System Change not Climate Change!

Einsendung von Johanna, 22 Jahre

Was kann ich fürs Klima tun? Eine Frage, die sich mittlerweile schon viele Menschen stellen. Radfahren, Lebensmittel vegan, regional, biologisch, fair einkaufen, Müll trennen oder noch besser ganz vermeiden, sich mit Secondhand-Mode eindecken, statt mit Discountware. Die Liste ist schier endlos und wenn man einen Punkt in seinem Leben etabliert hat, taucht an anderer Stelle ein neuer auf. Avocados sind gestrichen, aber was ist mit Kaffee und Schokolade? Busfahren hat jetzt doch eine bessere Ökobilanz als Zug… oder doch nicht? Ups… Wie mans macht, macht mans verkehrt. Aber wieso eigentlich? Wieso ist es so verdammt umständlich, kompliziert und schwierig sich „richtig“ zu verhalten? Stimmt etwas mit mir nicht? Und wieso habe ich das Gefühl, dass ich allein auf weiter Flur stehe? Wieso strömen die Massen immer noch in die Billig-Klamottenläden, kaufen Billigfleisch und bringen ihre Kinder mit den Autos zur Schule? Wieso ist es billiger, ein neues Handy zu kaufen, anstatt das Alte reparieren zu lassen? Es sind eine Menge Fragen, die auftauchen können, wenn man erstmal begonnen hat darauf zu achten.

Eine Lösung ist es, sich zu sagen, dass niemand perfekt ist und wir Schritt für Schritt daran arbeiten können. Aber ganz ehrlich: Reicht das? Ich glaube nicht. Wir sind zwar Teil des Problems, aber wir allein sind nicht das Problem. Wir stecken in Strukturen und in einer Gesellschaft fest, die unökologisches Verhalten zur Regel gemacht hat, die es sogar noch belohnt. Und selbst Menschen, die Bio einkaufen und auf alles Mögliche achten, haben meist noch eine grausige Umweltbilanz, denn sie wohnen oft in großen Wohnungen oder sogar Häusern, die in unseren Breitengraden im Winter geheizt werden wollen. Sogar unsere Haustiere haben einen größeren ökologischen Fußabdruck als manche Menschen des globalen Südens, die übrigens nicht irgendwann, sondern zu großen Teilen jetzt schon unter den Folgen des Klimawandels und unserem Lebensstil leiden.

Ich will Fahrradfahren, aber wo sind die Radwege? Lieber Zugfahren, aber wieso ist das so viel teurer als Fliegen? Wieso ist das Fleisch billiger als die Ersatzprodukte? Was ist hier los? Wieder eine Unmenge an Fragen, auf die es meiner Meinung nach nur eine Antwort gibt: System change! Ich will nicht alles komplett umkrempeln und es gibt auch keine einfachen Lösungen, aber dennoch finde ich es sehr unfair, die Problemursache ausschließlich bei uns Endverbaucher*innen zu suchen. Ja, wenn mehr Menschen vegan leben würden, wäre viel erreicht, aber wieso gibt es in so vielen Restaurants dann immer noch keine vernünftige, tierfreie Alternative? Wieso ist es so schwer einzusehen, welche Produkte wirklich völlig vegan sind? Wieso werden wir immer noch mit Werbung, die zu immer mehr Konsum verführt, überschüttet? Wieso werden Produkte nicht zu ihren „wahren Preisen“ verkauft?

Ich trenne meinen Müll, aber dennoch wird nur ein Bruchteil recycelt und ein Großteil ins Ausland verfrachtet. Hä? Und das, um nur einige Bespiele zu nennen. Ein bewusstes Leben kann eine Bereicherung für viele Menschen sein. Aber was wir brauchen ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, mehr Transparenz und vor allem sinnvolle Alternativen zu althergebrachten Verhaltensweisen und Produkten, Unternehmen, die in die Verantwortung genommen werden, not climate change!