Lang lebe unsere Kleidung!

Neue Studie von Greenpeace Schweiz: Produkte länger nutzen, schützt das Klima besser als Recycling

© Joël Hunn / Greenpeace

Viele, die das Klima schützen wollen, überlegen, ob sie sich statt des stromfressenden alten Föns, Staubsaugers oder Fernsehers nicht lieber ein energieeffizienteres neues Gerät kaufen sollten. Eine neue Studie kommt aber jetzt zu dem Schluss: Besser nicht! Denn wenn wir Konsumprodukte wie Waschmaschinen, Smartphones, Kleider und Möbel länger nutzen würden, trage dies beträchtlich zum Klimaschutz bei – sogar mehr als das Recycling. Das ist das Ergebnis der Untersuchung des Forschungs- und Beratungsunternehmen INFRAS, die sie im Auftrag von Greenpeace Schweiz durchgeführt hat.

Wie alle Industrienationen, konsumiert auch die Schweizer Bevölkerung zu viel: Würden alle Länder so viel konsumieren wie die Schweiz, bräuchten wir fast drei Erden. Dieser Überkonsum verbraucht nicht nur die Ressourcen auf, sondern schadet auch immens dem Klima. Die in- und ausländische Produktion von Konsumgütern ist für 9 Prozent des Schweizer CO2-Fussabdrucks verantwortlich. Die aktuelle Studie des Forschungs- und Beratungsunternehmen INFRAS zeigt nun: Nutzen wir die Konsumprodukte länger, können wir eine signifikante Menge an Treibhausgas-Emissionen einsparen.

Untersucht wurde an fünf Konsumgüterkategorien (Waschmaschinen, Notebooks, Smartphones, Bekleidung und Möbel), wie sich eine längere Nutzungsdauer auf den CO2-Fußabdruck der Schweiz auswirken würde. Die Ergebnisse zeigen: eine längere Nutzungsdauer ist aus Umweltsicht quasi immer sinnvoll.

3 Jahre längere Kleidungsnutzung = 186.000 Erdumrundungen mit dem Auto

Die Studie errechnet: Würden beispielsweise alle Kleider in der Schweiz drei Jahre länger getragen, könnten wir damit 1,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Das entspricht der gleichen Menge, die ein Auto ausstoßen würde, dass die Welt am Äquator 186.000 Mal umrundet (7,4 Mrd. Kilometer). Würden wir unsere Smartphones drei Jahre länger nutzen, entsprächen die eingesparten Klimagase 11.400 Äquator-Umrundungen mit dem Auto.

INFRAS schätzt, dass sich der Schweizer CO2-Fussabdruck um 1,8 bis 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren ließe, würden alle Konsumprodukte dort ein bis drei Jahre länger genutzt. Zum Vergleich: Das PET-Recycling schaffte 2020 Einsparungen von 137.000 Tonnen CO2-Äquivalenten.

Aus methodischen Gründen beschränkte sich INFRAS in ihrer Studie auf die Betrachtung von Treibhausgasemissionen. Eine längere Nutzungsdauer von Produkten bringt aber eine Reihe weiterer positiver Umweltwirkungen mit sich, zum Beispiel bei der Landnutzung.

Teilen, Wiederverwenden, Wiederaufbereiten und Reparieren

Wie kann man aber die Nutzungsdauer von Konsumprodukten verlängern? Dazu sei eine echte Kreislaufwirtschaft unerlässlich, die Recycling, Verbrennung und Deponierung nur als letzte Auswege sieht. Denn dabei gehen Energie und Rohstoffe verloren. Viel wichtiger sei das Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Wiederaufbereiten von Produkten. Diese Strategien setzten bereits in der Produktions- und Nutzungsphase an und könnten so den Verbrauch an Primärrohstoffen reduzieren. «Mit unserem aktuellen Konsumverhalten beuten wir die Umwelt aus und schaden dem Klima. Es ist an der Zeit, unseren Konsum grundsätzlich zu hinterfragen und dem Reparieren, Teilen, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten Vorrang einzuräumen. Hier ist nun die Politik gefragt», sagt Barbara Wegmann, Konsum- und Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz.

Eine besonders wichtige Rolle für die Verlängerung der Nutzungsdauer spielen Reparaturen. Um die Reparaturrate in der Schweiz zu steigern, brauche es ein Bündel an politischen Maßnahmen. Zu diesem Schluss kommt INFRAS in ihrer Studie. Ein solches Maßnahmenbündel fordert Greenpeace mit der Petition für ein «Recht zu Reparieren»: Jede_r soll selbst entscheiden können, wo, zu welchem Preis und in welchem Umfang ein defekter Gegenstand repariert werden soll. Ein solches Recht zu Reparieren soll im Rahmen der laufenden Revision im Umweltschutzgesetz verankert werden.

Quelle und weitere Informationen

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 28. März 2022