Berechnend!

Schon Fünfjährige sind nur großzügig, wenn andere es mitkriegen

Tue Gutes und rede darüber, so lautet eine Redensart, die veranschaulicht, dass der Mensch selbst beim Geben noch eigennützige Ziele verfolgt. Die wenigsten zeigen sich großzügig und hilfsbereit, wenn es keiner mitkriegt. Erst wenn alle Augen auf uns gerichtet sind, werden wir spendabel. Dieses Verhalten liegt offenbar in unserer Natur, denn bereits Fünfjährige zeigen es, wie WissenschaftlerInnen der Yale University in New Haven herausgefunden haben.

In Tests mit fünfjährigen Kindern hatten die WissenschaftlerInnen um Kristin L. Leimgruber überprüft, wie es um die Großzügigkeit und Gebefreude bei den Kleinen bestellt ist und welche Bedingungen sie fördern oder hemmen.
Die Kinder sollten über eine speziell für diesen Versuch designte Maschine einem gleichaltrigen Gegenüber Aufkleber zukommen lassen. Das konnten entweder vier oder ein Aufkleber sein. Das Schenker-Kind erhielt bei jeder Versuchsanordnung 4 Sticker für sich selbst - ganz egal, wieviele es verschenkte.
Mal konnten die Test-Kinder einander sehen, mal war die Sicht versperrt. Außerdem konnte das beschenkte Kind in manchen Versuchsanforderungen sehen, wieviele Aufkleber zur Verfügung standen, in anderen Anordnungen wusste es nicht, wieviele Sticker das andere Kind hätte verteilen können.

Dabei zeigte sich, dass die Kinder nur dann wirklich großzügig waren, wenn ihr Gegenüber nicht nur den Schenker, sondern auch die Anzahl der zu vergebenden Aufkleber sehen konnte.
Wenn Unklarheit über die Anzahl der Aufkleber herrschte oder das Schenker-Kind anonym bleiben konnte, wurden sie plötzlich sparsam, obwohl sie eigentlich keinen Vorteil davon hatten.

Für die Forscher zeigen die Ergebnisse, dass schon Kinder ihre Großzügigkeit strategisch einsetzen - obwohl sie den Wert und die Bedeutung von sozialem Verhalten und Reputation noch gar nicht erlernt haben. Offenbar liegt diesem Verhalten also etwas instinkthaftes zugrunde: wir geben anderen nur, wenn es auch bemerkt wird (und uns folglich etwas bringt), wenn nicht, dann erscheint es uns überflüssig, großzügig zu sein.

Und wenn ihr euch jetzt empört, dass das auf euch ganz sicher nicht zutrifft, dann fragt euch, wann ihr mehr Geld für den Geburtstag einer Freundin spendet: wenn ihr das Geld in einen Umschlag mit eurem Namen versehen legt oder wenn ihr aufgefordert werdet, das Geld anonym in ein großes Sparschwein zu schmeißen?

Über all die großherzigen Ausnahmen unter euch mag so eine kleine Experimental-Studie natürlich keine Auskunft zu geben.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazion PLOS one veröffentlicht.

Wann seid ihr am großzügigsten?

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. November 2012