Fremdgesteuerter Geschmack

Unsere Meinung lässt sich leicht manipulieren. Vor allem "Experten"-Meinungen beeinflussen, was wir gut finden.

Dass wir uns in unserer Meinung über Dinge und Personen von unseren Mitmenschen beeinflussen lassen, ist nicht neu. Reagieren andere Menschen positiv oder negativ auf etwas, bewerten wir es auch gleich besser oder schlechter. Wir lassen uns in allen Lebensbereichen beeinflussen, seien es Trends in der Mode oder in der Musik, bei der Partnerwahl oder z.B. bei politischen Einstellungen usw.

Ein internationales ForscherInnenteam um Chris Frith von der Universität Arhus hat nun herausgefunden, was im menschlichen Gehirn passiert, wenn wir mit anderen die Meinung über ein Objekt austauschen.

In dem Versuch wurde 28 ProbandInnen ein Lied vorgespielt, das ihnen gefiel. Wenn ein ExpertInnenteam die Meinung teilte, wurde bei den TeilnehmerInnen das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. Je positiver die Bewertung der ExpertInnen ausfiel, desto größer war auch die Hirnaktivität der ProbandInnen. Anhand der Messung der Vorgänge im Belohnungszentrum der TeilnehmerInnen, war es den ForscherInnen möglich, festzustellen, wie sehr die Versuchspersonen von der Meinung anderer beeinflusst wurden.

Vor allem ExpertInnen üben großen Einfluss aus

Zum Start des Experiments sollten die TeilnehmerInnen zwanzig Lieder, die ihnen gefielen, auf eine Liste schreiben. Dann sollten sie die Lieder mit Zahlen zwischen 1 und 10 bewerten, wobei die Zahl 10 die Bestwertung darstellte.

Anschließend wurde den Versuchspersonen eines ihrer ausgesuchten Lieder und ein ihnen unbekanntes Lied vorgespielt. Dabei wurde ihre Gehirnaktivität in einem Kernspintomografen gemessen. Sie sollten sagen, welches Lied ihnen besser gefallen hat und danach wurde ihnen mittgeteilt, welches der beiden Lieder ein ExpertInnenteam (bestehend aus 2 Personen) bevorzugte.

Waren sich Versuchsperson und Expertenteam in ihrer Meinung einig, konnten die WissenschaftlerInnen eine erhöhte Gehirnaktivität im Belohnungszentrum der ProbandInnen feststellen. Noch höher war die Aktivität, wenn beide ExpertInnen der gleichen Meinung wie die Versuchsperson war.

Bei einem zweiten Experiment wurden die ProbandInnen erneut aufgefordert, die Lieder auf ihrer Liste zu bewerten.
Dabei kam heraus, dass die meisten VersuchsteilnehmerInnen sich von der Meinung der ExpertInnen beeinflussen ließen. Je besser die ExpertInnen das Lied bewerteten, desto höher war auch die Bewertung der VersuchsteilnehmerInnen. Fiel die Bewertung der ExpertInnen schlecht aus, erzielten die Lieder auch auf der Liste eine schlechte Bewertung.

Mittels der Messungen der Gehirnaktivitäten lässt sich nun also feststellen, welche Personen besonders und welche etwas weniger beeinflussbar sind. Wozu das jetzt wiederum gut sein soll - außer vielleicht für einen neuen Science-Fiction-Film - weiß man nicht...

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. Juni 2010