Unsichtbare Hilfe ist effektiver

Studie: "Unterstützung" kann auch hilflos machen

Wenn es uns schlecht geht und wir dringend Unterstützung brauchen, stoßen wir oft ausgerechnet die Menschen ab, die uns helfen wollen. Ein seltsames Phänomen - aber durchaus menschlich. Neue Forschungsergebnisse von PsychologInnen der University of Minnesota zeigen auf, dass soziale Unterstützung tatsächlich wirksamer ist, wenn sie "unsichtbar" erfolgt, wenn also der Hilfs-Empfänger nichts davon mitbekommt.

Weil die bisherige Forschung sich häufig auf die Hilfs-Empfänger konzentriert hat, wollten die StudienautorInnen Maryhope Howland und Professor Jeffry Simpson das Verhalten beider Parteien - Helfer und Empfänger - genauer unter die Lupe nehmen.

"Unterstützung" kann auch ins Gegenteil umschlagen

Soziale Unterstützung wie Beratung oder Förderung sollte eigentlich positiv gesehen werden: Jemand zeigt sich großzügig und hilft einem anderen in einer Zeit der Not. Wirksame Unterstützung sollte also dazu führen, dass sich jemand besser fühlt. Doch die angebliche "Unterstützung" kann auch ins Gegenteil umschlagen: der Hilfsempfänger fühlt sich plötzlich verletzlich und ängstlich.

In der Studie wurden 85 Paare gefilmt, während sie sich in einer klassischen Hilfssituation befanden. Die Hilfe-Empfänger sollten mit ihren PartnerInnen darüber diskutieren, was sie gerne bei sich selbst ändern würden. Die PartnerInnen sollten sie dabei unterstützen. Nach dieser Interaktion sollten die EmpfängerInnen berichten, wie viel Unterstützung sie erhalten (oder wahrgenommen) hatten. Geschulte BeobachterInnen sahen sich daraufhin die Videobänder an und gruppierten die Interaktionen ein in unsichtbare oder sichtbare Unterstützung.

Das Ergebnis war erstaunlich: Empfänger, deren Partner eher unsichtbare emotionale Unterstützung geleistet hatten wie Bestärkung oder Interessensbekundungen, glaubten nach dem Versuch, sie hätten weniger emotionale Unterstützung erhalten. Gleichzeitig reduzierten sich bei ihnen aber die Gefühle wie Wut und Angst viel eher als bei den "sichtbar" Unterstützten. Die ForscherInnen folgern daraus, dass "unsichtbar" Unterstützte eher in ihrer eigenen Kraft bestärkt werden und mehr Selbstvertrauen gewinnen als "sichtbar" Unterstützte.

Das Forscherpaar will künftig noch mehr Liebespaare untersuchen, weil PartnerInnen oft die erste Anlaufstelle bei Problemen sind. Daher können sie sehr gut darüber Aufschluss geben, wie der Prozess der Unterstützung zwischen Partnern funktioniert und wie man diese Erkenntnisse in die Beratung und Behandlung umsetzen kann.

Die Studie “Getting in Under the Radar: A Dyadic View of Invisible Support” wurde in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 2. Dezember 2010