Vielfalt macht glücklicher als Geld

Studie zeigt: Mehr Vogelarten im Umfeld machen Menschen genauso zufrieden wie höheres Einkommen

Während der coronabedingten Einschränkungen bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig als Spazierengehen in der Natur, wenn man sich mal von der Glotze oder dem PC-Bildschirm wegbewegen will. Allerdings macht eine Umgebung mit vielen unterschiedlichen Pflanzen, Bäumen und Tieren sicherlich glücklicher als wenn man nur von eintönigen Maisfeldern umgeben ist. Dass eine vielfältige Natur auch psychisch guttut, haben Studien bereits auf kleinräumigen Maßstab nachgewiesen. Wissenschaftler_innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, von iDiv und der Universität Kiel haben jetzt erstmals untersucht, ob eine vielfältige Natur auch europaweit das Wohlbefinden steigert.

Die Forscher_innen ermittelten dazu auf Basis von Daten des „2012 European Quality of Life Survey“ bei mehr als 26.000 Erwachsenen aus 26 europäischen Ländern, wie die Artenvielfalt in ihrer Umgebung und ihre Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Als Maßstab für die Artenvielfalt nutzten die Wissenschaftler_innen die Vielfalt der Vogelarten, die im Europäischen Brutvogelatlas dokumentiert sind.

Dabei kam heraus, dass Europäer_innen besonders zufrieden mit ihrem Leben sind, wenn in ihrem Umfeld eine hohe Artenvielfalt vorherrscht, so der Erstautor der Studie, Joel Methorst. Und offenbar sind wohl am glücklichsten, die in ihrem tagtäglichen Leben viele verschiedene Vogelarten erleben können. Vögel eignen sich als Indiz für biologische Vielfalt, da sie – vor allem in Städten – zu den sichtbarsten Elementen der belebten Natur zählen. Zudem kann man ihren Gesang häufig sogar dann hören, wenn man den dazugehörigen Vogel gar nicht zu Gesicht bekommt. Menschen mögen die meisten Vogelarten und beobachten sie auch gerne. Natürlich reicht es nicht, nur Vögel in der Umgebung zu haben; unsere Lebenszufriedenheit hängt natürlich auch davon ab, wo wir uns befinden. Denn besonders viele verschiedene Vogelarten gibt es dort, wo der Anteil an naturbelassenen und abwechslungsreichen Landschaften hoch ist und es viele Grünflächen und Gewässer gibt.

*Mehr Vogelarten machen genauso glücklich wie mehr Einkommen*
Und was hat man nun von der Zufriedenheit? Die Forscher_innen haben sich auch die sozioökonomischen Daten der Befragten angesehen und dabei festgestellt, dass für ihre individuelle Lebenszufriedenheit die Vogelvielfalt genauso wichtig ist wie das Einkommen, erklärt Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Mitglied von iDiv. In Zahlen ausgedrückt bedeute das: Vierzehn Vogelarten mehr im Umfeld machten mindestens genauso zufrieden wie 124 Euro monatlich mehr auf dem Haushaltskonto, wenn man von einem durchschnittlichen Einkommen in Europa von 1237 Euro pro Monat ausgehe.

*Artenschwund macht auch Menschen krank*
Damit beweisen die Daten: Eine vielfältige Natur spielt europaweit eine wichtige Rolle für das menschliche Wohlergehen, und deshalb sei der dramatische Artenschwund auch problematisch für die Gesundheit der Menschen. "Naturschutz sichert deshalb nicht nur unsere materielle Lebensgrundlage, sondern ist auch eine Investition in unser aller Wohlbefinden“, gibt Methorst zu bedenken.

Bleibt zu hoffen, dass uns der tägliche Spaziergang in Teil-Lockdown-Zeiten ja dabei hilft, uns wieder mehr auf den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zu besinnen und unseren Umgang mit Umwelt und Natur grundlegend zu ändern, damit wir auch morgen noch wissen, wie sich Vogelzwitschern anhört...

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung