Umgestrickte Gamer-Gehirne

Computerspieler lösen Auge-Hand-Aufgaben anders

Computerspiele genießen nicht den besten Ruf. Handelt es sich nicht gerade um pädagogisch wertvolle Lernspiele, wird schnell unterstellt, ständiges Zocken führe zu Einsamkeit, Fettleibigkeit oder Aggressionen. Nun aber mehren sich Hinweise darauf, dass das stete Training am Computer auch Fertigkeiten schulen kann, die tolle Berufsaussichten nach sich ziehen. So scheinen Computerspieler etwa hervorragend gerüstet zu sein für die labroskopische Chirurgie (eine Technik, bei der mit Hilfe eines optischen Instruments Eingriffe in der Bauchhöhle vorgenommen werden), wenn man den Ergebnissen von ForscherInnen der University of York in Kanada Glauben schenken darf. Trainierte Spieler lösen visuomotorische Aufgaben offenbar auf andere, möglicherweise effektivere Weise als Nicht-Spieler.

Gehirnaktivitäten von Zockern

Die ForscherInnen verglichen die Gehirnaktivitäten von 13 Zockern mit denen von 13 unerfahrenen männlichen Computerspielern bei der Lösung von Aufgaben, wo eine komplexe Zusammenarbeit von Hand und Auge gefragt war. Während die Gehirne der Nicht-Spieler vor allem in solchen Bereichen Aktivität zeigten, die typischerweise für die Hand-Auge-Koordination zuständig sind, zeigten die geübten Spieler vor allem Aktivität im sogenannten präfrontalen Kortex. Dieser Gehirnbereich ist unter anderem für komplexere und langfristige Entscheidungen verantwortlich und gilt als oberstes Kontrollzentrum für eine situationsangemessene Handlungssteuerung.

*Fähigkeiten auf andere Bereiche übertragbar*
Diese Entdeckung zeigt, dass das Computerspieltraining zu einer Umorganisation des Gehirns geführt hat. Die trainierten Spieler haben so nicht nur einen Vorteil bei Spielen, sondern können auch in anderen Bereichen glänzen, in denen es darauf ankommt, Hand und Auge in komplexer Weise aufeinander abzustimmen.

Die Fähigkeit des Gehirns, sich durch entsprechendes Training umzuorganisieren, macht den ForscherInnen zufolge Hoffnung für die Behandlung von Alzheimer-Patienten. Sie scheitern nämlich häufig an den einfachsten visuomotorischen Aufgaben.

Studienleiter Joshua Granek möchte künftig untersuchen, inwieweit diese Umorganisation von der Art der Spiele abhängt, wie lange dafür gespielt werden muss und ob das bei Frauen auch funktioniert, deren Gehinrareale in vorhergangenen Studien anders reagiert hatten als die der männlichen Spieler.

Die Ergebnisse erscheinen in der Oktoberausgabe des Fachblatts ~h2~Cortex~

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 27. September 2010