Oder haben wir doch was gelernt?

Einsendung von Lilia Hofer, 16 Jahre

Fühlt es sich nicht komisch an? Komisch daran zurückzudenken, wie lange wir 2020 damit gehadert haben, für unsere Erde das Ruder umzureißen. Wie lange es gedauert hat, den Mächtigsten und Aussagekräftigsten trotz unzähliger Beweise klarzumachen, dass die Natur einen entscheidenden Aspekt in unserem damals gelebten Alltag ausmacht, dass wir natürlichste Rhythmen nicht mehr so ausführen hätten können. Lächerlich, dass es schließlich an unzähligen Jugendlichen gelegen hat, die sich für ihre eigene Zukunft stark machen mussten und trotzdem dafür so viel Verachtung abbekommen haben.

Schauen wir uns doch einmal um: Wir leben das erste Mal seit einer Ewigkeit im Einklang mit der Kraft unseres Zuhauses, gehen auf die Bedürfnisse anderer ein und haben durch den gemeinsamen Feind keine Auseinandersetzungen und Machtkämpfe mehr. Das solidarische Ziel, sich dem Klimawandel und dem Virus Covid-19 zu stellen, hat die ganze Bevölkerung aufgefordert, nicht nur das präsente Ich im Kopf zu haben, sondern als Wir zu denken. War letztendlich das das, was uns die Jahrzehnte gefehlt hat? Das Miteinander, nicht mehr in Kasten zu denken, sondern ein jeden in unserer Gesellschaft als Individuum aufzunehmen, ohne sich von Eifersucht und Machtgedanken leiten zu lassen? Natürlich hat sich der Planet nicht von Grund auf in eine rosarote Fantasiewelt verwandelt, in der nur Harmonie und Frieden herrscht, allerdings ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit der gesamten Gesundheitslage und Lebensumstände der Bevölkerung gewachsen.

Dass nach der Bekämpfung des Virus, die Bedeutung darin bestand, die Wirtschaft nicht komplett in die Mülltonne zu manövrieren, sondern alles wieder in die Höhe zu fahren, war die befürchtete Folge. Klimatechnische Folgen sind dabei allerdings trotz immenser Forderungen der Fridays for Future – Gemeinde in den Hintergrund gerückt. Bei fataler Schmelzgeschwindigkeit der Pole sicherlich bekannt, dass wir als Bevölkerung nicht weiter vorgehen können, ohne langfristig etwas zu verändern. Gravierende Lösungen sind in einer Gesellschaft voll Egoismus- und Ordnungsliebender ein unglaublich breitgefächerter Konfrontationspunkt. Allerdings haben die Folgen des rasanten Klimaumschwunges schließlich auch Berührungspunkte bei denen gefunden, die sich mit der Idee eines naturfreundlichen Lebens nicht anfreunden konnten. Die Spitze des schnell schmelzenden Eisberges war erreicht. Erreicht deswegen, weil Europa und Asien nicht als Verfügbarkeit der Erdbevölkerung standhalten konnten, doch Inseln und wasseranliegende Gebiete nicht mehr bewohnbar waren. Jetzt stellt euch mal vor, vor 45 Jahren konnten wir die Malediven und Balearischen Strände nur noch auf alten Fotos bewundern.

Das Gefühl eines Umschwunges machte sich dann breit, als ganze Forschungsgebiete sich nur noch dem Klimaproblem gewidmet haben und dafür eigene Projekte über Bord geworfen haben. Der primäre Durchbruch ist mit der ersten Wasserstoffenergie aufgekommen, die auf so gut wie alle möglichen Nutzen übertragbar war und Flugzeuge und Autos damit heute ausschließlich angetrieben werden. Alleine die Vorstellung daran, welch schädliche Stoffe wir täglich eingeatmet haben, welch Leid wir unserer Natur angetan haben.

Trotz des harmonischen Grundbehagens der Bewohner des grünen Planeten, unserer Erde, sind negative Emotionen nicht aus der vielfältigen Gefühlsansammlung des menschlichen Kopfes gestrichen worden. Ich würde auch behaupten, dass Verbindungen zwischen der mentalen und physischen Gesundheit eine größere Rolle spielen. Da es keine Probleme gibt, kein Hunger und kein Krieg, ist der Sinn des Lebens als größere Frage als je zuvor zurückgekehrt. In den Jahrzehnten und Jahrhunderten war es wichtiger, Krieg und Leid zu stoppen, doch nach der erfolgreichen Umsetzung dieser vergangenen Geschehen tritt das Warum? häufiger in den Vordergrund. Das Dasein, die Existenz der Menschen und die ungeklärte Antwort nach dem Danach ist in einer Welt, wo alles doch eigentlich so leicht zu sein scheint von immer größerer Bedeutung. Doch da es darüber unmöglich ist, zu antworten und die Lösung schwer eine Einheitliche sein kann, leben wir voll ungeklärter Tatsachen. Philosophen erleben ihren neuen Aufschwung und die Weisheiten derer, die Mut und Zuversicht bringen, die Motivation und Freude vermitteln, füllen ganze Stadien. Bei Schriftstücken, die auf mysteriöse Art und Weise Meinungen, Wünsche und Träume aufgreifen und sich mit den Fragen der Bevölkerung beschäftigen, fließen Tränen.

Durch die massenhafte Beschäftigung mit sich selbst, ist das Selbstbewusstsein auf der Höhe. Schulische Ziele legen den Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, Druck wurde ersetzt durch Interesse, Wissbegier und Fleiß durch Begeisterung. Freude am Lernen steht an erster Stelle und Meinungsentwicklung ebenfalls ganz oben. Gerade jetzt ist es wichtig, sich äußern zu können, auszuformulieren und direkt anzusprechen, wenn es einem nicht gut geht. Kommunikation ist der Schlüssel zu unzähligen Lösungen vieler Probleme. Ziele werden angenommen, Neugier nach Erfahrungen und Erinnerungen wertgeschätzt und was am allerwichtigste ist: Jeder hat seinen Platz. Endlich wird jedem zugehört, der etwas zu sagen hat und dass, weil erkannt wurde, dass wir Menschen doch zu so viel mehr geboren werden, als gegeneinander zu hetzen. Wir bringen wunderschöne Lächeln zum Vorschein, wir trösten, wir sind füreinander da, wir hören zu und stärken einander. Selbst nach jedem Streit, den man vernünftig zu klären lernt, entdecken wir immer mehr Facetten des großen Ganzen.

Auch wenn die momentane Lage sich beruhigt hat, wenn wir einender mit Akzeptanz, Toleranz und Unvoreingenommenheit begegnen und äußere Einflüsse nicht einmal ansatzweise so angsteinflößend sind, so hat sich doch eines nicht geändert: Wir lernen dazu, Tag für Tag und niemand entspricht dem Idealbild des Perfektionismus, denn jeder ist individuell. Individuell perfekt.

Autorin / Autor: Lilia Hofer, 16 Jahre