Vorurteile verlernen durch Zuschauen

Studie zeigt, dass beobachtendes Lernen für die Überwindung von Vorurteilen wirksamer sein kann als ein individuelles Training

Vorurteile und Voreingenommenheit gegenüber Menschen und Situationen gehören nicht nur zum größten Übel der Menschheit, sondern führen auch oft zu falschen Entscheidungen und schaffen oft mehr Probleme als sie zu lösen vorgeben. Wie aber kann man solch festgefahrene Einstellungen loswerden? Dieser Frage widmete sich eine Studie der Indiana University Kelley School of Business.

Die Studie nutzte ein Computerspiel zum Abbau von Vorurteilen, um herauszufinden, ob Personen, die andere beim Spielen des Games beobachteten, ihre Einstellungen veränderten. In drei Experimenten fanden die Forscher_innen heraus, dass das Beobachten anderer beim Lösen von Problemen, die mit Vorurteilen zu tun haben, ihnen half, etwas über eigene Entscheidungsvoreingenommenheit zu lernen und sich selbst zu verbessern. Die Studie zeigte, dass dieses beobachtende Lernen Fixierungen auf eine bestimmte Meinung reduzierte und auch dazu führte, dass die Beobachter mehr Ratschläge annehmen konnten.

"Jeder Mensch hat Vorurteile, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen", sagte Studienkoautor Haewon Yoon von der Indiana University Kelley School of Business auf dem IUPUI-Campus. "Wir haben herausgefunden, dass diese Vorurteile abgemildert werden können, wenn man andere beobachtet und sieht, wie sie Entscheidungen treffen. Wenn Menschen zum Beispiel andere beim Spielen dieser interaktiven Spiele beobachten, können sie sich in den Entscheidungsprozess des Spielers hineinversetzen und aus dessen Fehlern lernen." Diese Methode könnte sogar bessere Ergebnisse bringen als ein umfangreiches Training mit individuellem Feedback, so seine Einschätzung.

"Von Kindheit an lernen wir durch Beobachtung anderer, wie zum Beispiel unserer Eltern, Geschwister und Freund_innen: 'Was kann man essen, was nicht? Wie mache ich dies und jenes? Wie sollten wir uns in der Gesellschaft verhalten?'", erklärt Carey Morewedge, Mitautorin der Studie. "Diese Art des beobachtenden Lernens lehrt uns wichtige Lektionen über die Welt um uns herum. Leider führt es aber auch dazu, dass wir viele der Vorurteile, die wir beobachten, übernehmen und selbst diese voreingenommenen Verhaltensweisen an den Tag legen. Unsere Forschung zeigt aber, dass wir lernen können, unsere Entscheidungen und Vorurteile aber genauso wieder zu verlernen, nämlich indem wir andere beobachten. Wenn wir sehen, wie andere Probleme lösen, gewinnen wir einzigartige Erkenntnisse, die uns helfen, bessere und weniger voreingenommene Entscheidungen zu treffen."

"Soziale Lerninterventionen wie das beobachtende Lernen sind nicht nur vielversprechend in ihrer Wirksamkeit, sie sind auch übertragbar", sagt Irene Scopelliti, Professorin an der Business School und Mitautorin der Studie. Die Erkenntnisse könnten überall dort eingesetzt werden, in denen Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen müssen (zum Beispiel, weil es kaum Fakten gibt). Das könnten Fragen sein, wie welches Geschenk man einem Freund kaufen soll, bis hin zu wichtigen Entscheidungen in Wirtschaft, Recht und Politik. "Wir hoffen, dass diese Strategie zu den vielen Trainingsmaßnahmen hinzugefügt wird, die es für Lehrer_innen, Regierungsbeamte und Ökonom_innen gibt, um sie bei wichtigen Entscheidungen zu unterstützen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 19. Februar 2021