Ist das wirklich nötig?

Nadya ist verärgert über die Kinderarbeit in der Klamottenherstellung

Bild: Nadya E.

Natürlich erfreut es viele Menschen, mit ihren Freund_innen shoppen zu gehen und über Mode seine Persönlichkeit auszudrücken. Aber wo kommt die Kleidung, die wir in unseren typischen Modeläden sehen, eigentlich her?

Durch eine Schularbeit bin ich auf eine Dokumentation gestoßen, in der es um Kinderarbeit ging. Dabei wurden vierzehnjährige Kinder gezeigt, die schon in diesem Alter zur Arbeit gehen, um ihren Familien mit einem mickrigen Lohn von circa 2,00 Euro pro Tag zu helfen, wobei dieser Lohn noch nicht mal immer eingehalten wird. Und das nur, damit wir billige Kleidung in unseren Modeläden hängen haben.

Was sind die Folgen von Kinderarbeit?

Ich bin der Ansicht, dass es wirklich schlimm ist, dass über 168 Millionen Kinder in armen Ländern Kinderarbeit verrichten müssen. Sie sind dort so vielen negativen Faktoren ausgesetzt, die sich sehr schlecht auf ihre Gesundheit auswirken, denn sie leiden unter Knochenbrüchen, Verbrennungen, Hauterkrankungen, Blindheit und vielen weiteren Auswirkungen. Zusätzlich sterben pro Jahr circa 22.000 Kinder und Jugendliche bei Arbeitsunfällen, so die IAO (Internationale Arbeitsorganisation).

Unser Leben vs. das von arbeitenden Kindern

Hier in Deutschland haben wir eine "normale" Kindheit und Jugend, die für Kinder, die Arbeit verrichten müssen, jedoch ein großes Privileg darstellt: Während wir morgens aufwachen, um uns für die Schule fertig zu machen, stehen diese Kinder zum Beispiel in Bangladesch morgens auf, um einen Teil des Einkommens ihrer Familie zu finanzieren. Nach dem Frühstück können wir hier im Unterricht sitzen und uns sogar beschweren, dass wir keine Lust haben auf Schule. Viele haben keine Lust ihrem/ihrer Mathelehrer_in dabei zuzuhören, wie er oder sie beispielsweise den Satz des Pythagoras erklärt und schlafen dabei schon fast ein. In den ärmeren Ländern wiederum haben die Kinder überhaupt keine Mathelehrkraft, über die sie sich beschweren können, weil sie überhaupt nicht zur Schule gehen können. Sie haben auch keine Freund_innen aus der Schule, mit denen sie sich ihre Zeit vertreiben können, da sie schwer schuften, sobald sie bei ihrer Arbeit ankommen. Sie haben gar keine Zeit, Freundschaften zu schließen. Wenn wir hier dann fertig mit der Schule sind und mal kurz mit unseren Freund_innen shoppen gehen möchten, arbeiten diese Kinder den ganzen Tag lang hart weiter, um die Kleidung herzustellen, die wir nebenbei in unserer Freizeit kaufen.

Was steckt hinter unserer Kleidung?

Während unser Leben nach der Schulzeit weitergeht und uns zahlreiche Möglichkeiten für die Zukunft offenstehen, befinden sich andere Kinder in einem ewigen Zyklus, bei dem sie bereits von klein auf anfangen zu arbeiten und danach keine berufliche Karriere einschlagen können. Denn wer immer weiterarbeiten muss, hat keine Möglichkeit, sich weiterzubilden. Im Endeffekt haben diese Kinder also ihre Zukunft für uns geopfert, denn sie verbringen ihr Leben damit, schon von Kindesbeinen an Klamotten für uns herzustellen, ohne die Möglichkeit zu haben, etwas aus ihrem Leben zu machen. Nur damit wir nebenbei billig shoppen können, ohne dass wir uns bewusst machen, welch schwere Arbeit dahintersteckt und was für Privilegien wir eigentlich haben.

Foto: Nadya E.

Sind wir an Kinderarbeit Schuld?

Dabei muss man sich vor Augen halten, dass wir, die diese von Kindern gefertigte Kleidung erwerben, neben den Textilkonzernen, die Kinderarbeit in Kauf nehmen, dafür mitverantwortlich sind. Schließlich würde es immer weniger Kinderarbeit geben, wenn wir die billige Ware nicht kaufen würden: denn ohne Nachfrage gibt es auch kein Angebot.

Wollen wir nicht mal mehr Rücksicht auf diese Kinder nehmen, die jeden Tag für ihre in Armut lebende Familie und uns schuften müssen? Ich finde, das sollten wir, und es ist gar nicht so schwer, wie ihr denkt. Hier stelle ich euch einige Möglichkeiten vor.

Der grüne Knopf

Die meisten kennen sicherlich das Fairtrade-Label, doch daneben wurde 2019 `der grüne Knopf´ herausgebracht, der zudem staatlich anerkannt ist und anzeigt, ob Kleidung nachhaltig produziert wurde.
Die Prüffaktoren des grünen Knopfs setzen sich zusammen aus zwei Säulen. Die erste Säule ist die `Unternehmungsprüfung´, bei der die menschenrechtliche, soziale und ökologische Verantwortung des Unternehmens geprüft wird. Die zweite Säule ist die `Produktprüfung´, bei der 26 soziale und ökologische Kriterien eingehalten werden müssen.

Nachhaltige Mode

Daneben gibt es natürlich auch viele weitere Möglichkeiten, wie man fair und ökologisch produzierte Ware erwerben kann, zum Beispiel Second-Hand-Läden, langes Tragen von Kleidung, anstatt sie nach kurzer Zeit direkt weg zu werfen, oder man kann auch getragene Klamotten verkaufen, anstatt sie nach zwei Wochen zu entsorgen.
Allein durch diese Möglichkeiten kann man schon viel bewirken und versuchen, die Kinderarbeit zu stoppen.

Was passiert, wenn Kinderarbeit gestoppt wird?

Doch das Problem an der Beendigung der Kinderarbeit ist, dass diese Kinder arbeiten, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Auch wenn es ein sehr geringes Einkommen ist, sind die Familien auf das Geld angewiesen. Deswegen würde es diesen Millionen von Kindern und ihren Familien sehr helfen, wenn ihre Eltern ein höheres Einkommen für ihre Arbeit verdienen würden, denn dann müssten ihre Kinder nicht für die Finanzierung mitverantwortlich sein und hätten sogar Zeit, zur Schule zu gehen und eine relativ normale Kindheit zu erleben.

Mein Fazit

Es ist schrecklich, dass diese Kinder jeden Tag so hart schuften müssen, weil ihre Eltern nicht genug Geld verdienen. Es muss eine große psychische Belastung sein, sich als Kind Sorgen um das Einkommen der Familie zu machen und deswegen bereits in einem sehr jungen Alter arbeiten zu gehen, anstatt seine Jugend zu genießen, sich mit Freund_innen zu treffen und einfach nur zu leben. Stattdessen ist die Familie vom eigenen Einkommen abhängig und man ist dazu verpflichtet, lebenslang für einen minimalen Lohn zu arbeiten. Diese Kinder tun mir unglaublich leid und ich wünschte, sie müssten das nicht alles durchmachen. Deswegen werde ich versuchen, auf faire Label zu achten und so oft es geht, Second-Hand einzukaufen.

Autorin / Autor: Nadya - Stand: 9. März 2022