Ausgefeilte Taktiken erfordern Reife

Wer bis zum Schluss denkt, kommt ans Ziel

Einfach machen, nicht denken – nach diesem Motto scheinen die meisten Jugendlichen zu handeln. Das zumindest behauptet der Wissenschaftler Dustin Albert von der Temple University. Und da Menschen unter 22 Jahren lieber handeln ohne zu denken, falle es ihnen schwerer als älteren, rationale Entscheidungen zu treffen.

Das ist das - zugegebenermaßen etwas leichtsinnige - Ergebnis einer Studie, die er zusammen mit seinen Kollegen durchgeführt hat. 890 Personen im Alter zwischen 10 und 30 Jahren ließen die Forscher zu einem Computerspiel namens „Tower of London“ antreten. In diesem Spiel müssen drei unterschiedlich farbige Kugeln von einem Stab mit möglichst wenigen Zügen auf einem anderen Stab so neuarrangiert werden, dass die Reihenfolge dem vorliegenden Bild entspricht. Bei diesem Test geht es vor allem darum, vorauszuplanen und die folgenden Schritte im Kopf durchzuspielen, um an die Zielordnung gelangen zu können. Mit diesem und weiteren Versuchen testeten die Forscher das logische Denkvermögen, Gedächtnis und die Selbstbeherrschung der TeilnehmerInnen.

Das Ergebnis: Je älter die TeilnehmerInnen, umso besser schnitten sie ab. Bei den kompliziertesten Problemen gelang es erst Personen ab 22 Jahren, die entsprechende Strategie anzuwenden. Für das Forscherteam waren diese Ergebnisse nicht unbedingt überraschend. Aus der Hirnforschung wisse man bereits, dass die Frontallappen bis zum 22. Lebensjahr noch reifen. Diese steuern unsere Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und situationsgerechte Handlungen auszuführen. Gerade dieser Gehirnbereich sei bei dem Computerspiel gefordert gewesen.

Weitere Analysen lieferten noch andere Erklärungen für das bessere Abschneiden der älteren TeilnehmerInnen. So fanden die Forscher heraus, dass die über 22-Jährigen besser ihre Impulse kontrollieren konnten. Das bedeutet, sie zeigten sich geduldiger und planten ihre Schritte bis zum Ende durch, bevor sie zur Tat schritten. „Die bessere Fähigkeit komplexe Probleme zu lösen, hat vermutlich nichts mit steigender Klugheit im Alter zu tun, sondern mit zunehmender Ruhe und der Geduld, Dinge zu durchdenken“, sagt Albert.

Wer strategisch vorausplanen möchte, muss also mindestens 22 sein? Sicher nicht! Die entsprechende Geduld kann man natürlich auch schon in jüngeren Jahren mitbringen. Ist nur die Frage, ob man Lust dazu hat. Außerdem kann es in manchen Situationen auch von Vorteil sein, einfach zu handeln, ohne vorher lange nachzudenken ;-).

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 20. Juni 2011