Einer für alle. Alle für die Welt.

Einsendung von Marie Altpeter, 18 Jahre

Jeder Mensch hat seine eigene Meinung, seine eigenen Gedanken und Gefühle. Jeder Mensch hat seine eigene, ganz persönliche Vorstellung von der Welt und jeder Mensch hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Wo wir herkommen, wie wir aufwachsen, aber auch wer uns in unserem Umfeld begleitet sind nur einige Faktoren, die uns ausmachen. Unsere Persönlichkeit und unsere Vorstellungen, Ziele und Träume für die Zukunft bilden sich durch unser Handeln in einem ganz bestimmten Umfeld. Die Reaktionen anderer beeinflussen unsere Sicht auf die Welt und unser Selbstbewusstsein. All das und noch viel mehr macht jeden Einzelnen von uns einzigartig.

Trotzdem, obwohl wir alle unterschiedliche Erfahrungen, in unterschiedlichen Lebenslangen machen, sind wir doch irgendwie alle miteinander verbunden. Wir gehören alle einer Spezies an. Wir alle teilen uns eine Welt und auch wenn es manchmal schwer vorstellbar ist, so gehören wir alle zusammen. Oft spüren wir dieses Verbundenheitsgefühl nicht. Es mag auch schwer sein, sich vorzustellen wie es gerade Menschen auf der anderen Seite des Erdballs geht, die etliche Kilometer von uns entfernt leben. Die Wahrscheinlichkeit diese Leute jemals kennen zu lernen, ist verschwindend gering. Doch wir müssen lernen, dieses Gefühl wieder zu spüren, denn wenn wir uns um andere Menschen sorgen, erfahren wir nicht nur Verantwortung für uns selbst, sondern auch für andere.

Wenn wir an das Jahr 2020 zurückdenken wird jeder Mensch seine eigene ganz persönliche Geschichte zu erzählen haben, wie in jedem Jahr zuvor auch. Das Besondere dabei, dass es in diesem Jahr in jeder Geschichte einen gemeinsamen Nenner geben wird: Die Corona Pandemie. 2020 hat Geschichte geschrieben. Ich würde sogar wagen zu behaupten, dass dieses Jahr uns nachhaltiger als die beiden Weltkriege beeinflusst hat. Denn durch diese Krise mussten wir alle durch. Es gab nicht nur einzelne Staaten, die involviert waren, sondern die ganze Welt. Kein Mensch auf dieser Erde ist daran vorbeigekommen. Ob man einen geliebten Menschen verloren hat oder auf die Straße gegangen ist, um für seine persönlichen „Freiheitsrechte“ einzustehen, ist dabei zweitrangig, denn egal wie wir die Pandemie erlebt haben, wir alle haben sie durchlebt. In jedem Winkel der Erde sind Menschen zusammengekommen, um gemeinsam gegen die Pandemie vorzugehen. Ironischerweise heißt „zusammenkommen“ in diesen Zeiten das genaue Gegenteil: Abstand halten. Trotzdem, trotz aller Unterschiedlichkeiten und Hürden haben die Menschen sich geeinigt. Sie hatten einen gemeinsamen Gegner, den es zu bekämpfen galt. Etwas, das größer als der Einzelne ist, fast so wie eine Naturkatastrophe.

Doch ist es mit dem Klimawandel nicht genau so?

Denn obwohl viele Menschen glauben der Klimawandel sei ein in der mehr oder weniger entfernten Zukunft liegendes Phänomen, so ist es doch unbestreitbar, dass wir uns mittendrin befinden. Waldbrände in Australien, Kalifornien und Südamerika, das voranschreitende Abschmelzen der Antarktis, vermehrte Überschwemmungen und Extremwetterlagen sind nur einige Beispiele. Wir befinden uns mitten drin und bekommen die Folgen vielerorts bereits zu spüren. Alle Menschen sind betroffen, es geht immerhin um unseren Planeten. Wo bleibt der Aufschrei der Bevölkerung und das Handeln der Politik. Es fühlt sich an als ob zwar jeder weiß, dass es den Klimawandel gibt, aber keiner merkt, wie sehr er uns jetzt schon beeinflusst. Alle verschließen ihre Augen.

Nicht erst in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren, sondern jetzt. Heute und Morgen. Jeder weitere Tag hängt von unserem gegenwärtigen Handeln ab. Die Entscheidung morgens zu Fuß oder mit dem Auto zur Schule zu fahren, ist nicht unbedeutend. Jede Aktion zählt. Wir stehen an einer Klippe und steuern geradewegs auf den Abgrund zu. Die Menschen behaupten, wir könnten das Ruder noch rumreißen, aber in Wirklichkeit können wir nicht mehr tun als den Aufprall abzufangen. Wir befinden uns im freien Fall. Wann merken die Menschen, dass eine klimafreundlichere Gesellschaft auch menschenfreundlicher ist?
Stellt euch doch nur mal vor: Mehr Parks und Grünflächen in den Städten, statt grauer Straßen und Verkehr. Bedeutet nicht nur weniger CO2 und Abgase und damit eine bessere Luftqualität, sondern auch eine Innenstadt, in der die Menschen gerne ihre Zeit verbringen. Menschen genießen die Zeit in der Natur, wieso sollten wir sie also weiterhin zerstören?

Die Antwort ist traurig, aber wahr: Wir Menschen sind faul. Wir sind uns zu bequem um alte Gewohnheiten abzulegen. Außerdem haben wir uns an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt, den wir nicht mehr missen möchten. Wir debattieren lieber wochenlang über die mögliche Lärmbelästigung eines Windrads anstatt tatsächlich mehr Geld in erneuerbare Energien zu investieren und etwas zu verändern.
Wusstet ihr, dass gerade die Menschen, die am aufgeklärtesten sind, den höchsten CO2-Verbrauch verzeichnen? Aufklärung und Gespräche sind so wichtig wie nie, doch es darf nicht dabeibleiben. Es ist unsere Aufgabe endlich zu handeln.

Es gibt kein Wir gegen Die. Die einzige Möglichkeit wie wir unsere Erde noch retten können ist gemeinsam. Jeder einzelne ist betroffen und jeder einzelne muss mithelfen. Wir brauchen Perspektive und Dialog. Mit Druck auf die Politik und beispielhaftem Vorweggehen, klappt das auch ganz ohne Zeigefinger. Wir brauchen keine Schuldzuweisung. Wir brauchen eine gemeinsame Strategie, denn zusammen können wir alles schaffen.

Autorin / Autor: Marie Altpeter