Kompostierbare Plastiktüten

Australische WissenschaftlerInnen erforschen Bioplastik aus Chitin

"Plastiktüte" und "biologisch abbaubar", ein gegensätzlicheres Begriffspaar lässt sich wohl kaum finden - aber es gibt sie: die kompostierbare Einkaufstasche! Bisher ist sie nur selten zu finden, meistens in Bioläden oder in Geschäften mit Outdoorartikeln. Zu erkennen ist sie am etwas leiseren Rascheln und an ihrer seidigeren Struktur. Bis die umweltfreundlichen Taschen die herkömmlichen komplett ablösen, wird es aber noch ein paar Jährchen dauern, denn die konventionellen Tüten sind stabiler und strapazierfähiger. Deshalb gelten sie noch als Standard, werden aber zu einem immer größer werdenden Umweltproblem. Forscher der Swinburne University of Technology in Australien beschäftigen sich derzeit in zwei Forschungsprojekten damit, wie man Bioplastik aus erneuerbaren Energiequellen herstellen kann, und wie dieses sich dann kompostieren lässt.

Kunststoff aus Chitin

Suchetana Chattopadhyay und Cameron Way untersuchen die Eigenschaften von Bioplastik als Teil ihrer Doktorarbeit. Zentraler Gegenstand ihrer Arbeit ist eine aus Glasbehältern und Glasrohren bestehende Kompostmaschine, die neuartige Polymere (chemische Verbindungen aus Ketten- oder verzweigten Molekülen) auf Chitinbasis testet. Chitin ist das zweithäufigste natürliche Polymer und stammt hauptsächlich von Abbauprodukten in Schalentieren. Außerdem kommt Chitin in den Panzern von Krustentieren, Insekten und Spinnen vor. „Da auf den Polymeren auf Chitinbasis Kompostpilze gewachsen sind, konnten wir beweisen, dass dieses Material biologisch abbaubar ist“, sagt Suchetana Chattopadhyay.

Bioplastik aus Nichtlebensmitteln

Die Doktorandin will jedoch nicht nur das Abfallproblem lösen, sondern auch herausfinden, wie man Bioplastik für Lebensmittelverpackungen herstellen kann, ohne auf Nahrungsmittel zurückzugreifen. Bislang wurde nämlich hauptsächlich Getreidestärke dazu verwendet. Weil aber die Lebensmittelproduktion aufgrund negativer Umwelteinflüsse und der Herstellung von Biokraftstoff ohnehin stark belastet ist, suchen Forscher nach einer Non-Food-Alternative.

Dr. Myrna Nisperos, Chattopadhyays zweiter Doktorvater entwickelte die Strukturformel des Bioplastiks und glaubt, dass das Forschungsprojekt ein neuartiges, aus Nichtlebensmitteln herstellbares Bioplastik hervorbringen wird. „Besonders für Entwicklungsländer, wo Getreidestärke zu den Hauptnahrungsmitteln zählt, ist das Finden von Biopolymeren, die in der Lebensmittelherstellung nicht verwendet werden, von großer Bedeutung“, sagt Dr. Nisperos.

Beim zweiten Projekt der Swinburne University entwickelte Cameron Way eine komplexe Kompostmaschine. Mit ihrer Hilfe konnte der Student die Beziehung zwischen Beschaffenheit und biologischer Abbaubarkeit von Polymilchsäure-Lignocellulose-Verbindungen untersuchen. Dabei verwendete er ein auf Getreidestärke basierendes Polymer, das mit Lignocellulosefasern gestärkt ist. So konnte er gewährleisten, dass das Bioplastik zum einen stabil genug für Plastikverpackungen und gleichzeitig kompostierbar ist.

Cameron Way weiß, dass biologisch abbaubares Plastik wichtig ist, um das sich verschärfende Plastikmüllproblem zu lösen, denn für die Herstellung von Plastikverpackungen verwendeten Petrochemikalien werden eines Tages aufgebraucht sein. Daher gilt es, nachhaltige Alternativen finden wie zum Beispiel Polymilchsäure oder Holzfasern, beides ist 100 Prozent nachhaltig. „Da die Nachfrage nach Lebensmittel- und Getränkverpackungen das Angebot auf dem US-amerikanischen Markt bei Weitem übersteigt, liegt die beste Verwendung von aus Polymilchsäure hergestelltem Plastik in diesem Bereich, weil es einfach auf den Kompost geworfen werden kann“, sagt Cameron Way.

Solche Forschungsergebnisse hören wir natürlich gern, denn nicht nur die Meere sind schon jetzt hoffnunglos überfordert mit dem Plastikmüll. Laut UNO gelangen weltweit jährlich rund sechs Milliarden Tonnen über Flüsse in die Ozeane. "Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken", so heißt es auf der Webseite zum Kino-Dokumentarfilm "Plastic Planet", der eindringlich über das Problem Plastikmüll aufklärt. Es wird also Zeit, dass wir uns etwas Neues überlegen!

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemeldung - Stand: 25. August 2010