Zukunft

Einsendung von Nina, 17 Jahre

Stell dir vor, du hättest die Möglichkeit einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wenn das schon immer dein Traum war, Glückwunsch, ist heute dein Glückstag. Doch was du dort sehen wirst, wird dir ganz und gar nicht gefallen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie deine Zukunft aussehen kann. Warum genau du, fragst du dich. Weil du genauso betroffen bist von der Katastrophe. Es ist deine Zukunft und die deiner Kinder, die hier auf dem Spiel steht.

Fangen wir an mit dem ersten Szenario. Aber zuerst möchte ich dich bitten, dass du dir einmal in Erinnerung rufst, wie dein Leben gerade ist, denn so wird es nie wieder sein. Wir schreiben das Jahr 2060. Du wachst auf, schweißgebadet, nichts Neues. Du stehst auf und öffnest die Fenster. Du schaust aufs Thermometer, während dich die frische Luft von draußen erreicht, und du bist überrascht, nur 21 Grad. Es ist Feiertag, zum Glück, denn der Alltag ist der Horror. Ein Blick auf die Uhr, schon 3 jetzt aber los. Einkaufen sonst bekommst du nichts mehr zum Essen und deine Familie darf noch eine Runde „wer kommt am längsten mit nichts zu essen aus“ spielen. Seit dem Überschreiten des 1,5 Grad-Ziels ging alles bergab, bis auf die Temperatur. Es fing an, von Zeit zu Zeit immer wärmer zu werden, immer heißer und stickiger. Die Mittags- und Nachmittagstemperaturen waren bald unerträglich und dann kamen auch schon die Dürren und die Lebensmittelknappheit. Seitdem steht man Schlange vor den Einkaufsläden, auf der Jagd nach allem, was man kriegen kann, was auch nicht reicht, denn man hat gar nicht so viel Geld die nun viel zu teuren Lebensmittel zu bezahlen. Und egal, wie früh man da ist, es ist immer jemand früher da. Meistens nehmen die Mitarbeiter, die in den Läden arbeiten, vor Ladenöffnung noch so viele Lebensmittel wie möglich weg, um sich und ihre Familien zu versorgen. Daher sind diese Berufe auch einer der beliebtesten zu dieser Zeit, wegen der höheren Überlebenschance. Und du kannst es verstehen, du an ihrer Stelle, würdest es genauso machen. Du schnappst dir deinen Mundschutz und los geht es. Du erinnerst dich an die Corona-Zeit zurück. Wir dachten tatsächlich, dass Corona die Katastrophe sein würde. Doch das war bloß die Ruhe vor dem Sturm. Aufgrund des Auftauens des Permafrost  wurden viele Bakterien und Viren zum Teil wiederbelebt, zum Teil uns unbekannte heimisch. Unserem Immunsystem droht die Dehydrierung, wenn wir zu lange in der Hitze sind, der Körper ist so damit beschäftigt, den Körper zu kühlen, dass er keine Energie hat, sich gegen die neuartigen Krankheiten zu wehren. Es besteht höchste Ansteckungsgefahr, weshalb nur im eigenen Haushalt kein Mundschutz getragen werden darf. In der Stadt angekommen, sind dort so viele Menschen, dass du praktisch wieder nach Hause gehen kannst. Und da auch schon das nächste Problem: die Menschenmassen. Milliarden von Menschen mussten ihre Heimat verlassen, weil ihr Land unbewohnbar ist. Afrika ganz oben. Das Land wurde trocken und unfruchtbar, das Wasser war fast nicht mehr existent und die Menschen hatten gar keine andere Perspektive. Damals sprach man bei ein paar Millionen Menschen schon von einer Flüchtlingskriese, was ist es nun bei Milliarden Menschen? So viele Menschen, doch keine Gemeinschaft, eher ein Kampf ums Überleben, jeden Tag. 

Du denkst wieder, wie so oft, über das Leben nach, über das, was es war und das, was es jetzt ist. Warum haben wir nichts gemacht? Warum wollten wir die Gefahr nicht sehen? Die Fakten waren da. Die Jugend, die auf die Straße gegangen ist. Und doch haben wir versagt. 2031 wurde das 1,5 Grad-Ziel überschritten und die Menschen haben versucht, zu reagieren. Von heute auf Morgen wurde alles abgeschaltet, was Kohlenstoffdioxid verbraucht, das heißt: kein Auto, kein Bus, kein Flugzeug, keine tierischen Produkte, keine Kohle. Das heißt: keine Urlaubsfotos, kein gewohntes Essen mehr in Form von Fleisch, Michprodukten, Fisch und Eiern, was immer lecker war, aber hinter dem nur ein grausames System des systematischen Versklavens, Foltern und Mordens stand, was uns unsere Sympathie und der Erde zahlreiche Bäume in Form von Regenwaldrodung gekostet hat, viel CO2 und Methan. Und nicht mehr genug Energie und Strom, was damals bequem war, aber unsere Erde ausgebeutet und mit Qualm verpestet hat, noch mehr Co2. Wir hatten Zeit genug, uns Alternativen zu überlegen, langsam umzuschalten auf umweltfreundliche Energie, umweltfreundliche Verkehrsmittel und auf eine umweltfreundliche tierlose Ernährung umzusteigen. Aber wir haben sie nicht genutzt. 2031 war zu spät, denn mit dem Überschreiten der 1,5 Gradgrenze kam die irreversible Spirale der Erderwärmung, das heißt von dort an begann die Erde immer wärmer und wärmer zu werden. Egal was man tat, es war zu spät. 2050 verschwand auch der letzte Fisch aus dem Meer und das letzte Gewässer kippte um. 2050 war auch die letzte Ecke des Meers mit Plastik gefüllt. Seit dem hört man die Kinder fragen, was denn nochmal Schnee war und ob man nochmal von der traumhaften weißen Weihnacht erzählen könnte. Man hört die Menschen husten, sieht geliebte Menschen sterben, und fühlt den eigenen Tod immer näher rücken. Denn der Mensch kann nicht leben, wenn seine Umgebung, sein zu Hause tot ist. Die Frage ist, wann erwischt es dich?

Die zweite Möglichkeit werde ich dir jetzt nicht vorstellen, denn noch ist das Jahr 2060 nicht geschrieben. Noch haben wir in der Hand, wie die Zukunft aussieht. Klar braucht es Mut zur Veränderung, aber  vor allem braucht es dich. Es braucht jeden einzelnen. Nur zusammen können wir uns eine lebenswerte Zukunft bauen. Noch ist alles möglich, noch können wir unseren Egoismus begraben. Entweder wir begraben ihn, oder er begräbt uns. Wie Greta Thunberg einmal sagte:  „Veränderung wird kommen, ob ihr wollt oder nicht!“
Bitte steh auf und handel. Wenn nicht für dich, dann für deine Kinder. 

Autorin / Autor: Nina, 17 Jahre