Tatianas Schach-Kolumne im März

Über Turniere, Serien, Vorlesungen und das erste Buch über Schach

Bild: Melanie Flores Bernholz

International

Salamanca Chess Festival 2021

Das Salamanca Chess Festival 2021 fand vom 2. bis 6. Februar in Salamanca, Spanien statt, einer Stadt, die oft als Wiege des modernen Schachs bezeichnet wird. Neben vielen Lesungen und Onlineaktivitäten – wie das Onlineturnier für Kinder – fand vor Ort das Meisterturnier statt, wo acht prominente internationale Schachspieler und – Spielerinnen in einem Rundenturnier mit einer Bedenkzeit von 40 Minuten plus 5 Sekunden pro Zug gegeneinander angetreten sind.
Mit dabei waren IM und WGM Nurgyul Salimova aus Bulgarien, GM Veselin Topalov ebenfalls aus Bulgarien, GM David Antón aus Spanien, IM und WGM Elisabth Pähtz aus Deutschland, GM Alexei Shirov aus Lettland, IM und WGM Sabrina Vega aus Spanien, GM Eduardo Iturrizaga aus Venezuela und die französische IM und WGM Almira Skripchenko, die in der Republik Moldau geboren ist.
Als Sieger des Turniers konnte sich nach den acht Partien der ehemalige Weltmeister Alexei Shirov durchsetzen. Wir gratulieren ebenfalls unserer Nationalspielerin Elisabeth Pähtz, die sich in ihrem Spiel gegen ihn sehr gut schlug.
Wer mehr über das dritte Salamanca Chess Festival erfahren möchte, kann das hier machen: www.salamancachessfestival.com

World Chess Corporate Championship

Die GRENKE Bank AG mit Standort in Baden-Baden hat die FIDE Online Unternehmens-Schachweltmeisterschaft 2021 gewonnen. Das Team der GRENKE Bank bestand aus GM Georg Meier, IM Alina Kashlinskaya, WGM Hanna Marie Klek und WIM Inna Agrest und gewann das Finale gegen das SBER-Team aus Russland mit 2,1-1,5 Punkten und erkämpfte sich somit den Titel des World Corporate Chess Champion.
Die erste FIDE Online Unternehmens-Schachweltmeisterschaft fand vom 19. - 21. Februar statt. Ganze 284 Teams von Großkonzernen aus 68 Ländern mit ca. 1500 Spielerinnen und Spielern, von denen 36 GM waren, wie der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen oder Ian Nepomniatchi (der für SBER spielte), kämpften während diesen drei Tagen online um den Titel. Zweitplatzierter wurde die Sberbank Trade Union und Drittplatzierter die Indonesian Port Corporation.
Zwischen den teilnehmenden Konzernen fand man auch Namen wie Amazon, Samsung, Ford, Microsoft, Gazprom, Facebook, Siemens, IBM, Airbnb und viele weitere.
Jedes Unternehmen bzw. Konzern hatte die Möglichkeit mit einem Team aus vier Personen teilzunehmen, von denen mindestens eine weiblich und eine männlich sein musste. Ebenfalls stand es ihnen frei, jeweils einen Spieler oder eine Spielerin mit einer FIDE Elo-Wertung von über 2500 Punkten einzuladen.
Weitere Informationen hierzu findet ihr auf www.fide.com

„Damengambit“ räumt bei den Golden Globe Awards ab

Die Serie „Damengambit“ hat am 28.Februar 2021 bei der Preisverleihung der Golden Globe Awards ganze zwei Preise erhalten. Der erste ging an die Serie für „Best Television Limited Series, Anthology Series or Motion Picture Made For Television“ und der zweite an die Schauspielerin Anya Taylor-Joy, die die Protagonistin Beth Harmon spielt, für „Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Musical or Comedy". Ich gratuliere den Gewinnern und Gewinnerinnen und freue mich darüber, dass die Serie es immer noch schafft, jeden Tag viele Menschen für Schach zu begeistern.

Nationales

International Crazy Chess Day: wie war es?

Der Crazy Chess Day, der am 20. Februar von 10 bis 19:30 Uhr gefeiert und von der AK Mädchenschach organisiert wurde, war ein voller Erfolg! Beim Bullet-Turnier siegten die Spielerinnen aus dem Team Frauenschach_AUT, gefolgt vom deutschen Mädchen- und Frauenteam und vom tschechischen Team.
Bei King of the Hill schafften es die Französinnen, ihren König als erste in die Mitte des Schachbretts zu bringen, gefolgt vom tschechischen Team und unserem deutschen Team.
Das Crazy House Turnier am Nachmittag gewannen die Tschechinnen, gefolgt von den deutschen Mädchen und Frauen und den Französinnen.
Das Highlight des Tages, das Blitz Turnier (3+2 Sekunden pro Zug) gewannen unsere Nachbarinnen aus Österreich, gefolgt von dem tschechischen Team und dicht dahinter auf dem dritten Platz – wir!
Vielen Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren für diesen tollen Schachtag. Es haben viele Spielerinnen mitgemacht und war ein großer Spaß!

Bild: Tatiana Flores

Im Rampenlicht

Vorlesungen von Sabrina Vega beim Salamanca Chess Festival 2021

Diesen Monat im Rampenlicht steht der Vortrag der spanischen Meisterin Sabrina Vega, der beim oben erwähnten Salamanca Chess Festival 2021 gehalten wurde. Durch die aktuelle Covid-19-Situation wurde der Vortrag am 5. Februar in der Schule Arzobispo Fonseca in Salamanca ohne Publikum gehalten und durch die offizielle Webseite des Festivals auf Spanisch live übertragen. Der Titel der Vorlesung lautete „Schach, ein gemischter Sport, der Gleichberechtigung fördert“.

In diesem stellte Vega einige ihrer Erfahrungen im Schach vor und erklärte, ob und wie diese ihr geholfen haben – oder auch nicht – zu einer der besten weiblichen Spielerinnen des Landes zu werden. Der Fokus des Vortrags lag darauf, wie man den Anteil an Mädchen und Frauen im Schach (relativ einfach), erfolgreich und permanent erhöhen kann.

Sie stellte verschiedene wichtige Punkte vor:

  • Schach müsste als Sport und Aktivität mit vielen Vorteilen bekannter gemacht werden
  • Auch wichtig sei es, die Teilnahme aller Menschen im Schach und Leistungsschach zu fördern
  • Man müsse die Liebe zu Herausforderungen unterstützen; nur so könne man als Person wachsen
  • Förderungen seien unentbehrlich und sehr wichtig, sowohl finanziell als auch an Möglichkeiten
  • Beim Lernen sollte der Gedanke im Vordergrund stehen, dass Fehler normal und menschlich sind. Fehler sollten in ein positiveres Licht gerückt und als Übungsfeld angesehen werden
  • Es sei sehr wichtig, dem Anteil an weiblichen Spielerinnen Anerkennung und Sichtbarkeit zu geben, denn die angehenden Generationen brauchen unbedingt auch weibliche Vorbilder.

Das alles sei gewiss sehr theoretisch, so die Meisterin, doch an Beispielen wie ihrem, IM und WGM Anna Matnadze und IM und WGM Anna Rudolf sehe man, dass diese Faktoren sehr wichtig sind und vor allem funktionieren.

Außerdem erzählte sie von ihren Anfängen mit acht Jahren in ihrer Schule in Gran Canaria bis hin zu ihrer späteren zusätzlichen Tätigkeit als Trainerin. Sie betonte hier auch, wie wichtig familiäre Unterstützung sei. Er helfe sehr, wenn außerhalb der Schachwelt das Umfeld nach einer Niederlage oder auch einem bedeutenden Sieg stabil und gleich bleibe. Besonders in jungen Jahren gebe das den Spielerinnen und Spielern Schutz und eine gewisse Sicherheit, die man in einem Sport wie Schach brauche, betonte die amtierende Schachmeisterin Spaniens.

Bild: Tatiana Flores

Interessantes

Das erste Buch über Schach

Habt ihr euch jemals gefragt, wie, wann und wo die modernen Schachregeln, nach dem sich das Schachspiel seit dem Mittelalter richtet, überhaupt verfasst worden sind? Die Antwort auf diese Frage war längere Zeit unklar, da man jahrelang das tatsächliche Alter des ersten Schachbuches - mit den damals neuen Regeln für Dame und Läufer - nicht richtig einordnen konnte. Seit 2005 ist jedoch klar, dass die erste technische Abhandlung über Schachregeln „El Llibe dels jochs partits dels schachs en nombre de 100“ (das Buch mit den 100 Schachpartien) ganze 525 Jahre alt ist und vom Autor Francesc Vincent, der in Valencia geboren wurde, stammt. Die Abhandlung wurde am 15. Mai 1495 in Valencia (Spanien) in der Druckerei von Lope de la Roca (der deutsche Wurzeln hatte) und des Barceloners Pere Trincher gedruckt.
Das erste literarische Werk, das Schach mit den neuen modernen Regeln überhaupt erwähnt, ist das Gedicht „Schachs d’Amor”, also „Schach der Liebe“ von den drei Dichtern aus Valencia Bernat Fenollar, Narcís Vinyoles y Francí Castellví. Dieses Gedicht ist auf circa 1475 zurückzuführen und wurde 1905 in Spanien entdeckt.
Die neuen modernen Schachregeln, wie sie in der Abhandlung von Vincent beschrieben und im Gedicht erwähnt werden, koexistierten für nur 40 Jahre mit dem „alten“ mittelalterlichen Schachspiel im Europäischen Kontinent zusammen und das auch nur in Spanien und Italien. Eine einzige Generation an Schachspielern genügte also, um die Regeln, die sieben Jahrzehnte lang das Schachspiel diktierten, zu überschreiben in die Form, wie wir es heute kennen, spielen und eventuell auch lieben. (Quelle:  Schachzeitschrift „Peón de Rey”  Ausgabe Nr. 147)

Stellt mir eure Fragen!

Habt ihr Fragen oder etwas, was ihr über Schach schon immer wissen wolltet? Dann scheut euch nicht, mir eine E-Mail an redaktion@lizzynet.de zu schreiben und ich werde versuchen, sie euch in meiner nächsten Kolumne zu beantworten. Bis dahin!

Autorin / Autor: Tatiana Flores - Stand: 10. März 2021