteil haben, um die gewünschten Kriterien wie leichtes und kuscheliges Tragegefühl bei Pullovern bieten zu können.

Aber nicht nur Textilien können in der Fashion-Industrie nachhaltig sein. Wie wäre es z.B. mit nachhaltigen (Sonnen-)Brillen? Die Brillen von „5Loops“ auf dem Foto sind aus Bioacetat S70, ein Material, welches auf Zellulose basiert, um genau zu sein aus Baumwolle oder Zellstoff. Im Gegensatz zu normalem Acetat muss dieses Bioacetat nicht erst mit Chemikalien wie Weichmachern behandelt werden.

Eine besonders spannende Entdeckung machte ich am Stand von „ito ito“. Hier wurde eine Software erfunden, mit der ausschließlich on-demand-Produktion stattfinden kann, d.h. alle Artikel werden erst dann gestrickt, wenn sie auch bestellt wurden. Diese Produktionsform ist mir im Printbereich schon häufiger über den Weg gelaufen, im Strickbereich jedoch völlig neu. Die Vorteile davon liegen auf der Hand: Keine unnötige Überproduktion, kaum Müll, und komplette Kontrolle über die Lieferkette.

Wie man Müll sonst noch vermeiden kann und Kleidungsstücken ein langes Leben schenkt, wurde auch von „Repair Rebels“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Online Plattform für Textil und Schuhreparaturen, bei welcher man Reparaturen jeglicher Art für die eigenen Kleidungsstücke buchen kann. Innerhalb von Düsseldorf werden diese dann sogar abgeholt und nach der Reparatur wieder zurückgebracht. Außerhalb von Düsseldorf kann man seine Kleidungsstücke aber auch per Post an Repair Rebels schicken. Definitiv ein Konzept, welches die Wertschätzung von Kleidungsstücken in den Vordergrund stellt und einen tollen Gegensatz zur„Wegwerf-Gesellschaft“ darstellt.

DIY im Textilbereich ist und bleibt einfach ein Trend. Hier konnte man z.B. sein eigenes Scrunchie (Haargummi) aus Zwiebelschalen, Rosenblättern und Calendula herstellen.

Im Rahmen von spannenden Talks wurden unter anderem diese beiden Präsentationsfolien vorgestellt und diskutiert. Hier (oben) wurde zum einen die Planung eines emissionsfreien, digitalisierten Industrieparks in Mönchengladbach für eine innovative, nachhaltige Bekleidungswirtschaft mit ca. 3000 neuen Arbeitsplätzen vorgestellt. Ein super spannendes Konzept, vor allem weil es regional, also in Deutschland, umgesetzt werden soll und meiner Meinung nach ein bedeutender Schritt in Richtung Regionalität und Nachhaltigkeit in der Fashion-Industrie sein kann.

Zum anderen wurde diskutiert, dass das Wachstum der nachhaltigen Fashion-Industrie durch das Konsumverhalten der Generationen Z und Y (etwa Jahrgänge 1981 bis 2012) zurückgehalten wird. 60 % der Konsument:innen wollen nachhaltig shoppen, dabei priorisieren jedoch 45 % die Erschwinglichkeit hinsichtlich der Preise für ein Kleidungsstück.

Die Neonyt bot aber nicht nur faszinierende nachhaltige Produkte aus der Modewelt, sondern auch jede Menge Info-Stände mit wichtigen Informationen zu Nachhaltigkeit, die die die Kernpunkte des Themas Klima und Klamotten nochmal gut auf den Punkt brachten.

  • Mode und Klima sind unmittelbar miteinander verbunden und spielen beim Klimawandel eine entscheidende Rolle. Gewinnung von Chemiefasern, deren Weiterverarbeitung und lange Transportwege sind nur einige der klimaschädlichen Aspekte.
  • Siegel und Zertifikate können zwar über den Nachhaltigkeitsstatus eines Kleidungsstücks informieren, sind zum Teil jedoch nicht so leicht zu durchschauen. Während einige Siegel lediglich die sozialen Faktoren bei der Herstellung bewerten, geben andere nur Aufschluss über die Umweltfaktoren. Zudem können sich besonders kleine Labels oftmals keine Siegel leisten, da die Zertifizierung kostspielig sein kann.
  • Slow Fashion als Gegensatz zu Fast-Fashion: Bewusst und reflektiert konsumieren und Qualität statt Quantität kann sich in Wertschätzung, Reparatur, Kleidung mieten, verschenken und weiterverkaufen sowie Zero-Waste-Konzepten wiederfinden.
  • Viel Mode bedeutet oftmals auch viel Müll: Jede Sekunde wird eine volle LKW-Ladung Textilien zur Mülldeponie gebracht und verbrannt. Jährlich werden ca. 1,3 Mio. Tonnen Kleidung in Altkleidercontainern entsorgt. Das Problem: Vernichtung von Textilien ist häufig günstiger als die Aufbereitung oder der Weiterverkauf. Zudem erschwert die schlechte Qualität von Fast Fashion die Wiederverwendbarkeit von den Kleidungsstücken enorm.

Hoffnung auf eine nachhaltigere Zukunft insgesamt

Der Besuch der Neonyt in Düsseldorf bleibt mir auf jeden Fall in sehr guter Erinnerung: Die Atmosphäre, der rege und inspirierende Austausch und das Miteinander statt Gegeneinander an diesem Ort sind schwierig in Worten zu beschreiben. Neben den ganzen Facts hat mir der Tag vor allem eins gezeigt: Kooperation, Networking und Miteinander sind der Schlüssel zum Erfolg. Jede:r kann etwas zur Veränderung beitragen, sei es beim Entwicklungs-/Produktionsprozess von innovativen Textilien, neuen Konzepten, Workshops, beim eigenen Konsumverhalten oder auch durch Supporten und Verbreiten von Informationen und spannenden Ideen. Ob in Form von gemeinsamen oder individuellen Projekten; der Weg weg vom Konkurrenzgedanken des Kapitalismus hin zu einem „Gemeinsam können wir etwas verändern“ macht nicht nur deutlich mehr Freude beim Entwickeln einer nachhaltigeren Fashion-Industrie, sondern vor allem auch Hoffnung auf eine nachhaltigere Zukunft insgesamt!

(Unbezahlte und unbeauftragte Werbung, da Marken im Text genannt werden.)

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Autorin / Autor: Alina Przygoda - Stand: 22. Februar 2023