Auf die Plätze - Tausche los!

Teilnehmen an Upcycling-Recycling-Workshops, Flohmärkte besuchen oder in Second Hand Shops einkaufen - es gibt mehr und mehr Möglichkeiten, nachhaltig zu neuen Klamotten zu kommen. Auch Kleider zu tauschen, ist eine Alternative, die immer beliebter wird - es macht nicht nur Spaß, sondern ist meist sogar kostenlos!
Ein Beitrag von Konstantina H.

Bild: Konstantina H.

Beim Kleidertausch im Kleiderrausch

Mit Schildern versehene Tische, darauf bunte Klamottenstapel und dazwischen flinke Hände freudiger Besucher_innen. Das Szenario ist vielleicht (noch) nicht allen bekannt, aber so in etwa lässt sich ein typisches Bekleidungs-Tauschevent zusammenfassen. Hier wird kostenlos Klamotte gegen Klamotte - beispielsweise das seit Jahren ungetragene orangefarbene T-Shirt gegen eine neuwertige Jeanshose in richtiger Größe - getauscht. Klingt doch vielversprechend, oder?

Ein Blick hinter die Kulissen

Ich habe mich mit Melanie ausgetauscht, einer Organisatorin von Kleidertausch-Events in Wien, über ihre Motivation solche Veranstaltungen zu planen, genauso über Gedanken in Bezug auf die akuelle Situation in der Bekleidungsindustrie und klimaschonende Alternativen. Schon seit 2018 organisiert sie in einem kleinen Team Tausch-Events, genannt „Wiener Wäsch“, die meist zwei, drei Stunden an unterschiedlichen Locations in Wien stattfinden. Zu zweit wurde die Initiative ergriffen zum "Kleidertausch-nach-unserem-Geschmack-starten", was für die Veranstaltungsplaner_innen so viel bedeutet wie eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, sprich einen Tausch ohne Kontrollen, Warteschlangen oder Formalitäten, bei der ein_e Jede_r mitmachen kann. Die Kosten: ein Lächeln.

Die einzelnen Veranstaltungen werden jeweils einzeln als Facebook-Events ausgeschrieben, für die kommenden Monate sind auch schon wieder einige geplant. Ich war selbst bereits mehrmals dabei und bin immer wieder aufs Neue begeistert. Eine Schwierigkeit, so Melanie, sei jedoch die bislang mangelnde (finanzielle) Unterstützung solch ressourcensparender Initiativen: Immerhin muss das kleine Veranstaltungsteam für jede der „Tauschpartys“ eine Räumlichkeit für manchmal mehr als 200 Teilnehmer_innen finden und diese sollte kostenlos und zentral gelegen sein. Wenn die Stadt bestimmte Treffpunkte zur Verfügung stellen oder solche Events beispielsweise durch aktive Werbung generell mehr fördern würde, wäre man schon einen großen Schritt weiter.

Wie läuftso ein Event ab? Hier ein kurzer Spielplan:

  • Schritt 1: Du hast ein Event entdeckt und willst mittauschen? Durchsuche deinen Schrank und sortiere Wäsche aus, die du sowieso schon länger nicht mehr getragen hast, weil sie dir zu groß, zu klein, zu kindlich, zu altmodisch ist. Einmal angefangen, fällt einem das Trennen manchmal leichter als gedacht, besonders wenn man sich im Gegenzug auf tolle neue Stücke freuen kann.
  • Schritt 2: Zeit zu tauschen - Vor Ort verschaffst du dir zuerst einmal einen Überblick über die jeweiligen Kategorien, z.B. Männer, Frauen, Kinder, die je nach Größe des Events nochmal nach Shirts, Röcken, Hosen, Taschen, Accessoires, Jacken usw. sortiert sein können. Deine Teile ordnest du jedenfalls den passenden Stapeln zu und nachdem du deine eigene Kleidung einsortiert hast, kann der eigentliche Spaß des Durchstöberns beginnen.
  • Schritt 3: Du kannst dich über neue Lieblingsteile – meistens so viele, wie du findest oder mitnehmen möchtest - aus zweiter Hand freuen. Die Klamotten sind glücklich über neue Besitzer_innen und die Umwelt bedankt sich gleichzeitig bei dir für deine ressourcenschonende Tat.

Eine bunte Vielfalt

Nachdem ich selbst bei "Wiener Wäsch"-Events und auch anderen Tauschpartys schon dabei war, kann ich aus meiner Erfahrung sagen: Es ist für jedermann und -frau etwas dabei, unabhängig von Alter, Körper- und Kleidergröße. Angefangen von Glockenhosen und Oma-Pullis, die heute sowieso wieder gefragt sind, tauschen auch viele Jugendliche mit und freuen sich über neue Teile, bringen selbst auch oft coole Klamotten mit. Ich habe schon neben Leuten - überwiegend Mädchen und Frauen, nur vereinzelt neben Jungs und Männern - jeden Alters gestanden und die Auswahl an Klamotten, die von Teilnehmer_innen mitgebracht wird, ist stets bunt und überraschend vielseitig. Manchmal stößt man sogar auf richtige Schätze, ein Shirt von einer teuren Marke oder ein paar Schuhe, die es so gar nicht mehr zu kaufen gibt.

"Swaps" als wertvolle Alternative

Die Devise lautet jedenfalls: Ressourcen verwenden statt sie verschwenden. Denn vielleicht stößt du auf ein Stück, das bei der / dem Vorbesitzer_in seit ein paar Jahren im Schrank nur rumliegt und in fast neuem Zustand irgendwann einmal im Müll gelandet wäre. Wie Melanie es knapp fasste „Punkto Kleidertausch: Über meinen Fehlkauf freut sich eine andere Person“. Vielleicht findest du aber auch ein zu großes Kleid, das dich selbst zum DIY – zum Umnähen, Kürzen, etc. – anregt, all dem sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist es, vor Klamotten aus zweiter Hand nicht wegzuscheuen, denn es ist absolut nicht unhygienisch, diese zu tragen und wie bei den Tausch-Veranstaltungen sollte Kleidung sowieso vor dem Spenden oder Weitergeben gewaschen werden.
Melanie tauscht bei den Veranstaltungen selbst mit und behält durch Nachsortieren einen Überblick und überprüft die korrekte Zuordnung zu den Kategorien. „Die übrig gebliebene Kleidung nehmen wir zur nächsten Veranstaltung mit oder geben sie einer Privatperson, die mit den Stoffen bastelt“, also auch hier wird nicht ans Entsorgen gedacht. Um die Notwendigkeit, sich neue Klamotten besorgen zu müssen und der Umwelt gegenüber schonender zu sein, hätte die Fashion Industrie jegliche Möglichkeiten auf neue, wiederverwertende und -verwertbare Stoffe zu setzen bzw. auf Langlebigkeit von Produkten zu achten, findet Melanie. Als Einzelperson trägt man schon viel dazu bei, etwas an der momentanen Lage zu ändern, indem man Fast Fashion Käufe meidet und eben auch Alternativmöglichkeiten offen gegenübersteht.

Worauf wartest du noch? Swappe los!

Ein Kleidertausch wie „Wiener Wäsch“ ist „lustig, ressourcenschonend, kommunikativ“, so Melanies drei Schlagworte. Wenn auch du jetzt (hoffentlich) auf den Geschmack gekommen bist und selbst so eine bunte und dynamische Tauschparty miterleben möchtest, schaue dich um, schnapp dir eine Freundin und ab auf das nächste Event in eurer Nähe! Oder wenn euch das fürs Erste noch zu groß ist, plant doch als Freundesgruppe einen Tausch untereinander. Das Wichtigste ist Freude bei der ganzen Sache zu haben und mit etwas Glück auch das ein oder andere neue Lieblingsteil zu finden!

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Autorin / Autor: Autorin: Konstantina H. - Stand: 12. Mai 2022