Die gute alte Zeit im Jahr 2020

Einsendung von Julia, 16 Jahre

Wir schreiben das Jahr 2100. Der fünfjährige Leon schaut sich gemeinsam mit seinem Urgroßvater Fotos an, die vor 80 Jahren auf zahlreichen Reisen entstanden sind. Ein Bild zeigt kleine Häuser im Wasser – dazu gibt es die folgende Erzählung zur ersten großen Reise.

„Die Stadt, die du auf diesem Foto erkennen kannst, heißt Venedig. Diese wurde in einer Lagune eines flachen Binnenmeeres auf mehr als 100 Inseln aufgebaut. Hier gab es Kanäle statt Straßen, und Gondeln statt Autos. Gondeln sind flache, schmale Boote an deren Ende eine stehende Person rudert. Es gab zwar schmale Gassen für Fußgänger, doch Fahrräder, Motoroller und Autos waren verboten. Mehr als 150 Kanäle dienten als Straßen, auf denen der gesamte Verkehr stattfand. Aufgrund der vielen Kanäle gab es insgesamt 400 Brücken.“ Leon schaut begeistert auf das Bild und meint: „Dort schaut es ur cool aus. Ich will da auch einmal hinfahren. Können wir da in den nächsten Ferien gemeinsam hin?“ „Leider ist das nicht mehr möglich, weil die Stadt durch den vom Menschen verursachten Klimawandel vor ca. 40 Jahren im Meer versunken ist. Der Meeresspiegel ist so hoch angestiegen, wegen der Erwärmung der Ozeane dehnte sich das Wasser aus und Gletscher schmelzen durch die erhöhten Temperaturen ab. Die Stadt Venedig existiert heute nicht mehr.“, antwortete Leons Urgroßvater.

Enttäuscht findet der Fünfjährige schnell ein neues interessantes Foto. Darauf zu sehen ist ein Tier, das er noch nie zuvor gesehen hat. „Was ist denn das für ein weißes Tier? Sieht süß aus!“ „Das ist ein Eisbär. Diese Tiere lebten in der Arktis auf riesigen Eisschollen, doch aufgrund der Erderwärmung starb diese Tierart wie viele andere aus. Die Eisbären verbrachten die langen Wintermonate und das Frühjahr auf dem Packeis. Im Frühling begann das Packeis zu schmelzen, sodass viele Eisbären auf dem Festland strandeten, wo sie aber kaum Futter fanden. Durch die Erderwärmung kam es zu einem dramatischen Rückgang des Eises, sodass sie schlussendlich keine Nahrungsgrundlage mehr hatten. Sie starben alle, deshalb kennst du dieses Tier nicht.“

Geschockt entdeckt Leon auch schon das nächste Bild und fragt: „Aber das gibt es doch wenigstens noch – oder?“ „Weißt du was das ist? Das ist das Great Barrier Reef in Australien. Dort lebten über 500 Fischarten, 4000 verschiedene Weichtiere, 400 Korallenarten und 30 Arten von Walen, Delphinen und Schildkröten. Doch ich muss dich enttäuschen, denn auch das wurde durch den Klimawandel zerstört. Aufgrund der globalen Erwärmung und die damit verbundenen steigenden Temperaturen der Ozeane wurde dieses Ökosystem zerstört. Die in Symbiose lebenden Nesseltierchen und Algen produzierten statt Zucker Giftstoffe, sodass es zum Stopp des Riffwachstums kam. Eigentlich wären die steigenden Wassertemperaturen selbst, kein großes Problem gewesen, denn die meisten Korallenarten hätten die verlassenen Kalkbauten wieder besiedeln können. Die Voraussetzung dafür wäre aber gewesen, dass die Organismen genug Zeit haben, um sich an die neuen Umweltbedingungen anzupassen, doch dies war durch den Menschen beschleunigten Klimawandel nicht möglich.“

„Aber warum haben denn die Menschen nichts gegen die Erderwärmung unternommen? War es ihnen einfach egal? Warum habt ihr damals nicht an uns gedacht?“, fragte Leon. „Egal war es den meisten Bewohnern unserer Erde nicht. Als Auswirkungen des Klimawandels erkennbar wurden, setzten sich viele Menschen für die Rettung des Klimas ein. Am meisten engagiert war die damals junge Generation, die Demonstrationen unter dem Namen „Fridays for Future“ organisierten. So gut wie jeden Freitag gingen tausende SchülerInnen und Studenten während ihrer Unterrichtszeit auf die Straßen und demonstrierten für schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen. Zudem gab es auch das Übereinkommen von Paris, dessen Hauptziel es war, den Anstieg der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Denn wäre diese Grenze nicht überschritten worden, hätten sich die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels vermeiden lassen können. Doch dieses Abkommen konnte nicht eingehalten werden, denn seit die weltweite Klimaschutzvereinbarung im Dezember 2015 geschlossen wurde, kam es zu einer Erderwärmung von 5 Grad Celsius.“

„Urgroßvater, gibt es denn eine Möglichkeit dies wieder rückgängig zu machen?“ „Diese Phänomene und Prozesse wieder komplett rückgängig zu machen ist unmöglich. Dennoch können wir weiter auf unser Klima achten und versuchen, wieder eine Verbesserung herbeizurufen. Dies könnte durch negative Emissionstechnologien, welche bald flächendeckend zum Einsatz kommen, positiv unterstützt werden. Diese können nämlich das ausgestoßene CO2 wieder aus der Erdatmosphäre zurückholen. So können wir die weitere Erwärmung stoppen und möglicherweis auch umkehren.“

Autorin / Autor: von Julia, 16 Jahre