Begrünung gegen Hitzestress

Forschung an der TU München: Nicht nur Bäume sind wichtig, sondern eine strategisch geplante Stadtbegrünung

Städtische Betonwüsten machen heiße Sommer unerträglich. In Zeiten des Klimawandels müssen darum dringend Vorkehrungen getroffen werden, damit Städte kühler werden. Forschende der TU München haben am Beispiel der Stadt Würzburg gezeigt, dass ein Grünflächenanteil von ca. 40% benötigt wird, um im Sommer für kühlere Temperaturen zu sorgen. Dabei kommt es aber auf die Art der Begrünung an, nicht nur Bäume leisten hier ihren Beitrag, sondern auch andere Arten von Grünflächen.

Das Team von der TU München hatte drei Jahre lang eine empirische Studie in Würzburg durchgeführt und verschiedene innerstätische oder vorstädtische Standorte miteinander verglichen. Dabei zeigte sich, dass die mittlere Lufttemperatur in der Stadt im Sommer um 1,3 Grad Celsius höher lag, im Winter um 5 Grad. An einem Marktplatz, an dem kein einziger Baum stand, wurden im betrachteten Zeitraum von drei Jahren insgesamt 97 heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius Lufttemperatur gezählt. Davon lagen neun Tage über dem Schwellenwert für extremen Hitzestress (der durch die Feuchtkugeltemperatur definiert wird).

Kein extremer Hitzestress in der Vorstadt

An keinem der vorstädtischen Standorte gab es dagegen extreme Hitzestresstage. „Unsere Studie hat gezeigt, dass etwa 40 Prozent an Grünflächen in der bebauten Umwelt einschließlich Rasenflächen, Gründächern und begrünten Wänden den extremen Hitzestress im Sommer auf die Hälfte reduzieren könnten, ohne dass sich der Kältestress im Winter erhöht“, sagt Dr. Mohammad A. Rahman, Wissenschaftler am Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung.
Dabei haben bestimmte Begrünungsarten unterschiedliche Auswirkungen. Bäume sorgen vor allem im Sommer dafür, dass weniger Sonneneinstrahlung den Boden erreicht. Außerdem kühlen Bäume ihre unmittelbare Umgebung um 1 bis 8 Grad Celsius ab, wodurch sich die relative Luftfeuchtigkeit erhöht. Aber Bäume können auch negative Auswirkungen haben, etwa wenn sie in engen Straßenschluchten die Durchmischung der Luft verhindern, so dass schadstoffbelastete Luft in Höhe der Fußgänger_innen nicht verdünnt und abgeführt wird.

Hier kann Grasbewuchs günstiger sein, denn er reduziert die Wärmestrahlung durch höhere Reflexion im Vergleich zur bebauten Umgebung. Er ermöglicht aber auch höhere Windgeschwindigkeiten zur Verringerung der sommerlichen Wärmebelastung und eine höhere Sonneneinstrahlung, wodurch gleichzeitig die winterliche Kältebelastung minimiert wird.

Grünflächen strategisch planen

„Unsere Ergebnisse stellen die heute in wachsenden Städten zu beobachtende bauliche Nachverdichtung von Innenstädten in Frage. Klimawandelanpassung kann nur gelingen, wenn eine ausreichende Durchgrünung der Stadt sichergestellt ist“, sagt Rahman.

Die Forscher_innen sind überzeugt, dass eine effektive Verminderung von Wärmebelastungen gelingen kann, wenn Grünflächen strategisch geplant werden.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung